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Tibor Wittmann, früher selbst Spieler, ist beim Tenniscamp des TC Grün-Gold in Tempelhof einer der sportlichen Betreuer.

© Kitty Kleist-Heinrich

Freizeitspaß in den Schulferien: Wie wärs mit einer Runde Tennis?

Viele Vereine bieten Kindern und Jugendlichen in den Ferien besondere Programme. Ein Besuch im Tenniscamp des TC Grün-Gold.

Kann ja an den Wassertropfen liegen, dass Jörn* gerade ins Netz geschlagen hat. Die Tropfen hängen immer noch an seiner Brille, die Gläser sind beschlagen, da trifft man halt nicht so gut. Das Wasser hat er abbekommen, als Tibor Wittmann fünf Minuten zuvor den Tennisplatz gewässert hatte. Wittmann hielt den Gartenschlauch, Jörn stand in der Nähe.

Aber jetzt steht Jörn, der Zehnjährige, auf dem Platz, neben zwei Gleichaltrigen, und soll die Bälle ins andere Feld schlagen. Dorthin, wo drei andere Schüler stehen und zurückschlagen. Neben dem Netz beobachtet Tibor Wittmann die Jungs und gibt Tipps zur Schlägerhaltung.

Der 58-Jährige trägt einen Strohhut im Cowboy-Look, deshalb sieht er jetzt aus wie die Kino-Figur Crocodile Dundee, aber in der Realität ist er einer der Trainer des Feriencamps des Tennisclubs Grün-Gold in Tempelhof. Der Hut ist dringend nötig, die Sonne brennt vom Himmel. Jörn schützt sich mit einer Baseballkappe, auf der „Mister X“ steht.

19 Kinder verteilen sich an diesem Vormittag auf drei Plätzen, die meisten zwischen acht und 14 Jahre alt. Freizeitspaß für Schüler in den Ferien. „Es ist eigentlich ein Breitensport-Camp“, sagt Carsten Sieber, der Jugendwart des Vereins. „Es geht um Spaß, die Kinder sollen andere Kinder kennenlernen, sie sollen sich zudem noch bewegen.“

Das ist der eigentliche Sinn eines solchen Camps, das viele Vereine in den Ferien anbieten. Der TC Grün-Gold organisiert in diesem Sommer noch zwei weitere, vom 8. bis 12. Juli und vom 22. bis 26. Juli. Vor allem für das zweite Camp gibt's noch freie Plätze

Jetzt läuft das erste Camp, vier Trainer kümmern sich um die Schüler. Einer ist Wittmann, und er steht inzwischen auf dem Platz, getrennt durch das Netz von den Kindern. Die warten auf der anderen Seite an der Grundlinie. Auf ihrem Feld hat Wittmann, im Zickzack bis zum Netz, fünf Plastikhütchen aufgestellt. Die Jungs sollen hinter jedem Hütchen abwechselnd mit der Vor- und Rückhand schlagen, am letzten Hütchen, ganz am Netz, dann einen Volley, ein anspruchsvoller Schlag. Mit Vor- und Rückhand.

Peter schlägt am Netz seinen Volley, der Ball landet weit im Aus, und Wittmann sagt „Stopp“. Peter starrt auf Wittmann. Der sagt: „So, jetzt schau mal, wie du den Schläger hältst. Wie schlägst du den Ball beim Volley?“ Peter wirbelt den Schläger, als hätte er eine Fliegenpatsche in der Hand. Er kann das viel besser, er spielt seit Jahren bei Grün-Gold. Wittmann korrigiert.

Hochkonzentriert. Auch für die richtige Schlägerhaltung gibt es Tipps.
Hochkonzentriert. Auch für die richtige Schlägerhaltung gibt es Tipps.

© Kitty Kleist-Heinrich

Bei anderen achtet er bloß darauf, dass der Ball übers Netz kommt, er passt sich an. Er hat ja Kinder, die schon mit Niveau spielen, er hat aber auch absolute Anfänger. Seine Aufgabe ist es, die einen nicht zu unter- und die anderen nicht zu überfordern. Also sollen die Vereinsspieler einen bestimmten Punkt treffen, die Neulinge aber bloß einigermaßen den Ball.

