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Immer wieder kommt es bei Unfällen wie hier am Savignyplatz in Charlottenburg zu Toten.

© Kitty Kleist-Heinrich

Neue Unfall-Karte vorgestellt: Wo Radfahren in Berlin am gefährlichsten ist

An vielen Berliner Hauptstraßen gibt es noch immer keinen Radweg. Eine neue Karte zeigt, auf welchen Strecken sie besonders nötig wären.

Die Senatsverkehrsverwaltung konnte zuletzt mit positiven Zahlen aufwarten. Im vergangenen Jahr seien auf Berlins Straßen so viele Radfahrer:innen gezählt worden wie nie zuvor. Ein neuer Rekord, freute sich das Haus von Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne).

Doch noch immer gilt: Wer mit dem Fahrrad auf den Straßen unterwegs ist, gerät in Berlin allzu oft in lebensgefährliche Situationen. Auch weil vielerorts noch immer adäquate Radwege fehlen.

Daran stört sich Stefan Lehmkühler. Der Verkehrswende-Aktivist von der Initiative Changing Cities, der in Mitte als Direktkandidat der Grünen für die Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus antritt, will der Verkehrsverwaltung Druck machen. Er hat deshalb für ganz Berlin ausgewertet, wo in der Stadt neue Radwege am dringendsten nötig sind.

Radunfälle in Berlin verursachten in zwei Jahren Kosten von 428 Millionen Euro

Lehmkühler hat dafür die Unfalldaten der Berliner Polizei für die Jahre 2018 und 2019 ausgewertet und alle Zusammenstöße zwischen Radfahrer:innen und Kraftfahrzeugen der jeweiligen Straße zugeordnet. Zugleich hat er die Schwere der Kollisionen berücksichtigt.

Als Grundlage dienten die Angaben der volkswirtschaftlichen Kosten eines Unfalls von der Bundesanstalt für Straßenwesen. Der Tod einer Person etwa ging in diese Statistik zuletzt mit 1.121.888 Euro ein. Für eine leichte Verletzung wurden Kosten von 4959 Euro angenommen.

In ganz Berlin verursachten die Kollisionen von Rad- und Autofahrer:innen in den beiden Jahren demnach Kosten von mehr als 428 Millionen Euro. Diese Werte wandte er auf die einzelnen Unfälle an und ordnete sie den jeweiligen Straßen zu. „Damit werden die Kosten der Unfälle quantifizier- und vergleichbar“, so Lehmkühler.

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Herausgekommen ist eine „Rad-Unfalldichtekarte“, wie der Aktivist sie nennt. Sie gibt an, wo in Berlin pro Meter Straße die meisten und schwersten Unfälle passiert sind. Ein Blick auf die auch online abrufbare Karte zeigt eine Hauptstadt voller roter Linien. Häufiger krache es demnach unter anderem in der Badstraße in Gesundbrunnen, der Glinkastraße in Mitte, oder der Oranien- und der Adalbertstraße in Kreuzberg.

In Teilen der Oranienstraße gibt es bis heute keinen Radweg. Auch deshalb verunglücken dort viele Radfahrer.

© Kitty Kleist-Heinrich

Nicht bei allen Strecken lässt sich das Unfallgeschehen jedoch auf fehlende Radwege zurückführen, gesteht Lehmkühler zu. Viele Zusammenstöße gebe es etwa in der Alexanderstraße in Mitte, obwohl dort bereits ein Hochbordradweg angelegt sei. Als mögliche Ursache dafür nennt er Unfälle an schlecht gesicherten Kreuzungen.

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Die Daten hält Lehmkühler in jedem Fall für belastbar – und erwartet mehr Aktivität von der Verkehrsverwaltung. „Jetzt gibt es keine Ausreden mehr. Die Grundlage ist da, um in ganz Berlin tätig zu werden.“ Die Karte wolle er Günthers Haus explizit zur Verfügung stellen.

Senatsverkehrsverwaltung plant weitere Pop-up-Radwege

Dort reagierte man am Mittwoch interessiert auf die Analyse. „Wir schauen uns diese Karte auf jeden Fall an, möglicherweise lassen sich zusätzliche Erkenntnisse gewinnen“, sagte Sprecher Jan Thomsen. Er erklärte, dass die Verkehrsverwaltung „bereits kontinuierlich“ an der Verbesserung der Radinfrastruktur arbeite. Rund 30 Unfallkreuzungen würden pro Jahr umgebaut.

Auch die im vergangenen Jahr geschaffenen Pop-up- Radwege würden nach und nach verstetigt. Zusätzliche Pop-up-Radwege seien zudem „in Vorbereitung“, erklärte Günthers Sprecher.

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