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Das Berliner Sozialticket ist unkompliziert am Fahrkartenautomat erhältlich.

© Imago / Emmanuele Contini

Update

Preise im Berliner Nahverkehr: 29-Euro-Ticket kommt 2024 – doch Einzelfahrscheine werden teurer

Der VBB hat die Wiedereinführung des 29-Euro-Tickets für den Bereich AB in Berlin beschlossen. Es soll im ersten Halbjahr 2024 erhältlich sein. Gleichzeitig steigen die Preise für Einzeltickets.

| Update:

In Berlin gibt es bald wieder ein 29-Euro-Ticket. Das hat der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) am Donnerstag beschlossen. Das Ticket soll 2024 kommen, gilt dann aber nur in der Stadt selbst, in den Tarifzonen A und B. Über die Stadtgrenze hinaus brauchen Kundinnen und Kunden weiterhin ein Zusatzticket. Dem Berliner Senat ist es nicht gelungen, eine weitergehende Regelung mit dem Nachbarland Brandenburg zu finden. Daran gibt es Kritik von Verbänden und der Opposition.

Details zum Abonnement und wann das Ticket genau kommt, ließ der VBB zunächst offen. Der Tarifverbund sprach zunächst nur vom ersten Halbjahr. Die Senatsverkehrsverwaltung rechnet mit einer Einführung im Frühsommer. Fest steht bereits, dass für die Mitnahme von Fahrrädern extra gezahlt werden muss, Hunde können hingegen mitgenommen werden. Das Ticket, das personengebunden ist, lässt sich nicht für einzelne Monate kaufen: Wer es nutzen möchte, muss ein Abonnement von mindestens zwölf Monaten abschließen.

Zudem hat der VBB beschlossen, dass es das Berliner Sozialticket für neun Euro pro Monat weiter geben soll.

Erhöhung der Fahrpreise ab 2024

Neben der Einführung des 29-Euro-Tickets werden die Fahrpreise für Einzelfahrten teurer. Ab dem 1. Januar steigen die Preise für Fahrkarten im Durchschnitt um 6,7 Prozent. Grund seien laut VBB die gestiegenen Kosten für Personal, Kraftstoff und Investitionen, die „die Verkehrsunternehmen wirtschaftlich sehr stark unter Druck setzen“. Die Einführung des Deutschlandtickets habe ebenfalls Einfluss auf die Tarifgestaltung gehabt.

Der Einzelfahrausweis für den Tarifbereich AB wird um 30 Cent teurer und kostet ab dem neuen Jahr 3,50 Euro. Für den weiteren Bereich ABC kostet das Einzelticket künftig 4,40 Euro und damit 40 Cent mehr als bisher. Der Preis für die Vier-Fahrten-Karte für den Bereich AB erhöht sich um 80 Cent auf 10,80 Euro. Auch in den kreisfreien Städten Brandenburg an der Havel, Frankfurt Oder und Cottbus steigen um jeweils 20 Cent auf 2,30 Euro, in Potsdam um 10 Cent auf 2,60 Euro. 

Kritik an Schwarz-Rot

Kritik an den Beschlüssen kommt von Seiten der Linken: Das 29-Euro-Ticket sei „verkehrs- und finanzpolitisch falsch“, sagt Kristian Ronneburg, Sprecher für Mobilität. Die Entscheidung führe dazu, dass Berlin nach Senatsangaben künftig jährlich bis zu 300 Millionen Euro für die Finanzierung dieses Tickets ausgeben müsse. Hinzu kommen 130 Millionen Euro, die weiterhin aus Berlin in die Finanzierung des Deutschlandtickets fließen werden. Die zusätzliche „teure Insellösung“ werde zu einer „Kannibalisierung beider Tickets führen“, sagt Ronneburg.

Lars Lindemann, Generalsekretär der Berliner FDP , bemängelt den Beschluss. Berlin könne sich dieses Ticket finanziell nicht leisten, sagt er. Zudem würden Pendler und ÖPNV-Nutzer, die im C-Bereich Berlins leben, nicht davon profitieren.

Dem stimmt auch der BUND zu. In einer Pressemitteilung des Umweltverbandes heißt es, dass der Senat die Chance vergebe, das Deutschlandticket zielgruppengerecht weiterzuentwickeln. Das 29-Euro-Ticket führe zu einer „Kleinstaaterei im Nahverkehr“. Von der Berliner Lösung würden vor allem Pendler mit mittlerem und höherem Einkommen profitieren, nicht aber Auszubildende, Studierende oder Sozialticketberechtigte.

Auch Robert Rückel, Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer Berlin (IHK), kritisiert den Beschluss. „Diese Entscheidung wird Berlin und damit uns alle am Ende teuer zu stehen kommen“, sagt er. „Natürlich freut sich jeder über billiges Bahnfahren, doch angesichts multipler Krisen, schwächelnder Konjunktur, Inflation und steigenden Zinsen ist das 29-Euro-Ticket vor allem eine weitere Hypothek für den Landeshaushalt.“ 

SPD zeigt sich optimistisch

Die SPD, die mit dem 29-Euro-Ticket Wahlkampf gemacht hatte, begrüßte den Beschluss. Landeschefin Franziska Giffey sagte, das 29-Euro-Ticket mache „den Umstieg auf den ÖPNV möglich – für eine moderne Mobilität, mehr Klimaschutz und auch für mehr soziale Teilhabe“. Zudem sei die Verlängerung des Berlin-S-Tickets für Personen, die Sozialleistungen beziehen, „ein Meilenstein für die soziale Stadt Berlin.“

Ihr Co-Vorsitzender Raed Saleh sagte: „Im Vergleich zum Deutschland-Ticket entlasten wir die Berlinerinnen und Berliner jetzt um 240 Euro im Jahr.“ Er gehe jedoch davon aus, dass Berlin perspektivisch mit „Brandenburg und dem VBB auch über eine Variante ABC diskutieren“ werde.

Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) freute sich ebenfalls über die Entscheidung des Tarifverbundes und sieht das Ticket als „Ergänzung zum erfolgreichen Deutschlandticket.“ Etwa Rentner, Pensionäre oder Selbstständige, die kein Jobticket bekommen können, könnten so bezahlbar unterwegs sein.

Für die Kosten für das 29-Euro-Ticket muss laut VBB allein das Land Berlin aufkommen. Die Einführung steht noch unter dem Vorbehalt der Verabschiedung des Doppelhaushalts 2024/2025, der erst noch vom Abgeordnetenhaus beschlossen werden muss.

Das 29-Euro-Ticket gab es schon einmal. Die damalige rot-grün-rote Landesregierung hatte es im Herbst 2022 als Anschlusslösung für das ausgelaufene 9-Euro-Ticket eingeführt. Mit der Einführung des Deutschlandtickets im Mai 2023 wurde das 29-Euro-Ticket in Berlin wieder abgeschafft. (mit dpa)

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