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Mitarbeiter von infraVelo bearbeiten einen Radweg.

© infraVelo / Dominik Butzmann

Verkehrswende in Berlin: Machen grüne Radstreifen den Unterschied?

Der Senat will alle Schutz- und Radstreifen in Berlin grün markieren. Die landeseigene infraVelo streicht erste Wege, testet Material und beobachtet die Pendler.

InfraVelo rollt für Berlins Fahrradfahrer einen grünen und manchmal auch einen roten Teppich aus: Das landeseigene Unternehmen soll die Radverkehrsinfrastruktur in der Hauptstadt verbessern. Das fällt zunehmend ins Auge: infraVelo ist auch für die grüne und rote Markierung von Fahrradwegen zuständig, zum Beispiel in der Katzbachstraße in Kreuzberg oder der Wisbyer Straße in Pankow.

Auf diesen Abschnitten rollen die Fahrradfahrer schon heute über leuchtend verkehrsgrüne Radwege, weitere sollen folgen. Und wo Kreuzungen und Einmündungen eine besonders hohe Aufmerksamkeit aller Verkehrsteilnehmer fordern, greifen die Markierer zur roten Farbe auf der Straße.

Das Kalkül hinter der grünen und roten Beschichtung der Radwege ist einfach: „Radwege sollen sichtbarer und damit sicherer werden“, sagt infraVelo-Sprecherin Alexandra Hensel. 19 Kilometer Strecke wurden seit 2018 bereits farblich beschichtet, bis zum Jahresende sollen weitere acht Kilometer geschafft sein.

infraVelo erhält Aufträge nur von Senatsverwaltung

Als Tochterunternehmen des landeseigenen Parkbetreibers Grün Berlin soll infraVelo die Berliner Radverkehrsinfrastruktur unterstützen und weiter voranbringen. Alleinige Zuwendungsgeberin ist die Senatsverwaltung für Umwelt und Verkehr, von ihr erhält das Unternehmen seine Aufträge.

InfraVelo ist mit seinen 26 Mitarbeitern unter anderem an der Planung von Fahrradschnellverbindungen und Fahrradparken beteiligt. Außerdem übernimmt das Unternehmen seit 2018 die Beschilderung mit den grün-weißen Radwegweisern. Und noch dazu die grüne und rote Beschichtung von Fahrradwegen in der Hauptstadt. Zwar können Senatsverwaltung und Bezirke auch eigenständig Markierungen umsetzen, besonders bei bezirksübergreifenden Projekten ist aber infraVelo Ansprechpartner.

Unfreiwillige Aufmerksamkeit zogen diese Markierungen zuletzt auf sich, als Anfang August ein Starkregen die grüne Farbe vom frisch markierten Weg in der Greifswalder Straße weit über die Fahrbahn verteilte. Nur eine Stunde, nachdem die Fahrbahn markiert worden war, spülte der Regen grün eingefärbten Quarzsand über die Straße, die Bilder waren danach auf Twitter zu sehen.

Anfang August hatte ein Regenschauer die grüne Farbe weit über die Fahrbahn verteilte.
Anfang August hatte ein Regenschauer die grüne Farbe weit über die Fahrbahn verteilte.

© akh

Normalerweise muss bei der Radwegbeschichtung auch der Wetterbericht berücksichtigt werden – und vieles mehr, wie Projektmanager Bastian Birkenstock von infraVelo erklärt. In Abstimmung zwischen Bezirk und Senatsverwaltung müsse zunächst überlegt werden, welche Abschnitte sich für die farbliche Beschichtung eignen. Außerdem müssen die Planer berücksichtigen, auf welchen Strecken vielleicht bald gebaut wird, damit nicht am Ende kurz nach der Markierung Arbeiten an der Fahrbahn anstehen und die Grünbeschichtung umsonst war.

Dann wird ausgewählt, welche Radwege grün und rot werden sollen. Der Farbton ist genau festgelegt: Die normale Strecke wird im Farbton Verkehrsgrün beschichtet, in Kreuzungen, Einmündungen und anderen Konfliktbereichen stattdessen in Verkehrsrot, genauso wie an sehr stark frequentierten Zufahrten. Die kontrastreiche Beschichtung soll Fahrradwege sichtbarer machen und Autofahrer davon abhalten, die Radwege zu überfahren oder darauf zu parken.

Gemeinsam mit der Senatsverwaltung und den Bezirken muss infraVelo festlegen, welche Art der Markierung notwendig ist. Die unterschiedlichen Beschichtungen haben nämlich unterschiedliche Vor- und Nachteile, wie Bastian Birkenstock sagt.

Das Material ist entscheidend

Dazu zählen neben der Belastbarkeit und den Kosten auch die Zeit, die das Material zum Trocknen braucht: Die Beschichtung mit Kaltplastik ist nach etwa einer Stunde bereits wieder trocken, Epoxidharz kann dafür bis zu drei Tage benötigen. Dafür punktet das Harz mit seiner Dauerhaftigkeit, es wird als Variante für erhöhte und ständige Verkehrsbelastung durch Pkw und Lkw empfohlen.

Damit die Maßnahmen durchgeführt werden können, muss aber auch das Wetter stimmen: Eine trockene Witterung und nicht zu extreme Temperaturen sind wichtig, damit die Beschichtung aufgetragen werden und trocknen kann. Die Grünbeschichtung erneuert dabei auch die bestehende Oberfläche der Fahrbahn.

Mit den beschichteten Radwegen laufen auch einige Tests: „Es werden im Rahmen der Mobilitätswende die Materialien und das Verhalten der Verkehrsteilnehmer untersucht“, so Bastian Birkenstock. Ein externes Büro analysiere, wie oft zum Beispiel die beschichteten Streifen von Radfahrern benutzt und von Autos überfahren würden.

Wir wollen wissen: Verändern die farbigen Beschichtungen das Verhalten der Verkehrsteilnehmer in Berlin?“ Fünf Jahre dauert die Testphase, bevor alle Schutz- und Radstreifen grün bzw. rot markiert werden sollen.

Besonders an dem Einsatzgebiet Berlin ist für infraVelo-Sprecherin Alexandra Hensel, dass das Unternehmen hier helfe, gemeinsam eine neue Mobilität zu bringen – in enger Abstimmung mit anderen Verkehrsmaßnahmen. Hier sei es sehr wichtig, die Maßnahmen zu koordinieren und zu priorisieren.

Für die Zukunft hat sich infraVelo laut Hensel vorgenommen, die Planungsprozesse zügig umzusetzen. Dazu gehöre auch, diese Prozesse transparenter zu machen – „nicht zuletzt um Bürgerinnen und Bürgern und denjenigen, die am Mobilitätsgesetz beteiligt waren, signalisieren zu können, wie die Verkehrswende vorankommt“, sagt Firmensprecherin Alexandra Hensel. Das sollen Einblicke in die Arbeit des Unternehmens den Radfahrern zeigen.

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