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Der Kindernotdienst soll Kinder in Not kurzzeitig aufnehmen und betreuen, bevor sie dann in andere Angebote weitervermittelt werden.

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Krise beim Kindernotdienst: Berliner Senat setzt neue Leitung ein

In einem Brandbrief schilderten Mitarbeitende des Kindernotdienstes alarmierende Zustände. Ein neues Leitungsteam soll den Dienst nun neu aufstellen.

Nach einem Brandbrief der Mitarbeitenden des Berliner Kindernotdienstes ergreift der Senat nun drastische Maßnahmen. So soll der Dienst neu strukturiert werden und ein neues Leitungsteam bekommen. Bei einem dreistündigen internen Treffen mit Mitarbeiter:innen stellte die Senatsverwaltung für Jugend und Familie den Katalog temporärer Maßnahmen vor. An dem Termin am Donnerstagmorgen nahm unter anderem Jugendstaatssekretär Falko Liecke teil.

In dem Brandbrief hatten Mitarbeitende des Kindernotdienstes unter anderem geschildert, dass es unter dem Dach des Dienstes „regelmäßig zu Kindeswohlgefährdungen“ komme. So müssten etwa schwer traumatisierte Kinder aufgrund fehlender Angebote monatelang beim Kindernotdienst verharren, bis sie an andere Angebote weitervermittelt werden könnten.

Aus Frust und Verzweiflung würden Kinder regelmäßig sich selbst und andere verletzen, schilderten die Mitarbeitenden des Dienstes. Als Grund schilderten sie neben fehlendem Personal auch fehlende Räumlichkeiten und einen Mangel an Krisen- und Folgeangeboten.

Beratungsstelle wird von Kreuzberg nach Charlottenburg verlegt

Als sofortige Maßnahme will die Senatsverwaltung nun den Kindernotdienst personell, pädagogisch und strukturell neu aufstellen. So soll ab dem kommenden Montag ein neues Leitungsteam den Kindernotdienst übernehmen und konzeptionell überarbeiten. Außerdem sollen künftig Kleinkinder und ältere Kinder an unterschiedlichen Standorten betreut werden.

Zu den Maßnahmen zählt nach Angaben von Britta Elm, Sprecherin der Senatsverwaltung, auch, dass die Beratungsstelle des Kindernotdienstes übergangsweise mit dem Jugendnotdienst zusammengelegt wird und dafür von Kreuzberg nach Charlottenburg umzieht. „Dadurch wird das Personal am Standort in Kreuzberg entlastet“, so Elm. Bislang hätten dort Mitarbeitende sowohl beraten als auch Kinder betreuen müssen. Künftig liege der Fokus auf der Kinderbetreuung.

Mitarbeitende fühlen sich gemaßregelt

Bei Mitarbeitenden des Kindernotdienstes traf diese Maßnahme auf Kritik. Wie der Tagesspiegel aus informierten Kreisen erfuhr, bemängeln Mitarbeitende, dass ein gut funktionierendes Team damit aufgelöst würde und der Kindernotdienst in Kreuzberg nicht mehr persönlich erreichbar sei. Einige sehen darin demnach eine Art Maßregelung für das Team – aus Unmut über den Brandbrief und die daran enthaltenden drastischen Worte.

Staatssekretär Falko Liecke betonte auf Anfrage, dass die Debatte rund um den Kindernotdienst „in Teilen sehr emotional geführt“ würde. „Das ist verständlich, denn schließlich geht es hierbei um das Wertvollste, was wir haben – unsere Kinder“, so Liecke weiter. Oberste Priorität für die Senatsverwaltung und auch ihn persönlich habe „immer die Sicherstellung des Schutzauftrages zum Wohle der Kinder.“ Die Vermengung dieses Schutzauftrages „mit der Unzufriedenheit Einzelner mit ihrer persönlichen Arbeitnehmersituation hingegen halte ich weder für sachdienlich noch für zielführend“, sagte Liecke.

Der Kindernotdienst ist die zentrale Kriseninterventionseinrichtung des Landes Berlin außerhalb der Öffnungszeiten der bezirklichen Jugendämter. Vorgesehen ist, dass Kinder hier wenige Tage verbringen, bis sie ein passendes Angebot der öffentlichen Jugendhilfe erhalten. Auch berät der Kindernotdienst Familien in Krisen.

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