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Zum Ferienende war Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) noch davon ausgegangen, dass knapp 1500 Lehrkräfte fehlen.

© dpa/Jörg Carstensen

Update

Personalversorgung im neuen Schuljahr: Berlins Lehrer-Lücke ist halb so groß wie befürchtet – aber immer noch eklatant

Erstmals seit vielen Jahren wurde der Mangel nicht größer, sondern halbierte sich gegenüber der Prognose. Allerdings hat die Mehrzahl der Neueingestellten den Beruf nicht gelernt.

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An Berlins Schulen mussten zum neuen Schuljahr über 700 Stellen frei bleiben. An sieben Schulen ist der Mangel so groß, dass die Stundentafel nicht mehr voll abgedeckt werden kann. Das teilte Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) am Mittwoch mit.

Dennoch gab es auch eine gute Nachricht. Denn die Lücke ist nur halb so groß wie erwartet: Noch im August hatte die Prognosen 1460 offene Stellen beinhaltet. Zudem hat sich die Lage gegenüber dem Vorjahr leicht gebessert, als letztlich über 900 Stellen frei bleiben mussten. Im Schnitt sind 97,3 Prozent der Stellen besetzt.

Erkauft wird die weitgehende Stellenbesetzung allerdings weiterhin durch enorme Abstriche bei den Qualitätsanforderungen. Konkret bedeutet dies, dass ein Drittel der freien Positionen durch „sonstige Lehrkräfte“ besetzt werden mussten. Hinter diesem Begriff verbergen sich Lehramtsstudierende und pensionierte Lehrkräfte, aber auch eine Vielzahl von Akademikern aus ganz anderen Berufen, deren Studienfächer nicht kompatibel mit den Fächern der Berliner Schulen sind. Diese Akademiker werden daher nicht zur Quereinsteigerausbildung zugelassen.

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Zehn Berufe können die Lücken füllen

Die leichte Verbesserung gegenüber dem Vorjahr wird auf die Verbeamtung zurückgeführt und darauf, dass Schulen unbesetzte Stellen in Positionen für andere Berufe umwandelt können. Günther-Wünsch hatte die Liste dieser Berufe ausgeweitet: In diesem Jahr sind es bereits zehn. Sie dürfen aus dem Bereich der Lern-, Ergo- und Musiktherapie, der Logopädie, Sozialarbeit und Psychologie kommen. Auch Sprachlernassistenzen, pädagogische Unterrichtshilfen, Erzieher:innen, Betreuer:innen sowie pädagogische Assistenzen sind willkommen.

„Dass in diesem Schuljahr mit über 97 Prozent wieder ein höherer Wert bei der Unterrichtsversorgung erreicht werden konnte, ist ein Erfolg verschiedenster Maßnahmen zu Lehrkräftegewinnung, wobei sicherlich die Wiederverbeamtung den größten Beitrag geliefert hat“, kommentierte Sven Zimmerschied, der Vorsitzende der Sekundarschulleiter-Vereinigung, die neuen Zahlen.

Gerade der Verzicht der Senatorin auf eine „zu starke Steuerung bei den Einstellungen“ habe eine Umorientierung von Lehrkräften in andere Bundesländer verhindert. Diese Ansicht vertritt auch Arnd Niedermöller für die Vereinigung der Oberstudiendirektoren. Auch er nannte die aktuelle Bilanz einen „Erfolg“.

Förderschulen haben den größten Mangel

Am stärksten trifft der Mangel weiterhin die Förderschulen und die Berufsschulen, bei denen jeweils fünf Prozent der Stellen frei bleiben mussten. Einen leichten Überhang von fünf Stellen haben die zentral verwalteten Schulen, zu denen die Eliteschulen gehören. Ihre Ausstattung liegt mithin bei über 100 Prozent.

Besonders dramatisch ist die Lage der Grundschulen. Sie müssen die Lücken überproportional mit „sonstigen“ Lehrkräften füllen. Auch die wenigen ausgebildeten Pädagoginnen und Pädagogen, die sie bekommen, sind nur zu einem Bruchteil für die Grundschule ausgebildet. Die Senatorin will mittels einer „Qualitätsstrategie“ erreichen, dass die Lehrkräfte, die in der Alphabetisierung eingesetzt werden, zumindest eine spezielle Fortbildung durchlaufen.

Der besonders eklatante Mangel in den Grundschulen wird dadurch verursacht, dass die Universitäten noch immer zu wenige Grundschulkräfte ausbilden. Das liegt an einem Mangel an Studienplätzen sowie an einer hohen Abbrecherquote – besonders im Fach Mathematik, wie Günther-Wünsch berichtete. Über beide Dauerprobleme wolle sie im November mit der Wissenschaftssenatorin sprechen, kündigte Günther-Wünsch an.

Eine Veränderung gibt es bei den Willkommensklassen: Sie sollen von bisher zwölf auf etwa 15 Schüler vergrößert werden, sofern ein „Tandemlehrer“ dabei ist. Unter „Tandemlehrern“ versteht die Verwaltung etwa geflüchtete Pädagoginnen und Pädagogen, deren Deutschkenntnisse noch nicht ausreichen, um den Unterricht allein zu bestreiten. Hier soll es besonders um die große Gruppe der ukrainischen Lehrkräfte gehen.

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