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Ein beliebtes Ziel per Segway: Touristen wollen das Branden

© IMAGO/Wolfgang Maria Weber

Tourismus in der Hauptstadt: Es kommen wieder mehr Menschen aus dem Ausland

2019 gab ein Besucher im Durchschnitt 209 Euro pro Tag in Berlin aus. Geld, das die Stadt dringend braucht. Die Stadtvermarkter von VisitBerlin und die Wirtschaftssenatorin buhlen deshalb um Touristen.

Menschen kommen nach Berlin, um die Plätze im Regierungsviertel zu finden, an denen die Tagesschau-Redakteure ihre Aufsager einsprechen – oder die, wo Babylon Berlin gedreht wurde. Oder einfach um neue Modetrends mitzubekommen, den Zeitgeist und Essensneuheiten.

Das jedenfalls sagt der Chef von VisitBerlin, Burkhard Kieker, über die Bestreben der Berlin-Besucher hierherzukommen. Während er das sagt, sitzt er zwischen Bildern des Fotografen Jochen Lempert im C/O Berlin, einem Ausstellungshaus in der Hardenbergstraße in Charlottenburg. Der Ort ist nicht zufällig gewählt, denn Kieker zufolge sind solche Ausstellungen ebenfalls ein Grund für den großen Andrang auf diese Stadt.

Die Agentur, für die Kieker arbeitet, VisitBerlin, ist unter anderem dafür da, Berlin in der Welt zu promoten. Seine Kollegen und er laden dafür Journalistinnen aus anderen Ländern ein oder fliegen selbst nach São Paulo, Brüssel, London und Tel Aviv und machen Werbung für die Hauptstadt. Wie gut ihnen diese Akquise gelingt, präsentieren sie am Donnerstagmorgen bei einer Pressekonferenz, bei der sie gemeinsam mit der Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) die Tourismus-Bilanz für das erste Halbjahr dieses Jahres vorstellen.

24
Prozent mehr Übernachtungen als im Vorjahreszeitraum wurden bislang gezählt.

Die Zahlen sind Giffey und Kieker zufolge erfreulich: 13,8 Millionen Übernachtungen in Hotels und anderen Unterkünften wurden bislang in 2023 gezählt. Das sind knapp 24 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch die Zahl der Besucher:innen hat sich um 30, 2 Prozent erhöht.

Corona war ein Fiasko

Allerdings muss man bedenken, dass in den ersten Monaten 2022 reisetechnisch in Deutschland auch kaum etwas los war. Damals gab es zwar keinen Lockdown mehr, aber die Pandemie hatte die Reisebranche trotzdem fest im Griff: Es gab Maskenpflichten und Hygieneregeln. Viele Menschen blieben lieber zu Hause, als sich woanders einem Risiko auszusetzen.

2019 war ein absoluter Höhepunkt der wirtschaftlichen Entwicklung auch der touristischen Entwicklung in der Nachwendezeit.

Franziska Giffey, Berliner Wirtschaftssenatorin

Für die Tourismusbranche war die komplette Pandemie ein Fiasko – und auch VisitBerlin und die Wirtschaftsverwaltung sorgten sich darum, ob die Reiselust jemals in so einem Ausmaß in die Hauptstadt zurückkäme, wie sie sie 2020 schlagartig verlassen hatte. 2019 war nämlich, sagt Franziska Giffey, „ein absoluter Höhepunkt der wirtschaftlichen Entwicklung auch der touristischen Entwicklung in der Nachwendezeit.“

Aktuell seien wieder 86 Prozent dieses Vorkrisenniveaus erreicht. Das bedeute, man sei noch nicht ganz zurück. Deshalb sei es nun umso wichtiger, den Motor, der wieder angelaufen sei, nicht abzuwürgen. „Jetzt muss die Resilienzphase kommen, in der wir dieses Wachstum stabilisieren.“

Doch wie soll so eine Krisenstandhaftigkeit entwickelt werden? Giffey sagt, dass genau dafür im Haushaltsentwurf des Senats auch ein Nachfolgeprogramm zum „Neustartprogramm“ aufgelegt worden sei. Dieses war seinerzeit geschaffen worden, um nach der Pandemie betroffene Unternehmen zu entlasten und zur Ankurbelung ihres Geschäfts beizutragen.

Berlin konkurriert mit den Großen

Kieker verweist auf verschiedene Großveranstaltungen, Ausstellungen und Kongresse, die in nächster Zeit etliche Besucher:innen in die Hauptstadt locken sollen. Darunter der World Health Summit im Oktober oder die Fußball-Europameisterschaft im kommenden Sommer.

2019 gab ein:e Tourist:in durchschnittlich 209 Euro pro Tag während ihres Aufenthalts aus. Geld, das für die Wirtschaftsleistung der Hauptstadt sehr wichtig ist. Zahlen zu den Ausgaben pro Gast in diesem Jahr gibt es noch nicht. Was Kieker aber bereits sagen kann: es kommen wieder mehr Menschen aus dem Ausland hier, nämlich 38,8 Prozent. Zum Vergleich: Von Januar bis Juni 2022 waren es 36 Prozent. Zu den Ländern, aus denen die meisten Tourist:innen nach Berlin kommen, gehören das Vereinigte Königreich, die USA und die Niederlande.

Zudem zählt Berlin Kieker zufolge weiterhin zu den Top-Städten der Welt. Kieker zitiert eine Aufstellung, wonach die deutsche Hauptstadt Platz 15 von den 100 beliebtesten belegt – ganz in der Nähe von Chicago und San Francisco. „Ich erwähne das noch mal, weil unsere Benchmark nicht Bielefeld ist, sondern die großen Metropolen. Und so werden wir auch gesehen.“

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