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Das Sommerbad Pankow.

© dpa/Wolfgang Kumm

Vor dem Sommerbad in Berlin-Pankow: Neonazis versuchten offenbar, Badegäste einzuschüchtern

Anfang Juli soll eine Gruppe Rechtsextremer vor dem Freibad demonstriert haben. Dabei trugen sie laut Senat ein Banner mit der Aufschrift: „Prügelt euch am Mittelmeer“.

Mehrere Rechtsextreme sollen Anfang Juli versucht haben, Besucher:innen des Sommerbades in Pankow einzuschüchtern. Dort war es wenige Tage vorher zu Ausschreitungen zwischen Badbesuchern und Sicherheitskräften gekommen. Nach Angaben des Berliner Senats hielten vier Personen am 1. Juli eine unangekündigte Demonstration ab. Dabei sollen sie ein Transparent mit der Aufschrift „Prügelt euch am Mittelmeer / III. Nationalrevolutionäre Jugend“ hochgehalten haben.

Das geht aus einer Antwort von Staatssekretärin Nicola Böcker-Giannini an die Linken-Abgeordneten Niklas Schrader, Klaus Lederer und Ferat Kocak hervor. Demnach trugen die vier Personen einheitliche Shirts, auf denen ebenfalls der Aufdruck „III. Nationalrevolutionäre Jugend“ zu lesen war. Allerdings lägen keine Informationen dazu vor, ob die vier Personen Mitglieder der rechtsextremen Kleinstpartei „III. Weg“ oder anderer rechtsextremer Gruppen seien, schreibt Böcker-Giannini.

Die „III. Nationalrevolutionäre Jugend“ (NRJ) ist nach eigenen Angaben die Jugendorganisation des rechtsextremen „III. Weg“. Die NRJ soll laut einem Blogbeitrag der Partei „wertvolle Kader für die Zukunft“ heranziehen und „als Vorbilder weitere Generationen im weltanschaulichen Sinne erziehen“.

Ein Neonazi soll Quarzhandschuhe dabei gehabt haben

Nach Tagesspiegel-Informationen sollen die vier Neonazis gezielt Menschen angesprochen haben, die sie offenbar für Migrant:innen hielten. Sie sollen den Badbesucher:innen unter anderem gesagt haben, dass das Sommerbad Pankow ein „deutsches Bad“ sei und auch versucht haben, sie zu fotografieren und dadurch einzuschüchtern. Einer der Neonazis soll demnach auch einen Baseballschläger bei sich getragen haben.

Offenbar versucht der III. Weg, neben der Hetze gegen queere Personen am Rande des CSD auch mit dem Thema Gewalt in Schwimmbädern gezielt rassistische Stimmung gegen Migrant:innen zu machen.

Niklas Schrader, Innenexperte der Linken

Letzteres bestätigt die Senatsinnenverwaltung nicht. Allerdings hätten Einsatzkräfte der Polizei bei einer der vier Personen ein Paar Quarzsandhandschuhe gefunden. Diese gelten zwar in Deutschland nicht als Waffe, bei Demonstrationen sind sie aber grundsätzlich verboten.

Die Einsatzkräfte der Polizei haben die Handschuhe laut Antwort sichergestellt. Die Personalien der vier Personen wurden demnach aufgenommen, gegen sie wird nun wegen des Verstoßes gegen das Versammlungsfreiheitsgesetz ermittelt.

Den Fragesteller Niklas Schrader irritiert die Antwort der Innenverwaltung. „Dass der Senat nicht einmal sagen kann, dass der III. Weg hinter dieser Aktion steht, ist besorgniserregend“, sagte er dem Tagesspiegel. „Diese Truppe ist gefährlich und sehr aktiv in letzter Zeit.“

Wie berichtet, zeigten sich die Mitglieder der rechten Partei in Berlin zuletzt immer umtriebiger. Ihnen werden unter anderem Störaktionen am Rande des queeren Christopher Street Day (CSD) zugerechnet. Schrader sieht in der Freibad-Aktion den Versuch, „neben der Hetze gegen queere Personen am Rande des CSD auch mit dem Thema Gewalt in Schwimmbädern gezielt rassistische Stimmung gegen Migrant:innen zu machen.“ Dem müssten die Behörden „höchste Aufmerksamkeit schenken“, fordert er.

Die Aktion war nicht der erste rechtsextreme Vorfall vor einem Berliner Freibad. Im Sommer 2022 zündeten etwa Mitglieder der „Jungen Nationalisten“, der Jugendorganisation der rechtsextremen NPD, Pyrotechnik vor dem Neuköllner Columbiabad. Auf einem Banner forderten die Neonazis damals in Anspielung auf vorherige Randale in dem Bad eine „Massenabschiebung“.

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