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© picture alliance/dpa/Paul Zinken

Update

Mann drohte, Eisbärin Hertha zu erlegen: Pfeil-und-Bogen-Video ist Teil von Berliner Tierpark-Kampagne

In einem Video hatte ein Mann gedroht, Eisbärin Hertha mit Pfeil und Bogen zu erschießen, auch die Polizei war involviert. Nun klärt der vermeintliche Bogenschütze die Sache auf.

| Update:

Eisbärin in Sicherheit: Ein vermeintliches Drohvideo stellte sich am Mittwoch als Tierschutz-Kampagne heraus. Nachdem am Montag das Eisbären-Gehege im Berliner Tierpark in Berlin-Lichtenberg gesperrt blieb und ein Video kursierte, in dem ein Mann drohte, Eisbärin Hertha zu erlegen, war die Aufregung groß. Zuerst berichtete das Portal „Berlin live“, später auch die „Bild“-Zeitung.

Doch spätestens, nachdem die Pressestelle des Tierparks am Nachmittag noch immer nicht erreichbar war, mutmaßten die ersten, es handele sich um eine PR-Kampagne. „Ich hätte Sie auf anderem Wege nicht herbekommen“, bestätigte Michel Abdollahi diese Annahme dann bei einer Pressekonferenz am Mittwochvormittag. Er ist Journalist, „muss in Sachen Klimawandel aber zum Aktivisten werden“, wie er sagte. Vom Tierpark wurde er als „Urheber des Bedrohungsvideos“ vorgestellt.

Die Grundlage der Aktion bildet Abdollahis selbst produzierte fünfteilige Dokumentation „Time to Say Goodbye“, in der er sich dem größten Landraubtier der Erde widmet. „Aktuell gibt es weltweit nur noch etwa 25.000 Eisbären. Die größte Bedrohung für diese Tierart sind die steigenden Temperaturen und der verbundene Verlust ihres Lebensraumes“, teilte der Tierpark später mit.

Was genau passierte

Doch von vorn: Am Montagvormittag postete der Tierpark bei Instagram, der für 11 Uhr geplante Eisbär-Talk müsse ausfallen, „der Bereich um die Eisbäranlage ist gesperrt“. Warum, wurde nicht erklärt.

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Der Grund „Berlin live“ zufolge: In der Nacht zu Montag sei in sozialen Medien ein Video aufgetaucht, zuerst in einer kleinen Jäger-Gruppe bei Telegram. Es zeige das verpixelte Gesicht eines Mannes mit Sonnenbrille und Sturmhaube am Eingang des Tierparks.

Mit verfremdeter Stimme habe er gesagt: „Ich werde der erste Typ sein, der einen Eisbären in Europa erschießt“. Dann soll er Pfeil und Bogen aus einem Koffer gezogen haben. Außerdem soll er hinzugefügt haben: „Ich komme, meine Kleine. Ich werde Geschichte schreiben.“ Die Administratoren der Telegram-Gruppe sollen den Post mittlerweile gelöscht haben.

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Der „Bild“-Zeitung zufolge soll der Mann sein Vorhaben bereits am 20. Februar angekündigt haben. Die Zeitung zitiert den Mann weiter: „Ich habe beschlossen, jagen zu gehen. Ich habe alles vorbereitet. Ich habe eine Licence und ich habe mit meinem Bogen und Pfeil schon alles erkundet. Es ist sehr einfach. Und ich hole mir den Schädel von Hertha.“ Aktuell leben im Tierpark Eisbärin Tonja (14) und ihre Tochter Hertha (5).

Androhung von Straftaten?

Beiden Medien soll die Berliner Polizei bestätigt haben, ihr sei die Drohung aus dem Video bekannt. Man habe Ermittlungen wegen der „Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten und wegen eines möglichen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz“ eingeleitet.

Auf Tagesspiegel-Nachfrage allerdings wollte Polizeisprecher Martin Dams diese Aussagen am Dienstag zunächst nicht bestätigen – es gebe eine „neue Lage“. Gegen Dienstagmittag – am Welteisbärentag übrigens – erklärte er dann, nach einer Prüfung des Videos sei „keine strafrechtliche Relevanz erkennbar“. Er verwies an den Tierpark. Dieser wiederum war den gesamten Dienstag über nicht erreichbar. Am Nachmittag dann lud der Tierpark unter dem Betreff „Bedrohungslage Eisbär“ zu einer Konferenz für Mittwoch.

Mit der Kampagne wolle er gemeinsam mit dem Tierpark und der Agentur Jung von Matt auf die Lage der Eisbären weltweit aufmerksam machen, sagte Michel Abdollahi am Mittwoch. „Hertha ist nicht bedroht, weil sie in einem Zoo sitzt, aber viele Eisbären sind es.“ Für seinen Film „Time To Say Goodbye“ dokumentierte er auch eine Eisbärenjagd am Nordpol.

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Die Polizei sei im Vorfeld nicht eingebunden gewesen, sagte Abdollahi auf Nachfrage. Aber nach einem Telefonat „sei die Sache erledigt gewesen“. Vom Tierpark hieß es, „um keine Falschinformationen herauszugeben“, habe man „einen Tag die Füße stillgehalten“. Man habe sich zudem die ohnehin geplante Reinigung des Geheges „zunutze gemacht“ und den Bereich großräumig abgesperrt. Auf welchem Weg das Video zur Polizei gelangte, wisse man allerdings nicht.

Zoodirektor Andreas Knieriem wurde zitiert. Er bedauere, auf diesem Wege Aufmerksamkeit erregen zu müssen – aber eine jährliche Pressemitteilung zum Welteisbärentag reiche nicht mehr aus.

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