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Paula Beer ist für ihre Rolle in Christian Petzolds "Undine" nominiert. Sie wurde bereits auf der Berlinale ausgezeichnet.

© Schramm Film

Europäischer Filmpreis 2020: Nominierungen für "Undine" und "Berlin Alexanderplatz"

In der Kategorie "Beste Darstellerin" sind Paula Beer und Nina Hoss vertreten. Das europäische Kino kann in der Krise die Aufmunterung gebrauchen.

Von Andreas Busche

Zwei Kandidaten für den besten Film des Jahres, zwei Nominierte in der Kategorie „Beste Darstellerin“: Das ist keine ganz schlechte Bilanz für das deutsche Kino beim diesjährigen Europäischen Filmpreis, der – wie schon sein deutsches Pendant im Frühjahr – vom 8. bis 12. Dezember nur virtuell verliehen wird. Christian Petzolds „Undine“ und „Berlin Alexanderplatz“ von Burhan Qurbani, beides Berlinale-Premieren, sind als beste Filme nominiert, dazu Paula Beer für ihre Rolle in „Undine“ und Nina Hoss für „Schwesterlein“.
Das Bild ist allerdings ein wenig schief: Cannes fiel dieses Jahr ganz aus, die Festivals in Venedig und Locarno fanden, auch qualitativ, in – notgedrungen – abgespeckter Form statt. Es war ein schwieriges Jahr, nicht nur für das europäische Kino – einerseits. Andererseits hat die Abwesenheit der großen amerikanischen Produktionen, in den Kinos und auf den Festivals, wieder ein stärkeres Licht auf den europäischen Film geworfen.

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Es waren „Undine“ und „Berlin Alexanderplatz“, die im Juli den Neustart der deutschen Kinos einleiteten. Nicht alle Betreiber waren darüber glücklich, ihnen fehlen die Hollywood-Blockbuster. Der europäische Film braucht ein gesundes Ökosystem, um die Coronakrise zu überstehen. Dazu gehören selbstverständlich auch die amerikanischen Produktionen. Daher ist die Verleihung des Europäischen Filmpreises, selbst in virtueller Form, der richtige Rahmen, um auf die schwierige Lage der europäischen Filmbranche aufmerksam zu machen.

Auch die europäischen Filmförderung befindet sich im Lockdown

Zu Beginn der Woche wies die Deutsche Filmförderanstalt (FFA) in einer Stellungnahme darauf hin, dass immer noch eine Einigung über die Rahmenrichtlinien der europäischen Filmförderung, einem komplizierten bürokratischen Geflecht, ausstehe. Die Gefahr besteht, dass ab dem 1. Januar 2021 keine Fördermittel, über 100 Millionen Euro, mehr ausgeschüttet werden könnten.

Das sind angesichts der wirtschaftlichen Krise infolge der Pandemie beunruhigende Nachrichten. Sie erinnert wieder daran, auf welchen tönernden Füße die europäischen Filmindustrien errichtet sind.
2020 sieht der Ertrag noch gut aus. Mit „Another Round“ vom dänischen Dogma-Mitbegründer Thomas Vinterberg, „Corpus Christi“ des polnischen Regisseurs Jan Komasa (zuvor bereits Oscar-nominiert), die Jack-London-Adaption „Martin Eden“ von Pietro Marcello und „The Painted Bird“ von Václav Marhoul ist das Feld stark besetzt, wenn auch überragende Filme, wie in den vergangenen Jahren etwa „The Favourite“ oder „Cold War“, schon jetzt spürbar fehlen.

Im Regiefach sind neben François Ozon („Sommer of 85“), Thomas Vinterberg und Pietro Marcello, dessen herausragender „Martin Eden“ (hoffentlich nun am 3.12. im Kino) vier Mal vertreten ist, auch die Regisseurinnen Agnieszka Holland und Maria Sødahl nominiert. Man mag den Wert von Veranstaltungen wie dem Europäischen Filmpreis anzweifeln, aber vielleicht war er nie wichtiger als in diesem Jahr.

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