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Und wo hängt man den Schnuller hin, wenn die Kita zu ist?

© dpa

Kinderbetreuung in den Ferien: Lasst die Kitas offen!

Der Babysitter am Strand, die Schwiegereltern in den Bergen – und dann machen auch noch die Tagesstätten wochenlang zu. In der Ferienzeit wird die Kinderbetreuung für viele Eltern zum Albtraum. Muss das wirklich sein?

Neulich hatte ich meine zweieinhalbjährige Tochter im Büro dabei. Nicht etwa, um den Kollegen stolz den Nachwuchs zu präsentieren. Sondern weil ich niemanden hatte, dem ich meine Tochter hätte anvertrauen können. Die Kita ist zu. Drei Wochen lang fällt in der Ferienzeit die Betreuung aus. Viele Berliner Eltern kennen diesen Ärger.

Drei Wochen? Eigentlich kein Problem, hätte ich noch vor ein paar Jahren gedacht – man kann ja einfach selbst drei Wochen Urlaub machen. Tatsächlich ist es uns aber in den letzten Jahren kein einziges Mal gelungen, so lange am Stück gemeinsam freizubekommen. Mein Mann kann sich keine drei Wochen Urlaub nehmen. Ich selbst bin Freiberuflerin und bekomme gerade im Sommer viele Aufträge, die ich aus finanziellen Gründen nicht ausschlagen will. Manche Anfragen erreichen mich nur, weil alle anderen Kollegen gerade im Urlaub sind. Andere betreffen Themen, die sich nur zur warmen Jahreszeit bearbeiten lassen. Dieses Jahr zum Beispiel bekam ich das Angebot, einen Film über ein Freibad im Ruhrgebiet zu drehen. Das lässt sich schlecht auf den Winter verschieben.

Viele Familien müssen den Urlaub getrennt verbringen

Ein reines Journalisten-Problem? Ich kann mir durchaus andere Berufe vorstellen, in denen man gerade im Sommer viel zu tun hat. Was macht etwa der alleinerziehende Bademeister, dessen Kind zur Hochsaison drei Wochen lang zu Hause bleiben muss? Was machen Gärtner, Touristenführer, Hotelangestellte?

Mein Mann und ich lösen das Problem, indem wir ein bis zwei Wochen gemeinsam verreisen und die restlichen Tage irgendwie überbrücken. Doch das ist gar nicht so einfach. Im Sommer sind nämlich auch alle anderen verreist: Eltern, Schwiegereltern, Verwandte, Bekannte und Babysitter. Dabei sind wir eigentlich gut aufgestellt. Meine Schwester wohnt im selben Haus wie wir, auch meine Eltern leben in Berlin und springen regelmäßig als Babysitter ein, selbst die Schwiegereltern meiner Schwester haben schon mal ausgeholfen. Aber im Sommer sind nun einmal alle ausgeflogen – ganze fünf Wochen im Fall meiner Eltern. Wer will es ihnen verübeln? Auch die türkischstämmige Babysitterin, die ich im Juli akquiriert hatte, verbringt den August in ihrer Heimat.

Wenn ich mich im Bekanntenkreis umhöre, merke ich, dass ich nicht die Einzige bin, die von den Kitaschließzeiten genervt ist. Viele Paare teilen ihren Urlaub auf: „Erst nimmt Kai eine Woche, dann ich eine Woche, und am Ende reisen wir noch mal gemeinsam an die Ostsee“, erklärte mir eine befreundete Ärztin, deren Dienstplan keine dreiwöchige Pause zulässt. Andere Freunde machen es ähnlich. Funktioniert irgendwie, aber es bedeutet, dass viele Berliner Familien ihren Urlaub getrennt verbringen müssen.

Eigentlich sollten Kitas Notbetreuungen anbieten

Den Erziehern gönne ich ihre dreiwöchige Auszeit natürlich von Herzen. Bloß gibt es eben auch viele Arbeitnehmer, die niemals drei Wochen am Stück freimachen können. Viele haben nur 24 Urlaubstage im Jahr. Rein rechtlich gesehen muss jede Kita eigentlich eine Notbetreuung anbieten. Nur wissen die meisten Eltern überhaupt nicht, dass sie das einfordern können.

Besonders hart trifft es Eltern, deren Kinder nach den Ferien von der Kita in die Schule wechseln – und dazwischen bis zu acht Wochen am Stück freihaben. Wie man das überbrücken soll, will ich mir gar nicht vorstellen. Natürlich gibt es Sommercamps und andere lobenswerte Ferienaktivitäten, die hier nicht kleingeredet werden sollen. Aber meine zweieinhalbjährige Tochter kann ich schlecht in ein Tenniscamp schicken, und ich traue ihr auch noch keinen Reiturlaub zu.

Durch meine Gespräche mit anderen Eltern habe ich herausgefunden, dass es alle möglichen Varianten von Kitaschließzeiten gibt. Manche machen vier bis fünf Wochen über das Jahr verteilt zu, andere schließen nur im Sommer und an Weihnachten, einige bieten Notbetreuungen an. Interessanterweise gibt es aber auch Kitas, die durchgehend geöffnet sind. Ich frage mich, wieso die einen das hinbekommen und die anderen nicht. Wie schön könnte der Sommer sein, wenn es alle so hielten!

Dieser Text erschien zunächst als Rant in unserer gedruckten Samstagsbeilage Mehr Berlin.

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