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Rad unterm Rad. Immer wieder gibt es Unfälle, bei denen Radler von Lastwagen erfasst werden.

© Kai-Uwe Heinrich

Verstärkte Kontrolle der Polizei in Berlin: 1845 Anzeigen gegen Auto und Lkw-Fahrer in zwei Wochen

"Rot" missachtet, falsch abgebogen, Handy am Ohr: Zwei Wochen lang hat die Polizei verstärkt Autofahrer kontrolliert. Jetzt zieht sie Bilanz.

Bei "Rot" gefahren, falsch abgebogen, Handy am Ohr, Blinker nicht gesetzt: Das ist die Bilanz einer zweiwöchigen Schwerpunktkontrolle der Berliner Polizei, bei der das Verhalten abbiegender Lkw-Fahrer kontrolliert wurde. Vom 1. bis zum 12. April wurden dabei insgesamt 2662 Kraftfahrer von der Polizei kontrolliert, die Folge waren 1845 Anzeigen. Darunter sind allein 298 Abbiegeverstöße und 165 "Rot"-Fahrten.

Erst Ende Februar wurde eine 37 Jahre alte Frau  in der Nähe des Alexanderplatz von einem Lkw erfasst, die Frau verstarb noch am Unfallort. Nach Angaben des Automobilclubs ACE kommen in Deutschland jährlich dutzende Radfahrer ums Leben, weil Lkw- oder Pkw-Fahrer die Fahrräder beim Abbiegen im toten Winkel übersehen. 2018 wurden in Berlin 1553 Radfahrer durch Abbiegeunfälle verletzt, vier wurden getötet, teilte die Polizei mit.

Die Bundestagsfraktion der Grünen hatte im Januar ein Gutachten veröffentlicht, das ein Fahrverbot von Lkw ohne Abbiegeassistenten in Städten für machbar hält. Die Senatorin für Verkehr, Regine Günther (parteilos, für Grüne) erteilte dem Vorstoß aber eine Absage: "Unsere Rechtsabteilung kommt zu dem Ergebnis, dass für jede einzelne Kreuzung in Berlin eine Gefahrenlage nachzuweisen wäre, um ein Verbot durchzusetzen", sagte ihr Sprecher, Jan Thomsen.

Da Fahrverbote rechtlich oft schwer umsetzbar sind, zielt der Ansatz der Europäischen Union auf die Produzenten: Ab 2024 sollen nur noch Lastwagen mit Abbiegehilfe eine Zulassung erhalten. Eine Nachrüstung vorhandener Lkw kostet die Speditionen etwa 1000 Euro pro Fahrzeug.

Die Lastwagen und Transporter der landeseigenen Berliner Betriebe werden bereits nach und nach mit Abbiegehilfen ausgestattet. Den Anfang machte die Berliner Straßenreinigung (BSR) und bestellte bereits im vergangenen Jahr 48 neue Müllwagen mit Assistenten. Zudem hat sie für mehr als 500 Fahrzeuge über 7,5 Tonnen die Beschaffung von Nachrüstsystemen ausgeschrieben.

Neben den Lkw-Fahrern wurde in den ersten zwei Aprilwochen jedoch auch das Fahrverhalten der Radler von der Polizei genauer beobachtet, das Ergebnis: 1102 Anzeigen gegen Fahrradfahrer, unter anderem 571 wegen Rotlichtverstößen. "An vielen Kontrollorten war die Feststellung erschreckend, wie sorglos und leichtfertig Radfahrende die Fahrbahn selbst unmittelbar vor abbiegenden Lkw queren – in Anbetracht der hohen Selbstgefährdung mehr als unverständlich", resümierte die Polizei. 

Sie rät Radfahrern zu besonderer Vorsicht: möglichst Blickkontakt zu den abbiegenden Fahrzeugen aufnehmen, das eingeschränkte Sichtfeld der Lkw berücksichtigen und "im Zweifel lieber auf den eigenen Vorrang zu verzichten".

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