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Palästinenser im Süden des Gazastreifens

© dpa/Mohammed Talatene

Update

Proteste an Gaza-Grenze: Israelische Soldaten erschießen weitere Palästinenser

Auf Betreiben der radikalislamischen Hamas stürmen tausende Palästinenser die Grenze zwischen Gaza und Israel. Sieben Menschen sterben, mehr als 1000 werden verletzt.

Bei neuen, massiven Protesten an der Grenze zu Israel sind am Freitag im Gazastreifen Berichten zufolge sieben Palästinenser getötet worden. Die Zahl der verletzten Demonstranten stieg bis zum Freitagabend auf mehr als 1000. Dies teilte ein Sprecher des palästinensischen Gesundheitsministeriums mit. Mindestens 150 Palästinenser erlitten den Angaben zufolge Schussverletzungen, viele andere klagten über Beschwerden nach dem Einsatz von Tränengas.

Tausende Palästinenser waren nach Angaben der israelischen Armee an Ausschreitungen entlang der Grenze beteiligt. Viele verbrannten Autoreifen und schleuderten Steine in Richtung Israel. An mehreren Orten versperrte dichter Rauch die Sicht. Israels Armee wirft der im Gazastreifen herrschenden Hamas vor, sie wolle im Schutz der Rauchschwaden Anschläge an der Grenze verüben.

Die radikalislamische Hamas hatte vor einer Woche den „Marsch der Rückkehr“ gestartet, insgesamt sollen die Proteste sechs Wochen andauern. Beim schlimmsten Ausbruch der Gewalt seit 2014 sind bisher 22 Palästinenser ums Leben gekommen. Mehr als 1400 weitere wurden verletzt. Am Karfreitag waren bei Konfrontationen 18 Palästinenser getötet worden, zwei starben später an ihren Verletzungen. Zwei weitere wurden bei Vorfällen im Grenzbereich am Dienstag und am Donnerstag getötet.

Israelische Soldaten schossen nach Armeeangaben gezielt auf palästinensische Rädelsführer. Die meisten der Getöteten waren nach israelischen Angaben militante Palästinenser.

Die Bundesregierung hat sich angesichts der Unruhen an der Grenze zum Gazastreifen besorgt über möglicherweise gezielte Schüssen der israelischen Armee auf Palästinenser gezeigt. Alle Maßnahmen zur Verteidigung von Israels Sicherheitsinteressen müssten "verhältnismäßig" sein, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Freitag in Berlin. "Demonstranten dürfen nicht beschossen werden", betonte er. Ebenso dürfe auf palästinensischer Seite das Recht auf freie Meinungsäußerung und friedlichen Protest nicht missbraucht werden.

Bundesregierung: "Verhältnismäßigkeit in Zweifel"

Der Bundesregierung lägen "glaubhafte Berichte" über eine hohe Zahl an Verletzten in Krankenhäusern der Stadt Gaza vor, die am vergangenen Freitag Schussverletzungen an den Extremitäten erlitten hätten. "Die große Anzahl der Schussverletzten lässt sich kaum mit einer maßvollem Anwendung des Rechts auf Selbstverteidigung in Einklang bringen", sagte der Sprecher. Die Bundesregierung erwarte, dass dies aufgeklärt werde. Sie sehe angesichts der hohen Zahl an Opfern "die Verhältnismäßigkeit in Zweifel gezogen".

Für Freitagnachmittag hatte die israelische Armee hat ein Vorgehen mit aller Härte angekündigt. Anlass für die Proteste der Palästinenser in der vergangenen Woche war der "Tag des Bodens". Er erinnert an die gewaltsame Niederschlagung von Protesten arabischer Bauern gegen die Enteignung ihres Landes am 30. März 1948, nachdem der Staat Israel gegründet worden war. Die Palästinenser sehen die Gründung des Staates als Katastrophe an, weil 1948 Hunderttausende Palästinenser fliehen mussten oder vertrieben wurden. Sie pochen auf ein „Recht auf Rückkehr“. Israel lehnt dies ab. (AFP, dpa)

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