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Auf „I’m a Scientist“ kommen Schüler direkt mit Wissenschaftlern ins Gespräch.

© Getty Images/Jeff Greenberg

Online-Plattform „I’m a Scientist“: Wenn Schüler direkt mit Forschern ins Gespräch kommen

Auf der Online-Plattform „I’m a Scientist“ kommen Schüler direkt mit Wissenschaftlern ins Gespräch. Die Themen sind Klimawandel und Künstliche Intelligenz.

Was passiert, wenn der Golfstrom zum Erliegen kommt? Wie viel Strom verbraucht Künstliche Intelligenz? Kann sie zum Klimaschutz beitragen? Und haben die Eisbären noch eine Chance zu überleben, wenn die Gletscher schmelzen? Etwa 70 solcher Fragen rund um Klimawandel und KI sind auf der Website imascientist.de zu finden. Die Fragen stammen von Schülerinnen und Schülern – und auf jede haben mehrere Forschende geantwortet. Die Antworten sind prägnant, weitgehend frei von komplizierten Fachbegriffen – und häufig auch mit anschaulichen Beispielen gespickt.

„I’m a Scientist – Get me out of here“ ist ein Programm, das Forschung für jungen Menschen nahbar machen soll. Mehrmals jährlich gibt es Themenrunden, in denen Schülerinnen und Schüler alles fragen können, was sie bewegt – im vergangenen Dezember etwa zum Thema „Klima – Wandel, Krise, Lösungen“. Herzstück des Angebots ist ein Live-Chat zwischen Schülerinnen und Schülern sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Im Nachgang können dann weitere Fragen per Online-Formular eingereicht werden – wie etwa die Fragen zu Golfstrom, Eisbären und KI.

Die Idee zu „I’m a Scientist“ stammt aus Großbritannien, seit 2020 findet das Projekt auch deutschsprachigen Schulen im In- und Ausland statt. Hinter dem Projekt steht die Initiative „Wissenschaft im Dialog“, die sich für die Stärkung wissenschaftlicher Perspektiven an Schulen einsetzt. Sie kooperiert dabei mit dem „Tübinger RHET AI Center“ und der „Forschungsbörse“, gefördert wird das Ganze von der VolkswagenStiftung.

Die Zahlen sind durchaus beeindruckend: Seit dem Start des deutschsprachigen Angebots haben 400 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und 7000 Schülerinnen und Schüler aus 340 Schulen an dem Projekt teilgenommen, rund 450 Live-Chats fanden statt.

Mehrere Schulen aus Berlin mit dabei

Auch aus Berlin sind immer wieder Schulen mit dabei, etwa das Friedrichshainer Heinrich-Hertz-Gymnasium, das Neuköllner Albrecht-Dürer-Gymnasium und das Gymnasium am Europasportpark im Prenzlauer Berg. Auch Forschungseinrichtungen sind aus der Hauptstadt einige mit dabei – zum Beispiel die Humboldt-Universität, die Leibniz-Gemeinschaft und die Charité.

„Wissenschaft im Dialog“ will in erster Linie Berührungsängste abbauen. „Es geht um Niedrigschwelligkeit“, sagt Projektmanagerin Kerstin Grundhöffer. „Wir wollen auch Kinder und Jugendliche erreichen, die sonst selten oder nie mit Wissenschaft in Berührung kommen.“ Vielen könnten sich überhaupt nicht vorstellen, was Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eigentlich genau machen, berichtet Grundhöffer. Im Live-Chat machen die Schülerinnen und Schüler dann „die Erfahrung, dass Forschende ganz normale Menschen mit Hobbys und Interessen sind“.

Für die Forschenden wiederum biete „I’m a Scientist“ die Möglichkeit, komplizierte Sachverhalte in kurzer Zeit einfach zu erklären. „Und sie lernen auch viel über die Lebens- und Erfahrungswelt von Kindern und Jugendlichen“, so Grundhöffer. In dem Online-Format sieht die Projektmanagerin klare Vorteile: „Wäre das eine Veranstaltung vor Ort, dann wäre es wahrscheinlich schwieriger, Forschende dafür zu gewinnen. Auch für die Schulklassen ist das Online-Format ohne großen Aufwand umsetzbar.“

Die Themenrunden finden alle paar Monate statt, Lehrkräfte können ihre Klassen online anmelden. Für Forschende gibt es ebenfalls ein Online-Formular, über das sie sich bewerben können. Die Resonanz ist offenbar enorm: Für die nächste Themenrunde – sie läuft vom 28. Februar bis 6. März zum Thema KI – ist das Bewerbungsformular „aufgrund der hohen Nachfrage bereits vorzeitig geschlossen“, wie es auf der Webseite heißt. Die darauffolgende Runde soll im Juni stattfinden.

Themen werden im Unterricht aufgegriffen

Das Gymnasium am Europasportpark nimmt bereits seit 2020 an dem Programm teil – mit den Klassenstufen 10, 11 und 12. „Wir haben uns im Unterricht mit einer Doppelstunde auf den Chat vorbereitet“, erzählt Stefanie Preidl, Lehrerin für Biologie und Deutsch. „Dabei haben wir viel über das Thema diskutiert und uns alle Fragen notiert, die wir stellen wollten.“

Für die Schüler:innen ist das eine unglaubliche Chance, ihre Fragen loszuwerden.

Stefanie Preidl, Lehrerin am Gymnasium am Europasportpark

Der Chat selbst fand dann im Computerraum der Schule statt. Zuvor wurden die Fragen gebündelt. Besonders viele Fragen hätten die Schülerinnen und Schüler beim Thema Gesundheit gehabt, so die Lehrerin – etwa dazu, wie sich das Altern hinauszögern lässt. Auch nach dem Chat habe die Klasse noch intensiv weiterdiskutiert, so Preidl.

Preidl ist von „I’m a Scientist“ vollauf begeistert. „Für die Schüler:innen ist das eine unglaubliche Chance, ihre Fragen loszuwerden“, betont sie. Viele Fragen könnten die Lehrkräfte auch gar nicht selbst beantworten, so Preidl. Zugleich machten Schülerinnen und Schüler die Erfahrung, dass die Forschenden überhaupt nicht abgehoben sind und mitten im Leben stehen. „Sie sprechen über ihre eigenen Alltags- und Arbeitserfahrungen“, sagt Preidl. „Im Hinblick auf die Berufsorientierung ist das für die Schüler:innen sehr wertvoll.“

Für zusätzliche Spannung sorgt bei „I’m a Scientist“ ein spielerischer Wettbewerb. Am Ende jeder ein- bis zweiwöchigen Themenrunde stimmen die Schülerinnen und Schüler darüber ab, welche Forschenden ihre Fragen am besten beantwortet haben. Wer gewinnt, erhält ein Preisgeld von 500 Euro, das in ein eigenes Projekt der Wissenschaftskommunikation investiert werden soll. Das Partnerprojekt „Forschungsbörse“ ermöglicht übrigens auch Vor-Ort-Treffs von Schülerinnen und Schülern sowie Forschenden: Eine gute Gelegenheit, die spannenden Wissenschaftsthemen weiterzudiskutieren.

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