zum Hauptinhalt
André Poggenburg

© dpa/Jacob Schröter

Update

Vortrag zu „Remigration“ geplant: Auftritt von André Poggenburg spaltet Berliner AfD

Gegen einen bevorstehenden Auftritt von André Poggenburg im Berliner Südwesten regt sich Protest. Erst kürzlich hatte der Ex-AfD-Politiker von nötigen „Arbeitslagern“ gesprochen.

| Update:

Der für Samstagabend geplante Auftritt des Ex-AfD-Politikers André Poggenburg sorgt für Streit innerhalb der Berliner AfD. In einer am Freitagnachmittag von Parteisprecher Ronald Gläser verschickten Pressemitteilung distanzieren sich zwei der sechs Mitglieder des Bezirksvorstands der AfD Steglitz-Zehlendorf von dem in Lichterfelde geplanten Treffen.

Der Auftritt Poggenburgs werde nicht durch die AfD im Bezirk unterstützt, heißt es in der Erklärung. Verantwortlich sei der aus der AfD ausgeschlossene Ex-Abgeordnete Andreas Wild, heißt es weiter. Die Veranstaltung fände in dessen „Privaträumen“ – der am Bahnhof Lichterfelde-Ost gelegenen „Staatsreparatur“ – statt.

Beate Prömm, Vize-Chefin des Bezirksverbands und laut Ankündigung Moderatorin der geplanten Veranstaltung, distanzierte sich ebenfalls vom Auftritt Poggenburgs. „Ich habe Herrn Wild am Donnerstagnachmittag darüber in Kenntnis gesetzt, nicht an der Veranstaltung teilzunehmen“, erklärte Prömm dem Tagesspiegel.

Dass Poggenburgs Auftritt zur regelmäßig stattfindenden Veranstaltungsreihe „Talk mit Prömm“ gehören sollte und mit ihrem Gesicht beworben wurde, will Prömm erst zu spät mitbekommen haben. Sie habe Wild darum gebeten, die Bewerbung zu stoppen, erklärte sie am Freitag.

„Gut funktionierende Volksgerichte und Arbeitslager“

Prömm begründete ihre Absage mit Aussagen Poggenburgs am Aschermittwoch. Nach einem Bericht von „Zeit Online“ sprach der ehemalige AfD-Politiker in seiner in Thüringen gehaltenen Rede davon, dass es „gut funktionierende Volksgerichte und Arbeitslager“ brauche. Bereits 2018 hatte Poggenburg in Richtung der Türkischen Gemeinde in Deutschland von „Kümmelhändlern“, die „selbst einen Völkermord an 1,5 Millionen Armeniern am Arsch“ hätten, und „Kameltreibern“ gesprochen.

Beobachtern der Szene ist Poggenburg bestens bekannt. Einst gründete er mit Björn Höcke den offiziell aufgelösten rechtsextremen „Flügel“ der AfD, heute ist er nach diversen rassistischen und rechtsextremen Tiraden politisch heimatlos. Sogar seine eigene Partei entzog ihm damals in Reaktion auf Poggenburgs Ausfälle das Vertrauen, woraufhin Poggenburg die Partei 2019 verlassen hatte. Sein Auftritt am Samstagabend steht unter dem Titel „Remigration“.

Gegen die Veranstaltung macht unter anderem die SPD mobil und lädt zur Gegenkundgebung. Die Demonstration mit dem Titel „Unser Kiez ist bunt – kein Platz für Rassismus!“ findet ab 17.30 Uhr schräg gegenüber von der „Staatsreparatur“ statt. Laut Veranstalter, es ist die SPD-Abteilung Lichterfelde Ost und Süd, ist das Ende der Protestveranstaltung für 20 Uhr geplant.

„Das Ganze soll ein Nachbarschaftsprotest gegen dieses braune Treiben in Lichterfelde werden“, schreibt die SPD im Aufruf – und wünscht sich „lieber witzige als aggressive“ Sprüche auf den Plakaten. „Die Demo soll zum Protest einladen und niemanden abschrecken, der sich zum Schutz der Demokratie einsetzen möchte.“

Auch die Linke ruft zur Demonstration auf. „Rechte Brandstifter, die Menschen gegeneinander aufhetzen, die unsere Nachbarn, Kollegen oder Freundinnen deportieren wollen, dürfen in unserer Stadt keine Bühne bekommen“, teilte der Linke-Vorsitzende Maximilian Schirmer mit. Beobachter rechnen mit mehr als 100 Teilnehmern an den Protesten.

Bettina Günter und Jaime Martinez Porro, beide Vorsitzende der Linken in Steglitz-Zehlendorf, wollen „Vielfalt, Solidarität und Zusammenleben im Bezirk“ bei der Demonstration verteidigen. „Die ‚Staatsreparatur‘ ist seit Jahren eine rechtsextreme Tribüne, von der aus Rassismus, Verschwörungstheorien und rechtsextreme Propaganda verbreitet werden. Aber unser Kiez ist vielfältig und bunt und wir werden nicht zulassen, dass AfD-Anhänger ihre rechte Hetze unwidersprochen hier hertragen“, teilten sie mit.

Transparenzhinweis: In einer früheren Version des Textes hieß es, Poggenburg sei aus der AfD ausgeschlossen worden. Das war ein Fehler. Poggenburg trat 2019 aus der Partei aus.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false