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„Urban Spree“ auf dem Friedrichshainer RAW-Gelände. Wir hier nächste Woche ein rechtes Konzert abgehalten?

© IMAGO/F. Anthea Schaap

Update

Rechte Konzerte auf dem RAW-Gelände : „Urban Spree“ sagt Veranstaltung ab

Zwei rechtsoffene bis rechtsextreme Künstler wollten nächste Woche mitten in Friedrichshain auftreten. Nun distanziert sich der Veranstalter und sagt das Konzert ab.

Mitten in der Hauptstadt, im alternativen Stadtteil Friedrichshain, sollten nach Tagesspiegel-Informationen nächste Woche zwei rechte Künstler auftreten. Der Auftritt der Neofolk-Musiker „Death in Rome“ und „Herr Lounge Corps“ war für kommenden Mittwochabend auf dem RAW-Gelände geplant. Nachdem die Ankündigung zunächst von der Website des Veranstalters „Urban Spree“ verschwand, bestätigte am Donnerstagmittag der Manager des Clubs, dass der Auftritt der Künstler abgesagt wurde und Ticketpreise zurückerstattet werden.

Das RAW-Areal ist ein ehemaliges Eisenbahngelände entlang der Revaler Straße und gilt als einer der Party-Hotspots Berlins. Auf der Fläche finden regelmäßig alternative und queere Veranstaltungen statt. So auch auf der Bühne des Veranstaltungsortes „Urban Spree“, direkt am Eingang des RAW-Geländes zur Warschauer Straße. Gleichzeitig sollten dort die beiden rechtsoffenen Neofolk-Künstler auftreten.

Der Club „Urban Spree“ teilte in einem Statement mit, dass der Ort schon immer „zu der alternativen und unabhängigen Musikszene“ stehe. „Es liegt uns am Herzen, für Künstler, Veranstalter, Crew und Publikum entsprechend unseren Werten einen inklusiven, von Akzeptanz geprägten, freien und sicheren Ort zu schaffen“, heißt es weiter in dem schriftlichen Statement. Man stehe zu 100 Prozent gegen Extremismus im „Urban Spree“, deswegen habe man sich für die Absage entschieden.

Der Musikstil „Neofolk“ entstand etwa Mitte der 80er Jahre und ist als Variation des „Darkwave“ und „Postpunk“ zu beschreiben. Viele Künstler aus der Szene weisen starke Berührungspunkte zur extremen Rechten auf. Verbreitet ist die Provokation mit rechter Symbolik, wie etwa Variationen des SS-Totenkopfs oder der bei Rechtsextremen beliebten Schwarzen Sonne. 

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Der Hauptact des mittlerweile abgesagten Konzerts – die deutsche Band „Death in Rome“ – spielt mit ihrem Namen auf eine der bekanntesten Bands des Genres, „Death in June“, an. Die Musiker von „Death in Rome“ geben sich auf ihrer Homepage unpolitisch, illustrieren jedoch gleichzeitig das Cover ihres Songs „Barbie Girl“ mit dem Bild des nationalsozialistischen Kriegsverbrechers Klaus Barbie, der als „Schlächter von Lyon“ in die Geschichte einging. 

„Rose Clouds Of Holocaust“ landete auf dem Index

Deutlich problematischer war jedoch der angekündigte Voract, bei dem es sich das Projekt „Herr Lounge Corps“ handelt. Dessen österreichisches Mitglied Miro Snejdr ist gleichzeitig Teil von „Death in June“, die in der Szene eine große Popularität genießen.

Der „Death in June“-Leadsänger Douglas Pearce gilt als Verehrer des SA-Chefs Ernst Röhm, tritt regelmäßig in Tarnuniformen der SS auf Bühnen auf und hatte während des Jugoslawienkriegs nachgewiesene Kontakte zur faschistischen HSO-Miliz. Das „Death in June“-Album „Rose Clouds Of Holocaust“ landete auf dem Index, auf dem Cover des Songs „Sun Dogs“ prangt ein aus vier Hundeköpfen gebildetes Hakenkreuz. 

„Death in June“ mit Douglas Pearce sollte kommenden Mittwoch laut Ankündigung zwar nicht auftreten, dafür aber Mitglied Miro Snejdr als „Herr Lounge Corps“. Snejdr selbst zeigt sich auf seinem Profilfoto auf der Musikplattform „Discogs“ vor einer Schwarzen Sonne, die von Neonazis als Ersatz für das verbotene Hakenkreuz verwendet wird.

Auf der Instagram-Seite Snejdrs finden sich darüber hinaus zahlreiche rechtsextreme Botschaften. So ruft der rechte Künstler unter anderem ironisch dazu auf, sich wegen des Corona-Virus mit einem Hitlergruß statt einem Handschlag zu begrüßen. In einem anderen Beitrag macht sich Snejdr über die freie Wahl von Pronomen lustig und spielt mit den Pronomen „He/Him“ auf den SS-Chef Heinrich Himmler an. Ein weiteres Foto zeigt ein Amulett mit der Aufschrift „Adolf“.

Insbesondere die sogenannte Neue Rechte um die „Identitäre Bewegung“ identifiziert sich mit dem Musikstil. So ordnet der Identitären-Aktivist Mario Müller in seinem Buch „Kontrakultur“ das Genre des Neofolk und die Band „Death in June“ eindeutig seiner eigenen politischen Einstellung zu.

Auch der österreichische Rechtsextremist Martin Sellner bezieht sich in seinem Buch mehrfach auf „Death in June“. Rechte Vordenker wie der Verleger Götz Kubitschek gehörten in der Vergangenheit zu Besuchern eines Konzerts von „Death in Rome“. 

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels, hatten wir berichtet, dass auf dem Cover des „Death in June“-Albums „Rose Clouds of Holocaust“ ein aus Hundeköpfen gebildetes Hakenkreuz zu sehen ist. Das ist falsch. Das Motiv findet sich stattdessen auf dem Cover des „Death in June“-Songs „Sun Dogs“.

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