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Das Werbeplakat verdeckt drei Seiten eines Mietshauses in Berlin-Neukölln.

© IMAGO/Michael Handelmann

Riesenbanner war nicht genehmigt: Werbefläche in Berlin-Neukölln nach Mieterprotesten abmontiert

Im Berliner Bezirk Neukölln fühlten sich Anwohnende von ihrem Hauseigentümer gegängelt. Nach Protest muss die riesige Werbefläche an ihrem Haus wieder weg.

Bewohner:innen des Hauses in der Sonnenallee 7 in Berlin-Neukölln haben sich erfolgreich gegen ein riesiges Plakat gewehrt, das ihr Haus von drei Seiten umspannte. Eine Woche lang lebten sie auch tagsüber im Dunkeln: Seit dem 1. November war das Haus eingerüstet, auf einer blickdichten Folie warb ein Tech-Unternehmen für ein Handy. Dabei war die Werbefläche nach Angaben des Bezirksamtes gar nicht genehmigt – und wurde dann auch am Dienstag wieder abmontiert.

„In den Aufenthaltsräumen unserer Wohnungen kommt kaum Tageslicht an, Lüften ist kaum noch möglich und eine direkte Brandbekämpfung durch Löschfahrzeuge wäre unseres Erachtens auch nicht mehr möglich“, schilderten Mieter:innen des Hauses die Situation in einem Schreiben, das dem Tagesspiegel vorliegt.

Ein Mieter formulierte: „Drinnen ist es jetzt quasi Nacht“. Dafür sei das Haus in den ersten Nächten nachts von 20 Großscheinwerfern von außen angestrahlt worden. Diese Beleuchtung war laut Angaben der Mieter:innen auch die Begründung für die blickdichte Folie: „Bei allen Einschränkungen, die auch während der Baumaßnahmen auftreten, halten wir dies für die beste, auch andernorts bewährte Alternative“, zitieren die Mieter:innen aus einem Schreiben der Werbefirma.

Nachmittags um 14 Uhr war es nach Angaben der Mieter:innen stockdunkel in den Wohnungen.

© privat

Laut Angaben des Bezirksamtes Neukölln war das Riesenplakat nicht genehmigt. Zwar liege ein Antrag vor, über den sei allerdings noch gar nicht abschließend entschieden worden. „Das Bezirksamt hat über Mieter in der vergangenen Woche erfahren, dass hier ein entsprechendes Werbeplakat ausgerollt wurde“, teilte ein Sprecher des Bezirksamtes auf Anfrage mit.

Die Sondernutzungsbehörde habe daher die Werbefirma angeschrieben und diese dazu aufgefordert, innerhalb einer Woche das Plakat abzuhängen – und andernfalls mit einem Zwangsgeld in Höhe von 25.000 Euro gedroht. „Die Werbefirma hat am Dienstagmorgen damit begonnen, das Plakat abzuhängen und ist damit der Aufforderung des Bezirksamt nachgekommen, so dass nun auch die Mieter:innen wieder Tageslicht haben sollten“, sagte der Sprecher.

Die Bewohner:innen beklagen zudem, dass sie gar nicht vorab über das Plakat informiert worden seien: Auf einem Aushang im Hausflur, der dem Tagesspiegel vorliegt, ist lediglich von „Instandsetzungsmaßnahmen“ die Rede.

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Vor vier Jahren erst sei das Haus instandgesetzt worden, schildern die Mieter:innen – damals sei ein licht- und luftdurchlässiges Netz angebracht worden. „Seither wird circa alle zwei Monate an einer oder beiden fensterlosen Seitenwänden des Hauses ein Gerüst aufgebaut, Werbung angemalt oder ein Werbebanner angebracht und dann das Gerüst wieder abgebaut.

So ein erheblicher Eingriff in den Nutzwert der Mietsache sollte doch eine entsprechende Mietminderung - ggf. 100% - wert sein.

Tagesspiegelleser: Ole_S._Galen

Vor allem der Aufbau der Gerüste bedeutet für uns Mieterinnen und Mieter jedes mal eine tagelange Lärmbelästigung, da dabei scheinbar immer Löcher in die Wände gebohrt werden müssen. Diese Arbeiten finden auch immer ohne Ankündigung statt“, heißt es weiter im Schreiben der Mieter:innen.

Nachts wurde das Haus manchmal von 20 Strahlern angeleuchtet.

© privat

Der Sohn des Hauseigentümers, der namentlich nicht genannt werden will, begründete die Arbeiten mit einer „akuten Gefahrenquelle“: „Wir kümmern uns proaktiv um eine Sanierung der Balkone, bevor etwas passiert.“ Das Gerüst und die Plane seien dafür notwendig, um insbesondere auch Passant:innen vor herunterstürzenden Teilen zu schützen. „Ich kann verstehen, dass das die Mieter stört. Das ändert aber leider nichts daran, dass die Arbeiten gemacht werden müssen.“ Man habe sie extra in die dunklere Jahreszeit verlegt, damit das Gerüst im Sommer nicht vor den Fenstern stehe. 

„Nach Beratungen konnten wir keinen großen Unterschied zwischen einer Gerüstschutzfolie und einem bedruckten Netz ausmachen. Dunkler wird es in jedem Fall.“ Für die Werbung und die nicht erteilte Genehmigung seien die Eigentümer nicht zuständig, sondern die Werbefirma. Die Arbeiten seien aktuell ausgesetzt, sagt er.

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