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Immer wieder im Visier von Polizei und Staatsanwaltschaft: die Rockergruppe Hells Angels.

© dpa/Fredrik von Erichsen

Update

Razzia und SEK-Einsatz: Innensenatorin verbietet Rockergruppe „Hells Angels MC Berlin Central“

Die Berliner Innenverwaltung hat den lokalen Rockerclub „Hells Angels MC Berlin Central“ verboten. Am Donnerstagmorgen durchsuchen Polizisten das Clubhaus.

| Update:

Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) hat am Donnerstag die Ortsgruppe der Rockerclubs „Hells Angels MC Berlin Central“ und den Unterstützerclub „MP 81 Berlin Central“ verboten und aufgelöst. Schwer bewaffnete Spezialeinheiten der Polizei rückten im Morgengrauen auf dem Clubgelände in Reinickendorf an, wo der Ortsverband noch im August eine Party mit Hunderten Besuchern gefeiert hatte.

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45 Wohnungen und andere Räume, darunter Gefängniszellen, wurden durchsucht. Davon lagen 28 Objekte in Berlin, der Rest in Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt. 1300 Polizisten waren im Einsatz. Aus ganz Deutschland wurden Spezialeinsatzkommandos (SEK) für die Großrazzia am frühen Donnerstagmorgen angefordert, ebenso die GSG9 der Bundespolizei. Von der Razzia betroffen waren 42 Personen.

Grund für das Verbot: Der Club soll eine Ersatzorganisation der bereits 2012 vom damaligen Innensenator Frank Henkel (CDU) wegen Zuhälterei, Betäubungsmittelhandel, Raub und versuchtem Totschlag verbotenen „Hells Angels MC Berlin City“ sein. Deren Chef, Kadir Padir, sitzt wegen Beteiligung am „Wettbüro-Mord“ in Haft. Sein früherer Club hatte sich selbst aufgelöst, nachdem mehrere Mitglieder wegen des Mordes im Jahr 2014 im Gefängnis gelandet oder ins Ausland geflohen waren.

Der nun verbotene Club habe die verfassungswidrigen Bestrebungen des „HAMC Berlin City“ weitergeführt, erklärte Innensenatorin Spranger. „Unser Blick richtet sich auch auf all diejenigen, die versuchen, wirksame Vereinsverbote zu unterwandern, um unter diesem Deckmantel ihre kriminellen Aktivitäten fortzusetzen“, sagte sie. Ab sofort sei es verboten, „Kennzeichen des Vereins und seiner Unterstützergruppierung zu verbreiten oder öffentlich zu verwenden“. Das Vereinsvermögen sei beschlagnahmt worden.

Es ist ab sofort verboten, Kennzeichen des Vereins und seiner Unterstützergruppierung zu verbreiten oder öffentlich zu verwenden.

Innenverwaltung

Kriminelle Rockergruppen wie die Hells Angels oder Bandidos waren immer wieder mit schweren Gewalttaten, Drogenhandel, Schutzgelderpressung, Zwangsprostitution, Waffenschmuggel und Geldwäsche aufgefallen. Bei den Ermittlungen hatte die Polizei in den vergangenen Jahren auch in diesem Bereich durch die Entschlüsselung des Messengerdienstes Encrochat Erfolge erzielt. Schon 2017 hatte die Bundesregierung das Vereinsgesetz verschärft und Mitgliedern mehrerer Rockerclubs das öffentliche Tragen ihrer Vereinszeichen an ihren Westen untersagt.

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Zuletzt hatte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am 14. September die rockerähnliche Gruppierung „United Tribuns“ mit knapp 100 Mitgliedern in Deutschland verboten. 1450 Polizisten durchsuchten damals mehr als 100 Privatwohnungen und Vereinsräume der Gruppe in neun Bundesländern.

Erst im Sommer hatte ein Aussteiger aus der Szene der Berliner Hells Angels in einem Buch über die Aktivitäten der Rocker berichtet. Kassra Zargaran hatte im Prozess wegen des Mordes in dem Wettspiel-Café als Zeuge ausgesagt und galt bei den Rockern als Verräter.

In dem Buch „Der Perser. Wie ich ein Hells Angel wurde, als Kronzeuge vor Gericht auspackte und im Zeugenschutz landete“ schilderte er sein Abdriften in die kriminelle Szene und seine Faszination für das Leben mit den Hells Angels samt Gewalt und Verbrechen, ein System, das er als „maximal menschenverachtend“ bezeichnete. (Tsp/dpa)

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