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Auf dem Gelände der Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße wird der Mauertoten gedacht.

© dpa/Ralf Hirschberger

Mauerbau vor 62 Jahren: Berliner Aufarbeitungsbeauftragter fordert Erinnerungskultur jenseits von Kranzniederlegungen

Die Erinnerung an den Mauerbau müsse auch Jüngere erreichen, meint Frank Ebert. Zum Jahrestag am Sonntag finden in Berlin mehrere Gedenkveranstaltungen statt.

Berlins Beauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Frank Ebert, fordert, die Erinnerung an den Mauerbau wachzuhalten. „Gedenktage und Erinnerungsorte sind notwendig“, teilte Ebert im Vorfeld des 62. Jahrestags des Mauerbaus am Sonntag mit. „Wir sollten uns aber auch jenseits der Kranzniederlegungen an den Mauerbau und seine Folgen erinnern.“

Der 13. August 1961 müsse wie der 17. Juni 1953 und der 9. November 1989 im kollektiven Gedächtnis der Gesellschaft verankert werden. „Dazu brauchen wir eine lebendige Erinnerungskultur, die jüngere Menschen erreicht – mit authentischen Erinnerungsorten, digitalen Angeboten und partizipativen Formaten“, forderte Ebert.

Am Sonntag finden in Berlin mehrere Gedenkveranstaltungen statt. Ebert wird an den Kranzniederlegungen an der Gedenkstätte Berliner Mauer um 10.30 Uhr und am Peter-Fechter-Mahnmal um 12.15 Uhr teilnehmen. Stellvertretend für den Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) wird auch Berlins Finanzsenator Stefan Evers (CDU) die beiden Veranstaltungen besuchen.

Frank Ebert, Berlins Landesbeauftragter für die Aufarbeitung der SED-Diktatur.
Frank Ebert, Berlins Landesbeauftragter für die Aufarbeitung der SED-Diktatur.

© dpa/Carsten Koall

Am frühen Abend wird der Aufarbeitungsbeauftragte darüber hinaus an einer Veranstaltung am Gedenkkreuz für den Mauertoten Horst Frank an der Klemkestraße in Reinickendorf teilnehmen. Diese beginnt um 18 Uhr.

„Die Berliner Mauer verkörperte das Unrecht des SED-Regimes. Das menschenverachtende Bauwerk teilte die Stadt und riss Familien wie auch Freundeskreise auf brutale Weise auseinander“, sagte Ebert. „Die DDR konnte nur bestehen, weil sie ihr Volk einsperrte. Menschen, die die Grenze überwinden wollten, um in Freiheit zu leben, riskierten lange Haftstrafen oder sogar erschossen zu werden.“ Mindestens 140 Menschen wurden zwischen 1961 und 1989 an der Berliner Mauer getötet.

Kostenloses Kino in einstiger Stasi-Zentrale

Beim vom Aufarbeitungsbeauftragten geförderten Campus-Kino im Innenhof der früheren Stasi-Zentrale in Lichtenberg stehen in diesem Jahr auch zwei Filme auf dem Programm, die den Mauerbau thematisieren.

In „3 ½ Stunden“ von 2021 schildert Ed Herzog die Situation von Reisenden im Interzonenzug von München nach Ost-Berlin, die am 13. August 1961 dreieinhalb Stunden vor Erreichen der Grenze die Nachricht vom Bau der Mauer erhalten. Nun müssen sie sich schnell entscheiden, ob sie in der Bundesrepublik bleiben oder in die DDR zurückkehren wollen. Der Film wird am 10. August ab 19.30 Uhr gezeigt. Im Anschluss gibt es ein Gespräch mit dem Fluchthelfer Klaus-Michael von Keussler.

Stefan Weinerts Dokumentarfilm „Die Familie“ aus dem Jahr 2013 lässt Hinterbliebene von Todesopfern an der DDR-Grenze zu Wort kommen. Ihre Fassungslosigkeit über die als zu mild empfundenen Strafen für die Todesschützen stehen laut Mitteilung des Aufarbeitungsbeauftragten im Kontrast zum kalten Bürokratendeutsch in den Stasi-Akten. Der Film läuft am 15. August um 19.30 Uhr.

Ergänzt wird das Campus-Kino-Programm mit Führungen durch das Stasi-Unterlagen-Archiv, das Archiv der DDR-Opposition und die Open-Air-Ausstellung „Revolution und Mauerfall“. Außerdem ist das Publikum eingeladen, mit Filmschaffenden, Fachleuten und Zeitzeugen ins Gespräch zu kommen. Das komplette Programm des Campus-Kinos finden Sie hier. Das Freiluftkino in der ehemaligen Stasi-Zentrale wird präsentiert vom Tagesspiegel.

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