Wittmann, der Coach mit der B-Lizenz und ungarischen Wurzeln, hat früher hochklassig gespielt, jetzt betreut er nur noch, aber mit viel Gespür für den Umgang mit Kindern. Die geben seine seelische Wärme zurück. „Die Trainer sind sehr nett“, sagt Jörn. „Deshalb gefällt es mir hier so gut.“ Sein weißes T-Shirt klebt am verschwitzten Körper, Jörn geht ebenso in die Grundschule am Tempelhofer Feld wie Lukas, der neben ihm steht.

Auch ein Zehnjähriger, aber auf seiner Baseballkappe steht „NY“, das Kürzel für New York. Auch er lobt die Trainer und die Spiele, die sie sich für ihre Kinder ausdenken. „Chinesisch“ zum Beispiel. Eine Art Rundlauf, wie man es vom Tischtennis in der Schule kennt. Einer schlägt den Ball übers Netz und muss dann hinterher ins andere Feld rennen, während ein anderer den Ball zurückgeschlagen hat.

Ist natürlich ziemlich anstrengend, dieses Spiel, aber die Kids nehmen das locker. „Wir machen ja immer wieder Trinkpausen.“ Außerdem müssten sie nur von T-Linie zu T-Linie laufen, also nur über den halben Platz. „Mir gefällt auch, dass ich hier spielerisch Tennis lerne“, sagt Michael, der 13-Jährige.

Bloß keine Langeweile!

Auf den Plätzen daneben ähnliche Szenen, die Kinder sind ständig in Bewegung, bloß keine Langeweile. Die Trainer sind erfahren genug, sie wissen, was sie fordern können.

Im Schatten eines riesigen Sonnenschirms sitzt Carsten Sieber, der Jugendwart, auf der Terrasse und bedauert, dass er bei diesem ersten Feriencamp nur drei Plätze zur Verfügung hat. Am Ende der Woche findet ein gut besetztes Turnier statt, das der Verein seit Jahren ausrichtet, dafür müssen die Plätze hergerichtet werden.

Deshalb sind auch nur knapp 20 Kinder da. In den anderen Camps verteilen sich bis zu 40 Kinder auf maximal sechs Plätze, betreut von jeweils einem Trainer. Sieber organisiert die Camps, der Zuspruch ist enorm. Bei Grün-Gold haben sie mal mit zwei Camps im Sommer begonnen, jetzt sind es nicht bloß drei in den großen Ferien, sondern noch jeweils zwei in den Herbst- und in den Winterferien. Da verziehen sich Kinder und Trainer allerdings in die Halle mit den drei Plätzen.

Das soziale Miteinander fördern

Diese Camps sollen auch das soziale Miteinander verbessern: Bei Grün-Gold etwa achtet jemand wie Wittmann darauf, dass die Stärkeren die Schwächeren mitziehen, er will aber auch, dass die Stärkeren lernen, mit Niederlagen umzugehen, wenn sie mal nicht mit gleich starken Kumpels zusammenspielen. Mannschaften bilden bei ihm immer eine Mischung aus Starken und Schwächeren.

„Die Stärkeren sollen die Schwachen unterstützen und Tipps geben“, sagt Wittmann. Das klappe wunderbar. Unerwartete Niederlagen sind aber durchaus Teil des Programms. Andererseits stärkt es das Selbstbewusstsein der Schwächeren, wenn sie mit Hilfe von Spielern mit Vereinserfahrung mal gewinnen.

Und die passende Dosis Zuwendung erhält jeder Einzelne sowieso. Jörn schlägt ja nicht oft ins Netz, er schlägt viele gute Bälle, einer kommt besonders zielgenau. Wittmann registriert's mit zufriedenem Lächeln. „Super“, sagt er.

*Namen aller Kinder geändert.

Kontakt: TC Grün-Gold, Paradestraße 28-32, 12101 Berlin, Telefon: 030/7864030. Die Teilnahme am Camp kostet 159 Euro für Vereinsmitglieder und 199 Euro für Nichtmitglieder. Weitere Informationen https://www.gruen-gold.de/jugend/tenniscamp/

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