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Das Berliner Museum für Film und Fernsehen.

© imago images/POP-EYE

Marlene Dietrich neu eingekleidet: Das Berliner Filmmuseum zeigt eine neue Ausstellung

Das Museum für Film und Fernsehen hat im Lockdown seine Dauerschau überarbeitet. Dabei soll auch das junge Publikum stärker abgeholt werden.

Als im Herbst 2000 das anfangs ganz aufs Kino fokussierte Filmmuseum am Potsdamer Platz eröffnet wurde, waren Handys noch überhaupt nicht smart. Selfies? War schwierig. Heute gehören sie zu den beliebtesten Fotomotiven, dem kann sich auch ein Haus wie das – nun auch TV-affine – Museum für Film und Fernsehen nicht entziehen.

Es war in die Jahre gekommen, hatte in der Dauerausstellung Patina angesetzt, aber bei laufendem Betrieb größere Umbauten vornehmen? Ebenfalls schwierig, immerhin hatte man einige Ideen. Dann kam der Lockdown, keine willkommene, aber eine der avisierten Überarbeitung sehr dienliche Unterbrechung des Museumsalltags.

Ein halbes Jahr lang hat man die jetzt wieder zu bestaunenden Ausstellung überarbeitet – und erstmals auch Selfie-Punkte markiert. Fritz Langs „Metropolis“ war selbstverständlich schon vorher präsent, etwa durch Entwürfe der berühmten Kulissen. Die gibt es jetzt sogar im Modell – und dank Selfie-Punkt ist es nun möglich, dem Maschinenmenschen fürs Foto die Hand zu reichen.

Sicher nicht die wichtigste, aber eine publikumsfreundliche Neuerung, wie man ohnehin versucht hat, die aus Befragungen und den Reaktionen bei Führungen gefilterten Wünsche des Publikums besonders im Blick zu behalten, „die Besucher mit ihren Kinoerfahrungen abzuholen“ und die Historienschau dabei zugleich zu aktualisieren, wie Kuratorin Kristina Jaspers es umschreibt.

Und da eben vielen Besuchern Burhan Qurbanis Verfilmung von „Berlin Alexanderplatz“ von 2020 präsenter ist als Piel Jutzis von 1931, bekommt nun auch erstere in dem Zeittunnel aus Spiegel- und Filmbildern, den man gleich zu Beginn durchschreitet, mit dem aktuellen Hauptdarsteller Welket Bungué ihren Ehrenplatz.

Dieses Bemühen, auch jüngste Filme sichtbar werden zu lassen, ist vielfach erkennbar: Ein Modell der Kulissen aus Joe Mays „Asphalt“ von 1929 und gleich daneben Szenenbilder aus „Babylon Berlin“ – so einfach und doch wirkungsvoll kann der Einfluss historischer auf die aktuelle Filmbilder demonstriert werden.

Fokus auf die Zwanzigerjahre

Ohnehin lag ein Schwerpunkt der Runderneuerung auf den derzeit so populären Zwanzigerjahren. „Weimar weiblich“ hat dabei einen eigenen großen Schaukasten bekommen, der die Regisseurinnen Ella Bergmann-Michel, Lotte Reiniger, Lola Kreuzberg und Leontine Sagan sowie die Drehbuchautorinnen Thea von Harbou, Jane Bess und Luise Heilborn-Körbitz vorstellt. Letztere hatte das Skript zur ersten, noch stummen „Buddenbrooks“-Verfilmung von Gerhardt Lamprecht geliefert, ein wohlwollender Brief des Meisters der Worte von 1922 an seine Filmkollegin liegt aus, Näheres ist per Kopfhörer aus einem Interview mit ihr zu erfahren.

Auch Marlene Dietrich – ihr Nachlass gehört zu den Highlights des Museumbestands – wurde neu eingekleidet, was schon aus konservatorischen Gründen geboten war. Allzu lange sollten die Roben und Kostüme nicht dem Licht ausgesetzt werden.

Frischer Fummel. Die Puppen mit den Original-Kostümen von Marlene Dietrich wurden neu bestückt.
Frischer Fummel. Die Puppen mit den Original-Kostümen von Marlene Dietrich wurden neu bestückt.

© Andreas Conrad

Also wurden die Schaufensterpuppen, die die Züge der Schauspielerin tragen, mit anderen Kleidungsstücken dekoriert, darunter das paillettenbesetzte Abendkleid, das Marlene Dietrich als Sängerin Erika von Schlütow in Billy Wilders Berlin-Film „A Foreign Affair“ trägt.

Neu ist eine dem Fernsehen und seiner in den fünfziger Jahren entstehenden Konkurrenz zum Kino gewidmete Vitrine, mit altehrwürdiger Fernsehtruhe samt Zimmerantenne, ergänzt durch Bilder verflossener TV-Herrlichkeiten.

Jungpublikum wird über die Steinzeittechnik staunen – und sich wieder über die neue, auf dem Bildschirm ihres Smartphones sichtbare Museums-App beugen, aus der punktgenau Informationen zu den Exponaten erklingen. Audio-Guides? Doch, die gibt es noch.

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