zum Hauptinhalt
Kopf ab: Die Statue ist wegen ihres Namens - „Hockende Negerin“ - und ihres Machers umstritten und sollte entfernt werden.

© Boris Buchholz

Vandalismus im Süden Berlins: In Zehlendorf wurde einer rassistischen Statue der Kopf abgeschlagen

Zwei Unbekannte attackierten die Statue in der Nacht zum Mittwoch. Der Bezirk wollte sie ohnehin von der Straße bekommen, erstattet nun aber Anzeige.

In der Nacht zu Mittwoch, gegen 0.15 Uhr, schlugen zwei Unbekannte der Statue des Bildhauers Arminius Hasemann in der Leuchtenburgstraße in Zehlendorf den Kopf ab. Außerdem beschmierten sie die Skulptur mit blauer Farbe. Die „Hockende Negerin“ - laut Sammlung „Bildhauerei in Berlin“ ist das der offizielle Werktitel - steht auf dem Grünstreifen zwischen Fahrbahn und Gehweg vor dem Haus Leuchtenburgstraße 35.

[Die Skulptur soll jetzt nach Spandau in die Zitadelle. Und was sagt die dortige Museumschefin zum Fall? Das Interview im Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Spandau - den gibt es kostenlos und in voller Länge hier: leute.tagesspiegel.de]

Es kann sein, dass sich damit der von der Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf im Januar beschlossene Antrag 1471/V erledigt hat. Er wurde von den Grünen initiiert und trägt den Namen: „Rassistische Skulptur aus dem Straßenland entfernen“.

Als in der Nacht zu Mittwoch die Polizei am Tatort eintraf, waren die Täter geflohen, der Kopf der Staue lag neben dem Sockel. „Der Kopf war vor Ort“, teilte Stefan Petersen von der Polizeipressestelle auf Nachfrage mit. Sichergestellt haben ihn die Beamten jedoch nicht – seitdem fehlt vom Kopf jede Spur. Weder Polizei noch Tiefbau- und Kulturamt wissen etwas über seinen Verbleib.

Die Skulptur war umstritten. Für Carsten Berger, kulturpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion, ist sie „stark geeignet, rassistische Stereotypen zu transportieren“. Die schwarze Frau sei „nackt, affenartig und einfältig“ dargestellt. Ihr Erschaffer habe sich ab 1932 als „Kulturwart“ der NSDAP geriert – weder Statue noch Bildhauer seien geeignet, im öffentlichen Straßenland gewürdigt zu werden, so Carsten Berger.

Nach dem Beschluss der BVV, die Statue zu entfernen, ist das Kulturamt mit der Umsetzung der Skulptur beschäftigt. Der Plan: Die umstrittende Statue sollte in die Zitadelle Spandau ziehen. Dort wird die Dauerausstellung „Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler“ gezeigt, die sich mit den heute unerwünschten politischen Denkmälern der Stadt beschäftigt.

Bezirk stellt Strafanzeige gegen die Täter

Das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf hat jetzt Strafanzeige gestellt. Ob die massive Beschädigung der Statue einen Bezug zu den weltweiten Denkmalstürzen rund um die aktuelle Anti-Rassismus- und „Black lives matter“-Proteste hat oder ob es sich um Vandalismus handelt, ist bislang unklar.

Nach der Tat: Der Kopf der umstrittenen Statue ist abgeschlagen, blaue Farbe auf der Brust.

© Boris Buchholz

Für eine Stellungnahme dazu sei es zu früh, hieß es aus dem Amt. Auch auf die Fragen, ob die beschädigte Skulptur trotzdem nach Spandau gebracht werden und ob sie restauriert werden solle, gab es aus Kultur- und Bauamt wenige Stunden nach der Tat keine Antworten.

[In unseren Leute-Newslettern berichten wir wöchentlich aus allen Berliner Bezirken. Der Autor dieses Texts, Boris Buchholz, schreibt für Sie aus Steglitz-Zehlendorf. Hier können Sie kostenlos bestellen: leute.tagesspiegel.de]

Wer der Besitzer der Skulptur ist, ist ebenso unklar wie die Frage, wo sich der Kopf derzeit befindet. Wer die Statue um 1985 auf das Straßenbegleitgrün gestellt hat, sei nicht mehr richtig nachzuvollziehen, sagt Bau- und Umweltstadträtin Maren Schellenberg (Grüne): „Es ist nirgends aktenkundig, wem die Skulptur gehört.“

Der Polizeiliche Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen, ein politischer Hintergrund der Tat könne nicht ausgeschlossen werden, sagt Polizeisprecher Petersen. Bisher werde wegen „gemeinschädlicher Sachbeschädigung“ ermittelt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false