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Ein Plakat des Berliner Kinternotdienstes.

© imago images/Emmanuele Contini

Berliner Kindernotdienst in Not: Ein Alptraum unter staatlicher Verantwortung

Der Kindernotdienst ist wegen Überlastung nicht mehr imstande, betreute Kinder vor der Gefährdung durch andere zu schützen. Warum ein Brandbrief leider nötig ist.

Ein Kommentar von Susanne Vieth-Entus

Ein Notdienst, der die Not der Kinder verstärkt, statt sie zu lindern, ist kein Dienst, sondern ein Alptraum. Es ist ein Alptraum, wenn sich Kinder im Notdienst mit spitzen Gegenständen oder Messern „bewaffnen, um sich vor Übergriffen zu schützen oder selbst welche zu begehen.“ Und es ist ein Skandal, wenn all das unter staatlicher Verantwortung passiert.

Die Schilderung dieser Zustände stammt von denen, die selbst im Berliner Kindernotdienst arbeiten. Sie sind es auch, die seit Monaten vor den Zuständen gewarnt haben und nun konstatieren, dass es unter ihrem eigenen Dach „regelmäßig zu Kindeswohlgefährdungen kommt“. Wie kann das sein?

Die Materie ist „komplex“, wie selbst die Opposition zugibt. „Komplex“ heißt in diesem Fall, dass sich Corona- und Fluchtfolgen zusammen mit dem Fachkräftemangel zu einem Berg an Widrigkeiten aufgetürmt haben, in dem Lösungen schwer auszumachen sind und hinter dem sich jene verschanzen möchten, die hier und heute aber rasche Lösungen finden müssten.

Mit dem Verschanzen aber muss es ein Ende haben. Nichts anderes wollen Brandbriefe sagen. Sie sagen: Ja, es ist schwierig, aber ihr müsst uns trotzdem helfen. Es war der Senat selbst, der ja zugegen hat, dass ausgerechnet für die schwierigsten Fälle Plätze in der stationären Jugendhilfe und in den Kurzzeit- und Krisenunterbringungen fehlen. Genau hier liegt ja auch der Grund dafür, dass der Kindernotdienst seine schwersten Fälle viel zu lange „parken“ muss.

Vor diesem Hintergrund ist es allerdings nicht verständlich, dass die inzwischen CDU-geführte Senatsverwaltung für Jugend den Zeitplan der SPD-Vorgänger übernimmt, das notwendige neue Standbein des Notdienstes erst 2024/25 und dann auch nur unter Haushaltsvorbehalt zu schaffen.

Zwei Dinge müssen jetzt geschehen: Das neue Standbein wird sofort und ohne Haushaltsvorbehalt beauftragt. Parallel werden den freien Trägern bessere Konditionen für die Übernahme der sogenannten „Systemsprenger“, angeboten, also der Kinder, die mitunter Einzelbetreuung brauchen. Es sei denn, die CDU will so weitermachen wie die SPD.

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