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Wolfgang Richter von der Spreewaldfischerei Alt-Schadow (Brandenburg) zeigt einen noch lebenden Wels, der knapp 40 Kilogramm schwer und etwa 1,80 Meter lang ist.

© dpa/Patrick Pleul

Unangenehme Begegnungen in Berliner Seen: Wenn der Wels denkt, dass der Schwimmer ein Fisch ist

Was ist dran am Monster-Wels vom Schlachtensee und warum sind an der Krummen Lanke so viele Schildkröten? Welche Tiere in den Berliner Badeseen unterwegs sind.

Eine Legende, die noch jedes Sommerloch gestopft hat: der Aggro-Wels vom Schlachtensee, der seine Zähne in Schwimmerbeine schlägt. Ein urbaner Mythos, eifrig weitergetragen von Jahr zu Jahr. Was ist dran – und welche anderen Tiere schwimmen in den Berliner Seen? Allen voran sind es Fische. Knapp 50 verschiedene Arten leben in den Gewässern – nicht zuletzt, weil die Wasserqualität in den letzten 40 Jahren enorm gestiegen ist.

Am häufigsten vertreten sind Barsche, Plötzen und Brassen, gefolgt von Aalen, Hechten, Karpfen und Zandern. Und die Monsterwelse? Die gibt es tatsächlich, sagt Derk Ehlert, Wildtierexperte des Landes Berlin, dem Tagesspiegel. Die Tiere werden in Berlin – mit wenigen Riesen-Ausnahmen – bis zu einem Meter lang und schwimmen unter anderem im Schlachtensee und der Krummen Lanke.

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Die Sensationsunfälle, bei denen Menschen von Welsen verletzt werden – 2008 musste beispielsweise eine Frau mit einer 17-Zentimeter-Schürfwunde ins Krankenhaus –, seien absolute Ausnahmen. Eigentlich seien die Tiere für Menschen ungefährlich, sagt Ehlert.

Allerdings könne es im August tatsächlich zu Begegnungen kommen: Dann zögen sich die weiblichen Tiere nämlich zum Laichen ins Schilf zurück, wo sie ihr Territorium vor anderen Fischen verteidigen. „Manchmal denkt ein Wels, dass ein Schwimmer ein Fisch ist, und berührt ihn. Aber das ist nicht schlimm, der zieht uns nicht in die Tiefe, auch keine Kinder.“

Ganz schön groß: Europäischer Wels Silurus glanis.
Ganz schön groß: Europäischer Wels Silurus glanis.

© imago/imagebroker

Ebenfalls im Wasser präsent: diverse Reptilien, etwa die seltene Ringelnatter. Die Wasserschlange erkennt man am charakteristischen gelben Ring am Nacken – sie ist für Menschen nicht giftig. Außerdem sind weitere possierliche Reptilien in den Berliner Gewässern zu entdecken: Schildkröten. Leider, sagt Experte Derk Ehlert. Denn sie gehören nicht an die Ufer.

Erkennbar am gelben Ring am Nacken: eine schwimmende Ringelnatter Natrix natrix.
Erkennbar am gelben Ring am Nacken: eine schwimmende Ringelnatter Natrix natrix.

© IMAGO/Volker Hohlfeld

Die Tiere sind in Berlin nicht heimisch, sondern wurden allesamt von Privatpersonen ausgesetzt. Meistens sind es Rotwangen- oder Schmuckschildkröten, die sich auf ufernahen Ästen sonnen. „Alles, was so ein Kinderherz begeht, ist da zu finden. Doch wenn die Kinder erwachsen sind und ausziehen, wollen die meisten nicht ein Leben lang eine Schildkröte haben. Die werden nämlich bis zu 80 Jahre alt. Und wenn sie niemand abnimmt, werden sie ausgesetzt im Glauben, dass die es da gut haben.“

Das haben sie leider nicht. Die klimatischen Bedingungen sind für die Tropentiere in Berlin völlig falsch, weshalb sich die Berliner Exemplare auch nicht vermehren. Jede einzelne Schildkröte an einem See war somit einmal ein Haustier – ein Haustier, das nicht nur im strengen Winter erfrieren kann, sondern als invasive Art auch noch heimische verdrängt.

Eine Schmuckschildkröte, die sich im Tiergarten sonnt. Immer wieder werden die Tiere ausgesetzt.
Eine Schmuckschildkröte, die sich im Tiergarten sonnt. Immer wieder werden die Tiere ausgesetzt.

© Holger Jost

Und sonst? Flattern zahlreiche Vögel übers Wasser, nicht zuletzt die seltenen, schillernden Eisvögel oder putzigen Mandarinenten, deren Vorfahren vor vielen Jahren aus dem Berliner Zoo entkommen sind. Am Ufer sind außerdem Biber unterwegs. Die kommen an fast allen Berliner Seen vor, sagt Derk Ehlert – mehr als 100 Ansiedlungen gebe es in der Stadt.

Wer Tiere beobachten will, dem empfiehlt der Experte einen frühmorgendlichen Ausflug zum Tiergarten, in den Treptower Park oder auf die Pfaueninsel: An diesen gut erreichbaren Orten tummelten sich viele Tiere an Land und im Wasser. Generell seien aber alle Berliner Seen für eine Safari geeignet.

Ehlert rät, bei der Beobachtung jedoch gebührend Abstand zu halten, vor allem zum Schutz der Tiere. Am Wasser gelte es, Ruhezonen zu wahren, nicht ins Schilf zu schwimmen, keine Tiere zu füttern (Fäulnisgefahr!) und Fische nicht zu streicheln, wenn sie näher kommen. Die Fettschicht auf der Haut könne die Schuppen schädigen. Sollte ein Fisch – gar ein Wels – trotzdem einmal den Fuß streifen, heißt es: ruhig bleiben. „Über den Wels wird viel zu viel diskutiert. Das ist ein Wels wie du und ich.”

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