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Auch im Görlitzer Park genossen viele die Sonne.

© Tagesspiegel/Dominik Mai

Sonne, Raves, gegrillte Schafe: So genießt Berlin den Mai-Feiertag

Menschen grillen und feiern, die Polizei reimt, die Sonne strahlt: Am langen Wochenende strömt die Stadt in die Parks und auf die Wiesen.

Wenn sogar Beamte anfangen zu reimen: „Der Himmel blau, die Sonne lacht, und es ist #Walpurgisnacht“, twitterte die Berliner Polizei am Sonntagnachmittag. Und sollte wettertechnisch auch am Montag Recht behalten. Am langen Wochenende strömten die Berliner in Parks, auf Wiesen und Plätze und genossen abseits der Demos das schöne Wetter.

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Schon am Sonntag versuchte die Polizei, alles im Blick zu behalten und verschaffte sich auch mittels Hubschrauber einen „Überblick über die Lage in den gut besuchten Parks“. Im Mauerpark, dem Gleisdreieckpark und dem Treptower Park lief Musik, kleinere Partys wurden auf den Wiesen gefeiert.

Als Antwort auf Ausschreitungen zwischen Polizei und Demonstranten entstand einst das „Friedvolle Walpurgisnacht“-Fest im Prenzlauer Berger Mauerpark. Mit Lagerfeuer, Feuerartistik, Seifenblasen und Musik setzen Teilnehmende hier seitdem jedes Jahr ein Zeichen gegen Gewalt, auch in diesem Jahr waren die Wiesen am Sonntag gut gefüllt.

Grillnebel über dem Mauerpark

Am Montag dann dichter Nebel und intensiver Fleischgeruch über dem Mauerpark. Kein Wunder, viele Gruppen grillen, so etwa der 33-jährige René mit seinen Freunden. Es gibt Steaks, Gemüse und Halloumi. Die sieben Freunde sind um 13 Uhr gekommen und wollen einfach nur gemütlich den Feiertag genießen. „Lange machen wir heute nicht. Wir müssen morgen früh ja auch wieder zur Arbeit“, sagt René.

Doch manche arbeiten auch am Tag der Arbeit: Auf dem Basketballplatz vor dem Amphitheater schaufeln Corinna und Hilke Sand in Schubkarren. Sie beseitigen die letzten Reste des Feuers, das gestern im Rahmen der Walpurgisnacht hier gebrannt hat. Damit der Asphalt nicht beschädigt wird, wurde Sand aufgeschüttet. Als Teil des Vereins „Freunde des Mauerparks“ und Initiatoren des gestrigen Festes machen Corinna und ihre Kollegen sauber, während die meisten anderen Menschen im Park ausspannen. „Das Aufräumen gehört dazu. Das war gestern eine wahnsinnige Sause hier, der Park war noch voller als heute“, erzählt Corinna.

Auf einer Picknickdecke in der Nähe hingegen ist der ein oder andere am frühen Nachmittag bereits angeheitert. Im Halbschatten sitzt zwischen Häppchen und Sektflaschen der 21-jährige Emil mit Kollegen. Sonst arbeiten sie in einem Restaurant in Prenzlauer Berg, heute feiern sie einen Geburtstag. „Wir genießen das Wetter und wollen so lange wie möglich draußen bleiben. Endlich ist Sommer“, sagt Emil auf Englisch.

Anderswo hielt man sich nicht lang mit einzelnen Steaks auf: Im Schlesischen Busch in Treptow drehte sich gleich ein ganzes Schaf am Spieß, nebenan wurde geraved.

Im schlesischen Busch wird geraved. Daneben wird ein Schaf gegrillt
1. Mai Berlin, Foto von Julius Geiler
Im schlesischen Busch wird geraved. Daneben wird ein Schaf gegrillt 1. Mai Berlin, Foto von Julius Geiler

© Tagesspiegel/Julius Geiler

Die Polizei twitterte: „Musik in der ganzen Stadt. Es wird getanzt, gelacht, Musik gehört, Musik gemacht. Wir wünschen auch weiterhin allen einen schönen, sonnigen und friedlichen 1. Mai.“

Kreuzberg feiert auch ohne MyFest

In Kreuzberg war derweil kaum Trauer über das abgesagte MyFest zu spüren – gefeiert wurde trotzdem. Während das früher so beliebte Fest mit Zehntausenden Besuchern und völlig überfüllten Straßen in Kreuzberg wegen der Belastungen für die Anwohner in diesem Jahr nicht stattfand, eröffnete die Linke den diesjährigen 1. Mai unter dem Motto „Politik, Mucke, Kinderspaß und kalte Drinks“ am Mariannenplatz. Politische Kundgebungen, Sounds der 60er und 70er, Dragshow und revolutionäres Techno-Rave standen auf dem Programm, drumherum: politische Stände, Crêpes, Bier, Grills.

Auf dem Mariannenplatz wurde gefeiert.
Auf dem Mariannenplatz wurde gefeiert.

© Tagesspiegel/Dominik Mai

Unter den jungen Massen auf der Wiese des Mariannenplatzes: auch vier Frauen, Anfang 50. Sie sind gut drauf und trinken aus kleinen Piccolo-Sektfläschchen. Liv Ay ist Ur-Kreuzbergerin. „Meine Mutter ist mit drei Jahren hier hergezogen“, sagt sie. Sie habe den Wandel des Festes am 1. Mai hautnah miterlebt. Heute sei es ihr zwar zu „Ballermann-mäßig“, trotzdem käme sie gerne mit ihren Freund:innen. Sie mag auch, dass jetzt Hip-Hop und Techno-Musik gespielt wird. Selbst vor dem ersten offiziellen Myfest 2003 habe sie den Kampftag jedes Jahr am Mariannenplatz verbracht, sagt sie – schon vor 30 Jahren.

Andere sind weniger begeistert: Verglichen mit dem MyFest vor Corona sei das hier nichts, sagt Lavinia, die sich mit ihren zwei Freundinnen etwas verloren umschaut. Sonst konnte man vor lauter Menschenmassen nicht mal laufen, Leute saßen auf dem Boden und haben sich zur lauten Musik gut gelaunt betrunken. Diese Stimmung fehle ihnen dieses Jahr.

Lavinia, Alexia und Maria ziehen lieber weiter in die Hasenheide.
Lavinia, Alexia und Maria ziehen lieber weiter in die Hasenheide.

© Hanna Meisel

Es gebe keine Gemeinschaft. Sie hätten einfach mal vorbeikommen und schauen wollen, wie die Stimmung ist. „Aber irgendwie suchen alle nach etwas, aber niemand weiß wonach“, sagt Lavinia. Die Freundinnen suchen nach einem Ort mit mehr Musik und Stimmung. Anscheinend sei Nähe Hasenheide mehr los, meinen sie.

Im Görlitzer Park hingegen ist einiges los. Kurz vor dem Amphitheater hat eine Getränkeverkäuferin ihren Stand aufgebaut. Saniye verkauft Cocktails, am nächsten Stand gibt es alkoholfreie Getränke. Seit gestern arbeitet die 45-Jährige durch, geschlafen hat sie nicht. „Ich kann es mir nicht leisten, auf die Kundschaft zu verzichten. Am ersten Mai gibt es hier viel Geld zu verdienen.“

Dabei müssen Saniye und ihre Kollegen auf der Hut vor dem Ordnungsamt sein. Der Verkauf ist illegal. Saniye würde gerne eine Lizenz erwerben, anstatt regelmäßig hohe Strafgelder zu zahlen. Solange das nicht der Fall ist, verkauft sie weiter Mojitos und Aperol in den Berliner Parks.

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