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Im Tempohome in Spandau leben derzeit 80 gehörlose Flüchtlinge.

© Kai-Uwe Heinrich TSP

Unterkunft in Berlin-Spandau: Gehörlose Flüchtlinge erhalten Frist zum endgültigen Auszug

Bis Freitagnachmittag müssen die rund 80 gehörlosen Flüchtlinge ihre Unterkunft in Spandau verlassen. Wo sie dann leben sollen, ist unklar. Ein Gespräch soll Lösungen bringen.

Den gehörlosen Flüchtlingen in der Gemeinschaftsunterkunft am Rohrdamm in Berlin-Spandau ist eine Frist zum endgültigen Auszug gesetzt worden. Das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) verlangt, dass die Gruppe von rund 80 Personen bis Freitagnachmittag die Unterkunft verlässt. Dies bestätigte LAF-Sprecher Sascha Langenbach dem Tagesspiegel. Was allerdings passieren wird, sollten die Menschen in der Unterkunft bleiben, ist derzeit unklar.

Am Donnerstagnachmittag wird es ein weiteres Gespräch zwischen dem Gehörlosenverband Berlin, der Landesbeauftragten für Menschen mit Behinderung, Christine Braunert-Rümenapf, und Wenke Christoph (Linke), Staatssekretärin für Integration und Soziales, geben. Das sagte Markus Berg, Pressesprecher der Senatssozialverwaltung, dem Tagesspiegel.

Da der bisherige Betreiber Tamaya seit dem 1. Februar nicht mehr für die Unterkunft zuständig ist, musste beim Brandschutz improvisiert werden. Zwei Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma sind derzeit vor Ort, um die Menschen in der Unterkunft im Fall eines Brandes zu alarmieren, da diese die akustischen Signale nicht hören können.

Gespräch soll Lösung bringen

Pressesprecher Berg sagte, die Verantwortlichen in der Senatsverwaltung seien „zuversichtlich, dass sich beginnend mit dem Gespräch am Donnerstag eine Lösung finden lässt, welche die Bedürfnisse der Geflüchteten und die stark beanspruchten Strukturen der Geflüchtetenunterbringung in Berlin berücksichtigt“.

Das Ukraine-Ankunftszentrum in Tegel verfügt über Plätze, die nur für einen kurzzeitigen Aufenthalt geeignet sind.

Markus Berg, Pressesprecher der Senatsverwaltung für Migration, Arbeit und Soziales

Doch die Senatsverwaltung hat ebenfalls bereits klargestellt, dass als Alternative nur das Tempohome auf dem Columbiadamm infrage kommt. Nur dort könnten die Menschen wie von ihnen gewünscht weiter als Gruppe zusammen wohnen.

Das LAF hat die Unterkunft am Columbiadamm bis Freitagnachmittag geblockt. Sollten die gehörlosen Flüchtlinge dort bis dahin nicht einziehen, dann werden dort andere Flüchtlinge untergebracht.

Ankunftszentrum Tegel ist keine Alternative

Das Ankunftszentrum Tegel sei keine Alternative für die gehörlosen Flüchtlinge. Das dortige Ukraine-Ankunftszentrum „verfügt selbst über Unterbringungsplätze, die nur für einen kurzzeitigen Aufenthalt geeignet sind. Dort kann weniger Privatsphäre gewährleistet werden und es kann nur ein Catering angeboten werden, die Möglichkeit der Selbstversorgung ist nicht gegeben“, sagte Pressesprecher Berg. Außerdem seien die Flüchtlinge dort deutlich von der Gehörlosenschule in Westend entfernt.

Die derzeitige räumliche Nähe zur Schule ist ein Grund dafür, dass die Flüchtlinge in Spandau bleiben wollen. Die Fahrzeit vom Spandauer Rohrdamm sei dorthin wesentlich kürzer als vom Columbiadamm.

Clara Belz, die Flüchtlingsbeauftragte des Gehörlosenverbands Berlin, erklärte dem Tagesspiegel, dass die Flüchtlinge auch in Spandau bleiben wollten, „weil sie in einer größeren Unterkunft untergehen und ihre Schutzbedarfe dann in Gefahr sind“.

Viele gehörlose Kinder sind traumatisiert

Viele Kinder seien traumatisiert. Sie bräuchten dringend eine Unterkunft in der Nähe jener Schule, in welcher der Gehörlosenverband mehrere Angebote mache, um die traumatisierten Kindern und ihre Eltern engmaschig zu betreuen.

Der Verband möchte, dass die Flüchtlinge alternativ in einem ehemaligen Studentenheim in Charlottenburg untergebracht werden. Diese Unterkunft war vom LAF auch mal ins Gespräch gebracht worden, aber nach einer Prüfung des Heims war klar, dass es erst saniert werden müsste. Ein Einzug sei frühestens im März möglich, sagte LAF-Sprecher Langenbach.


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