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© drugchecking.berlin/ Montage: Tagesspiegel

Wenn sich Koks als Ketamin entpuppt: Davor warnen die Experten beim Berliner Drugchecking

Der Fall der überdosierten Ecstasy-Pillen „Blue Punisher“ sorgt für viel Aufsehen. Kein Einzelfall, wie aktuelle Warnungen der neuen Berliner Drugchecking-Stelle zeigen.

Seit wenigen Wochen können Berliner und Berlinerinnen an drei verschiedenen Stellen in der Stadt ihre Drogen ganz offiziell testen lassen. Das Drugchecking-Projekt wird von der Senatsgesundheitsverwaltung gefördert. Konsumierende müssen sich keinerlei Sorgen um eine mögliche Verfolgung durch Behörden machen, die Abgabe der Proben erfolgt im Rahmen eines anonymisierten Prozesses. Auch um das Ergebnis zu erfahren, genügt ein vorher mitgeteilter Code, Klarnamen sind nicht vonnöten.

Ein Blick auf die Internetpräsenz des Projekts verrät, dass die tödliche Überdosierung der Ecstasy-Pille „Blue Punisher“, die zwei junge Mädchen in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern das Leben kostete, offenbar keine Ausnahmeerscheinung ist. Wir stellen an dieser Stelle beispielhaft einige verunreinigte und überdosierte Drogen vor, die bei den Berliner Drugchecking-Stellen in den vergangenen Wochen zur Kontrolle abgegeben wurden.

1 Verunreinigtes Kokain

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Tetramisol ist laut der Drugchecking-Experten einer der am häufigsten verwendeten Verschnittstoffe in Kokain-Proben. In Tetramisol ist unter anderem der Stoff Levamisol enthalten, der als Mittel gegen Wurmbefall in der Tiermedizin eingesetzt wird und wegen möglicher gefährlicher Nebenwirkungen zu diesem Zweck nicht am Menschen angewendet werden sollte. Die am 13. Juni abgegebene Probe stellte laut Drugchecking bereits die zweite Kokain-Verunreinigung mit Tetramisol innerhalb von einer Woche dar.

2 Hoch dosiertes Eulen-MDMA 

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Nicht nur die blauen Totenkopf-Pillen „Blue Punisher“ wurden in der Vergangenheit in den Berliner Laboren als zu hoch dosiert registriert, sondern auch weitere Ecstasy-Pillen mit anderen Brandings. In diesem Fall betrifft es eine Tablette in Form einer braunen Eule, die den Experten zufolge 172,7 Milligramm MDMA-Hydrochlorid enthält. Zu viel. Bei einem 75 Kilogramm schweren Mann wären etwa 110 Milligramm MDMA-Hydrochlorid „angemessen“, heißt es vom Drugchecking.

3 Ketamin statt Koks 

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In diesem Fall ging der Käufer der Droge davon aus, Kokain erworben zu haben. Das Labor stellte fest: „Es konnte kein Kokain nachgewiesen werden.“ Stattdessen handelt es sich um Ketamin, das dazu führen kann, dass das Bewusstsein vom eigenen Körper losgelöst erlebt wird. „Wird Ketamin in dem Glauben konsumiert, es handele sich dabei um das stimulierende Kokain, kann dies beim Eintreten der unerwarteten und als gegenteilig empfundenen Wirkung zu einer starken Überforderung und Unfällen führen“, warnen die Drogentester.

4 Badesalz statt MDMA 

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Der braune Klumpen wird vom Labor als 3-CMC (Clophedron) deklariert und in die Gruppe der Cathinone oder auch „Badesalze“ eingeordnet. Die Substanz ist kaum erforscht, zuverlässige Aussagen über Wirkung, Risiken, Nebenwirkungen und Langzeitfolgen sind deswegen aus wissenschaftlicher Sicht schwierig. Fest steht: Auch bei dieser Probe wurde der Käufer betrogen, eigentlich sollte MDMA erworben werden.

5 Hoch dosiertes Netflix-Ecstasy 

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Auch bei dieser Ecstasy-Pille, die mit dem Logo des US-Streaminganbieters Netflix gekennzeichnet ist, stellten die Mitarbeiter der Drugchecking-Stelle einen viel zu hohen MDMA-Gehalt fest. Dazu heißt es: „Die chemische Zusammensetzung einer Ecstasy-Tablette kann nicht auf Grundlage des Logos (Aufdruck), Farbe, Gewicht und Abmessungen (Dicke, Länge, Breite) bestimmt werden. Dazu bedarf es immer einer chemischen Analyse. Identisch aussehende Tabletten können völlig unterschiedlich zusammengesetzt sein.“

6 Amphetamin-Koffein-Gemisch mit MDMA-Verunreinigung 

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Bei dieser Probe wird im Labor ein leichter Lösungsmittelgeruch festgestellt, heißt es auf der Drugchecking-Website. Der Klumpen enthält über 50 Prozent Koffein, 12,4 Prozent Amphetamin und 0,4 Prozent MDMA. „Der Lösungsmittelgeruch und der MDMA-Zusatz verweisen auf eine unsaubere Herstellung des vorliegenden Produkts“, schreiben die Tester und raten vom Konsum dringend ab.

7 Kein MDMA, dafür Ketamin 

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Im Glauben, MDMA-Pulver zu kaufen, erwarb der Konsument diese Droge. Doch das Labor stellte fest: „Es konnte kein MDMA nachgewiesen werden.“ Stattdessen handelt es sich um Ketamin.

„Bei Pulvern und kristallinen Proben kommt es immer wieder zu Falschdeklarationen“, heißt es allgemein von der Berliner Drugchecking-Stelle. Falls möglich, sollte man die Stoffe vor dem Konsum testen lassen. Falls dies Konsumenten nicht möglich ist, empfehlen die Experten das Herantasten mit niedrigen Mengen und Dosierungen. Gleiches gilt für überdosierte Ecstasy-Pillen. Grundsätzlich sei Konsumenten immer geraten, zunächst nur die Hälfte einer Pille einzunehmen, um einer möglichen Überdosierung aus dem Weg zu gehen.

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