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Berlins Regierender Kai Wegner (CDU) und Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD).

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Wegner trifft Woidke in Potsdam: Zum Antrittsbesuch kommen beide Regierungschefs zu spät – doch verstehen sich sofort

Berlins neuer Regierender will „in allen Bereichen den engen Schulterschluss mit Brandenburg“ – etwa in der Energiepolitik. Woidkes Forderungen nach Grenzkontrollen unterstützt er.

Eine Stunde, und sie sind schon per Du. Berlin und Brandenburg wollen enger kooperieren – und dabei gegenüber dem Bund als Hauptstadtregion stärker als bisher gemeinsam an einem Strang ziehen. Das haben Berlins neuer Regierender Kai Wegner (CDU) und Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) am Dienstagabend in Potsdam nach einem Treffen auf einer gemeinsamen Pressekonferenz erklärt.

Zuvor hatte Wegner, der seit einem Monat im Roten Rathaus regiert, bei Woidke seinen Antrittsbesuch absolviert. Beide verstanden sich auf Anhieb, „wir duzen uns“, erklärte Woidke.

Dass das Eis so schnell brach, hatte vor allem mit dem Auftreten Wegners zu tun. Er traf gegenüber dem Brandenburger offenkundig den richtigen Ton, ohne jene Arroganz, die Berlin oft nachgesagt wird. Berlin habe enorme Chancen, erklärte Wegner. „Zur Wahrheit gehört, dass Berlin diese Chancen niemals nutzen kann ohne Brandenburg. Berlin braucht Brandenburg. Ich sage das in aller Deutlichkeit.“ Er wolle „in allen Bereichen den engen Schulterschluss mit Brandenburg“.

Wir duzen uns.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke nach dem Treffen mit Berlins Regierungschef Kai Wegner

Das betreffe zum Beispiel die Energiepolitik, die Energiewende, die Wegner von sich aus ansprach. Bislang sind die Energie- und Klimastrategien beider Bundesländer nicht aufeinander abgestimmt. Es sei wichtig, dass Berlin und Brandenburg eine „gemeinsame Energieregion“ würden, so Wegner. Es müsse eine Energiepolitik auf Augenhöhe geben, die beiden Ländern helfe, „wo nicht Brandenburg überall Windräder aufstellen muss, um Berlin mitzuversorgen“.

Wegner unterstützt Forderung nach Grenzkontrollen

Für die Verbesserung der Infrastruktur besonders auf der Schiene wolle man gemeinsam den Bund stärker in die Pflicht nehmen, dort noch nachzulegen, so der Regierende. Auch in der Flüchtlingspolitik habe man, wie Wegner und Woidke auf Nachfrage deutlich machten, eine gemeinsame Linie. So unterstützte Wegner ausdrücklich die Forderung des Brandenburger Ministerpräsidenten nach Grenzkontrollen an der polnischen Grenze. „Das heißt ja nicht, dass wir die Grenzen wieder dichtmachen wollen, das will kein Mensch“, sagte Wegener.

Das Treffen hatte eine halbe Stunde später als geplant begonnen, da Wegner in der abendlichen Hauptverkehrszeit – die Straßen sind mit Pendlern aus der Metropole ins Umland besonders voll – deutlich länger nach Potsdam brauchte als erwartet. So wurde schon seine Anfahrt eine Ankunft in berlin-brandenburgischen Realitäten. Als er dann eintraf, wehte vor der Potsdamer Staatskanzlei zwar die Berlin-Fahne, aber es war weit und breit kein Gastgeber zu sehen. Denn auch Woidke verspätete sich, eine protokollarische Panne. Der Atmosphäre tat das keinen Abbruch.

Konkrete Verabredungen gab es bei dem Treffen nicht. Noch nicht, wie es hieß. Ein Bahngipfel sei für den 19. Juni anberaumt. Die erste gemeinsame Sitzung beider Kabinette, wo es dann zur Sache gehen soll, ist für Herbst vorgesehen. Angesprochen wurde noch ein weiteres Thema: Berlin will – über das Deutschlandticket für 49 Euro hinaus – am 29-Euro-Ticket festhalten, aber Brandenburg ist dagegen. Ein heißes Eisen, keine Einigung in Sicht.

„Wir sind da in enger Abstimmung“, sagte Woidke, der auf den gemeinsamen Ausbau der Schienenverbindungen im Projekt „i2030“ verwies, die Verbesserung der Infrastruktur, die für Brandenburg Vorrang hat. Doch auch da setzte Wegner eine Botschaft, die auf Brandenburger Seite durchaus aufmerksam registriert wurde.

Für mich ist es wichtig, dass wir den Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg zusammenhalten.

Kai Wegner (CDU), Berlins Regierender Bürgermeister

Es gebe unterschiedliche Interessen, an der Landesgrenze von Brandenburg erwarte man mehr Schienenverbindungen, so der Regierende. „Doch ich sage das auch aus Berliner Sicht: Für mich ist es wichtig, dass wir den Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg zusammenhalten.“ Jetzt gehe es darum, dafür einen Weg zu finden.

Hat Kai Wegner einen Lieblingsort in Brandenburg? „Die Staatskanzlei“, scherzte Wegner. Kunstpause. „Als Besucher.“ Als Spandauer sei er schneller in Potsdam als an seinem neuen Arbeitsplatz in Mitte. Bezüge zur Mark hat er. Er habe im brandenburgischen Holzdorf bei der Bundeswehr seine Grundausbildung absolviert, dann in Brandenburg-Briest seinen Wehrdienst geleistet, so Wegner. „Ich habe eine gewisse Erfahrung mit Brandenburg. Ich mag Brandenburg sehr.“

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