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Seit Monaten Baustelle pur: Geht es nach den Bürger:innen soll der Eugen-Gerstenmaier-Platz autofrei und die Enzianstraße verkehrsberuhigt werden. 

© Boris Buchholz

Vom Park- zum Stadtplatz in Berlin-Lichterfelde: Bürger sammeln Unterschriften für verkehrsberuhigten Kiez am S-Bahnhof

Noch ist am S-Bahnhof Botanischer Garten alles Baustelle, die Moltkebrücke wird bis 2024 erneuert. Doch dann, so die Anwohner, soll die Nachbarschaft attraktiver und sicherer werden.

| Update:

Das absehbare Ende der langwierigen Brückenbauarbeiten am S-Bahnhof Botanischer Garten – 2024 soll die neue Brücke über die S-Bahngleise fertig sein – nährt in der Nachbarschaft die Diskussionen um die Zukunft. Und zwar um eine bessere, schönere, sicherere Zukunft. Dieser Debatte widmet sich die Bürgerinitiative Blumenkiez, die jetzt konkrete Forderungen auf die Tresen, Theken und Tische der Läden der Umgebung gelegt hat: Die Lichterfelderinnen und Lichterfelder sammeln Unterschriften für einen Einwohnerantrag an das Lokalparlament. Es geht um Verkehrsberuhigung, Parkplätze und einen autofreien Eugen-Gerstenmaier-Platz.

Noch wird der Vorplatz des S-Bahnhofs von der Baustelle dominiert. Wenn sich der Baustaub verzogen hat, soll eines nicht passieren: Die Autos sollen nicht wieder den Ton auf dem Eugen-Gerstenmaier-Platz angeben. Pkw sollen auf dem Platz nichts mehr zu suchen haben, fordern die Bürger. Stattdessen solle er „sukzessive in einen zentralen Kiez-Begegnungsort (Mehrgenerationenplatz) umgestaltet“ werden, heißt es im Einwohnerantrag.

Neue Bänke, Spielgeräte und ein „Kiez-Pavillon“ sollen neben „resilienter und ästhetischer Bepflanzung“ für einen attraktiven Wohlfühlort mitten im Kiez sorgen, führt die BI in einem Schreiben an die Bewohnerinnen und Bewohner des Blumenkiezes aus.

Ideensammlung und Austausch: Im Juli kamen zum Kiezfrühstück der Bürgerinitiative auf dem Gehweg 150 Menschen.

© BI Blumenkiez

Zu einem Begegnungsort gehört auch, dass er ohne Gefahr zu erreichen ist. Deshalb lautet die zweite Forderung im Antrag, eine sichere Querung für Ältere und Kinder über die Hortensienstraße zu ermöglichen. Die Idee: Die Parkmöglichkeiten vor der Eisdiele „La Pallina“ sollen wegfallen, dann wäre der Weg zum gegenüberliegenden Platz gut einzusehen und frei.

Im Gardeschützenweg soll vor dem BND wieder geparkt werden

Zum Ausgleich schlagen die Kiezbewohner vor, auf dem Gardeschützenweg vor dem Gelände des Bundesnachrichtendienstes (BND) zusätzliche Parkplätze zu schaffen. Bevor die Schlapphüte erst nach Lichterfelde und dann größtenteils nach Mitte zogen, war es im Gardeschützenweg auf beiden Straßenseiten möglich, sein Auto abzustellen. Dann machte der BND Sicherheitsbedenken geltend.

Forderung Nummer drei: Eine „effektive Verkehrsberuhigung auf der zentralen Kiez-Einkaufsachse“ zwischen Gardeschützenweg und Asternplatz wird gewünscht. Alle Verkehrsteilnehmenden vom Fußgänger über Radler bis zu Autofahrern sollen weiterhin freien Zugang haben.

Doch: „Für eine sichere Koexistenz ist es unabdingbar, die Geschwindigkeit auf (möglichst) Schrittgeschwindigkeit abzusenken: Die Nutzung als Abkürzungs- / reine Durchfahrtstrecke sollte völlig unattraktiv gemacht werden.“ Auch Ideen, wie das zu erreichen wäre, liefern die Bürgerinnen und Bürger mit: Die Enzian- und Moltkestraße könnten stellenweise verengt, alternativ könnte eine Fahrrad- oder eine Einbahnstraße eingerichtet werden. Wichtig sei es, den lokalen Einzelhandel durch Kurzzeitparkplätze für seine Kunden zu stärken. Zudem solle diese Kiezachse barrierefrei gestaltet werden.

Mindestens 1000 gültige Unterschriften sind nötig

Jetzt kommt es auf die Unterstützung aus der Bevölkerung an: Von Nellies Café bis zur Apotheke am Asternplatz liegen die Unterschriftenlisten aus. Um einen Einwohnerantrag in die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) einbringen zu können, müssen mindestens 1000 im Bezirk gemeldete Menschen über 16 Jahren den Antrag unterstützen. Wird das Quorum erreicht, muss sich die BVV mit dem Anliegen binnen zweier Monate abschließend befassen.

Zumindest zum Teil laufen die Kiezbewohnerinnen und -bewohner im Lokalparlament offene Türen ein. Im Juni beschloss die BVV auf Antrag von Grünen, SPD und FDP einstimmig, dass das Bezirksamt ein Konzept zu erarbeiten habe, wie der Eugen-Gerstenmaier-Platz zu einem Stadtplatz weiterentwickelt werden könnte. „Dabei soll … geprüft werden, ob auch Vorschläge von Anwohnenden Berücksichtigung finden können“. Sollten sie, ist die vorherrschende Meinung in der aktiven Nachbarschaft. Mal sehen, wie lange es dauert, bis 1000 Unterschriften beisammen sind.

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