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Alfonso Pantisano.

© imago images/Political-Moments/imago stock

SPD-Politiker und Aktivist: Alfonso Pantisano ist erster Queerbeauftragter Berlins

Er war im Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbands Deutschland. Jetzt wird der SPD-Politiker und Aktivist die queeren Anliegen für Berlin vertreten.

Der Politiker und Aktivist Alfonso Pantisano (SPD) ist am Dienstag vom Senat zum Queerbeauftragten des Landes Berlins ernannt worden. Das teilte Gleichstellungssenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) am Dienstag per Pressemitteilung mit. Die offizielle Bezeichnung für Pantisanos Funktion lautet „Ansprechperson Queeres Berlin“.

Der 48-Jährige wird sich künftig hauptsächlich um die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt in Berlin kümmern und dem Wunsch des Senats nach „Sprachrohr für die queeren Communitys in Berlin“ sein.

„Alfonso Pantisano setzt sich seit vielen Jahren als einer der sichtbarsten und kreativsten Berliner Aktivisten für die Interessen der queeren Communitys ein“, sagte Kiziltepe. Er rücke die Gleichstellung queerer Menschen als Menschenrecht in den Fokus und motiviere damit auch junge Menschen zum Engagement.

Ein Schwerpunkt meiner Arbeit wird es sein, queere Menschen vor Gewalt und Ablehnung zu schützen, die sie auch im Jahr 2023 in Berlin erleben.

Alfonso Pantisano, neuer Queerbeauftragter Berlins.

Pantisano erklärte, er wolle die Regenbogenhauptstadt Berlin „als Heimat und Hoffnungsort für zigtausende queere Menschen stärken“. Er sehe seine Aufgabe darin, die vielen Kräfte zu bündeln, um die Lebenssituation von LSBTIQ+ zu verbessern, die aufgrund von Diskriminierung und oft problematischen Lebenswegen immer noch mit sozialen und persönlichen Benachteiligungen zu kämpfen hätten.

„Ein Schwerpunkt meiner Arbeit wird es sein, queere Menschen vor Gewalt und Ablehnung zu schützen, die sie auch im Jahr 2023 in Berlin täglich im öffentlichen wie auch im privaten Raum erleben.“

Pantisano war bisher persönlicher Referent von SPD-Chefin Saskia Esken und zuvor Referent von Innensenatorin Iris Spranger (SPD). Bis Anfang der Jahres engagierte er sich als Mitglied im Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbandes Deutschland.

Bislang war Pantisano auch Landesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft SPDQueer Berlin und in dieser Funktion auch Mitglied des SPD-Landesvorstands. Dieses Amt hat er am Dienstag mit sofortiger Wirkung niedergelegt.

Pantisano ist in vielfältiger Hinsicht sozial und politisch aktiv – als Mitglied im Arbeiter-Samariter-Bund, der Arbeiterwohlfahrt und der Dienstleistungsgewerkschaft verdi. Darüber hinaus engagiert er sich für die Obdachlosenhilfe, die Tafel sowie den Verein SeaWatch. Früher verdiente Pantisano sein Geld auch mit Moderationen für große Autohersteller oder kommunale Auftraggeber in Deutschland und der Welt. 2013 gründete er die queere Initiative „Enough is Enough“, die mit vielen Aktionen auf globale Homo- und Transfeindlichkeit aufmerksam machte.

Positive Reaktionen aus der queeren Community

Aus der queeren Community kamen am Dienstag positive Reaktionen. Der Lesbenring erklärte, die Ernennung von Pantisano sei „ein Schritt in die richtige Richtung“, um die Stimmen und Bedürfnisse der LGBTQ+-Gemeinschaft in Berlin zu bündeln, zu stärken und zu repräsentieren: „Der LesbenRing ist zuversichtlich, dass Herr Pantisano sein Fachwissen und seine Erfahrung nutzen wird, um die Situation von lesbischen Frauen und queeren Menschen in Berlin weiter zu verbessern.“

Der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg begrüßte die Einrichtung der Stelle ebenfalls ausdrücklich. Der Verband habe große Erwartungen an das Amt. Der Queerbeauftragte werde „als Anpacker und Brückenbauer“ gebraucht, damit dringende Bedarfe vor allem hinsichtlich der gleichberechtigten sozialen Versorgung und Teilhabe von queeren Menschen in Berlin angegangen werden könnten. Kritik kam daran, dass noch nicht transparent sei, mit welchen Kompetenzen genau die Stelle ausgestattet sei.

Die Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität sprach am Dienstagmittag in einer ersten Reaktion von einem „historischen Moment“ für Berlin. Mit Pantisano habe die Community „eine starke, laute und gewichtige Stimme in der Berliner Landesregierung“, teilte der Verband mit: „Als Ally der trans*Community ist Alfonso uns schon länger ein starker Partner, mit dem wir stets auf Augenhöhe kommunizieren.“

Kritik von der Opposition

Die oppositionellen Grünen kritisierten dagegen, Schwarz-Rot habe eine Chance vertan: „Weder wurden das Profil, die Aufgaben und Funktionsweise der Stelle unter Beteiligung der Berliner queeren Community erarbeitet, noch wurde die Stelle öffentlich ausgeschrieben“, erklären Sebastian Walter und Laura Neugebauer, queerpolitische Sprecher:innen ihrer Fraktion. Die starken queeren Strukturen müssten gestärkt werden, „anstatt Geld für einen Beauftragten zu investieren, dessen Aufgaben losgelöst von den Bedarfen der Community vorgegeben werden und dessen Notwendigkeit fraglich ist“. 

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