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Sieht ähnlich aus wie eine Schusswaffe, funktioniert aber mit Elektroschocks: ein Taser.

© Rainer Jensen/dpa

Stromstöße statt Schusswaffe: Bundespolizei testet Taser am Berliner Ostbahnhof

Sie sollen Angreifer außer Gefecht setzen, ohne sie schwer zu verletzen: Seit Montag setzt die Bundespolizei probeweise Distanz-Elektroimpulsgeräte ein.

Die Bundespolizei setzt von diesem Montag an probeweise an drei Standorten sogenannte Taser ein - unter anderem am Berliner Ostbahnhof. Es soll getestet werden, ob die Distanz-Elektroimpulsgeräte in Situationen eingesetzt werden können, „in denen andere Hilfsmittel der körperlichen Gewalt oder Waffen im Hinblick auf eine sichere oder angemessene Lagebewältigung nicht geeignet oder zulässig sind“, hatte das Bundespolizeipräsidium mitgeteilt.

Die 30 Geräte sollen neben dem Berliner Ostbahnhof auch in Frankfurt am Main und Kaiserslautern genutzt werden. Rheinland-Pfalz hatte die Taser Ende 2018 als erstes Bundesland eingeführt. Inzwischen ist es in mehreren Ländern im Einsatz, teilweise in der Testphase.

Mit dem Distanz-Elektroimpulsgerät (DEIG) sollen Polizisten einen Angreifer auf Distanz halten können - ohne das Risiko einer tödlichen Verletzung wie bei der Schusswaffe. Aus einer Distanz von zwei bis fünf Metern schießt der Polizist mit Draht verbundene Pfeile ab.

Für den Betroffenen ist das schmerzhaft. Der Pfeil dringt einen Zentimeter tief in die Haut und gibt einen schwachen Stromimpuls ab. Der Strom wirkt sich auf Nerven und Muskeln aus, was für die Dauer von Sekunden völlige Handlungsunfähigkeit bewirkt.

Vor dem Taser-Einsatz muss eine Warnung erfolgen

Nach Angaben des Bundesinnenministeriums ist es vorgeschrieben, vor dem Einsatz eine Warnung auszusprechen. Polizeibeamte dürfen demnach mit Tasern nur auf den unteren Oberkörper und bei Flüchtenden lediglich auf den Rücken zielen. Hals, Kopf, Nacken und Genitalien seien zu vermeiden, erklärte ein Ministeriumssprecher schon bei einer ersten Ankündigung des Testbetriebs im August.

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Der Einsatz müsse lückenlos dokumentiert werden - falls vorhanden, auch mit Körperkameras (Bodycams) von Polizisten. In deren Fahrzeugen müssten sich für den Notfall Defibrillatoren finden.

Befürworter des Taser-Einsatzes betonen, dass sich eine deeskalierende Wirkung bereits in den überwiegenden Fällen mit der Androhung einstellt. Kritiker weisen auf Todesfälle in den USA und Kanada bei Einsätzen hin. Auch gebe es die Gefahr, dass die Hemmschwelle für einen Einsatz der Waffe herabgesetzt werde.

Bei der Berliner Polizei wurden Taser bereits getestet, das Spezialkommando nutzt die Technik. Als reguläre Waffe will der rot-rot-grüne Senat sie bislang jedoch nicht einführen. (Tsp, dpa)

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