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Michael Müller in der Pressekonferenz nach der Bund-Länder-Runde.

© Christian Mang/AFP

„Impfen, Impfen, Impfen“: Michael Müller hält Verzicht auf Lockdown im Herbst für möglich

„Die Gruppe der Ungeimpften ist zu groß“, warnt Berlins Regierender Bürgermeister nach der Bund-Länder-Runde. Er appelliert an den Zusammenhalt gegen Corona.

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) hat die Impfquote in Deutschland als noch zu niedrig bezeichnet. Die Situation sei zwar eine andere als vor einem Jahr - vor allem wegen der Testkapazitäten und der Impffortschritte. „Doch man muss ganz klar sagen: Es ist noch was zu tun“, sagte Müller nach Beratungen der Länderchefs mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Dienstag.

„Die Gruppe der Ungeimpften ist zu groß. Da gibt es nichts drumrum zu reden.“ Es sei bitter, dass so viele Menschen die Impfangebote nicht wahrnähmen. „Impfen, Impfen, Impfen ist das Gebot der Stunde“, sagte Müller, der derzeit Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz ist.

Zugleich zeigte Müller sich am Dienstagabend in der "Abendschau" des RBB zuversichtlich, dass trotz der steigenden Inzidenzen ein erneuter großer Lockdown im Herbst vermeidbar sei. "Ja, das glaube ich schon", sagte der Regierende Bürgermeister und verwies auf die steigende Impfquote und Testmöglichkeiten.

Anders als in den vergangenen Monaten gehe es nicht mehr darum, vor allem mit Einschränkungen wie dem Absagen von Veranstaltungen und Konzerten auf die Pandemieentwicklung zu reagieren, betonte Müller nach der Bund-Länder-Runde. Besuche im Theater, Kino oder von Sportveranstaltungen seien weiter möglich. „Aber wir müssen uns das erhalten.“

Gerade bei den Jüngeren, bei denen die Impfquote niedrig sei, gingen die Infektionszahlen wieder nach oben. In der Gruppe der 15- bis 25-Jährigen in Berlin liege die Sieben-Tage-Inzidenz bei 100. Müller sagte, er appelliere dringend, die Impfangebote wahrzunehmen.

„Wir müssen noch eine ganze Strecke zusammen gehen“

Müller wies auch auf Erfolge bei der Eindämmung der Corona-Pandemie hin: „Es gibt überhaupt keinen Grund, immer nur traurig in die Gegend zu gucken. Wir haben viel erreicht“, sagte er. „Wir haben in den letzten anderthalb Jahren vielen Menschen das Leben gerettet durch unsere Maßnahmen, durch die Dinge, die von vielen Leuten solidarisch mitgetragen wurden, durch den Impffortschritt.“

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Gleichzeitig warnte Müller vor möglichen Rückschlägen. „Wir müssen noch eine ganze Strecke zusammen gehen“, sagte er. „Wir haben das in den letzten anderthalb Jahren gelernt, dass auch immer wieder etwas passieren kann, dass wir uns mit neuen Virusvarianten auseinandersetzen müssen.“

„Wir haben Möglichkeiten, nach denen sich andere Länder sehnen“, sagte Müller. Der MPK-Vorsitzende verteidigte den Beschluss, Corona-Schnelltests ab dem 11. Oktober kostenpflichtig zu machen. „Es ist richtig, diesen Schritt zu gehen“, sagte er. Die Tests ließen sich leicht durch Impfen umgehen. Wer das Angebot nicht annehme, könne nicht erwarten, dass die Solidargemeinschaft die Kosten trage. Wer diesen Weg wähle, müsse akzeptieren, dann dafür zu bezahlen.

SPD-Gesundheitspolitiker: Kostenpflichtige Tests „nur fair“

Thomas Isenberg, der gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, begrüßte die Entscheidung: „Dass diejenigen, die sich nicht impfen lassen wollen, die Kosten für Tests demnächst selbst tragen, ist in Anbetracht des Impfangebots nur fair“, erklärte er. „Die Maßnahmen sind angesichts der vom Virus ausgehenden Gefahr für sowohl den Einzelnen als auch die Gesellschaft insgesamt angemessen.“

Es sei gut und leider notwendig, dass Bund und Länder auf die steigenden Infektionszahlen der letzten Wochen reagierten, erklärte Isenberg. Dazu gehörten der dringende Appell, sich impfen zu lassen, genauso wie Zutrittsbeschränkungen für nicht genesene, getestete oder geimpfte Personen. (Tsp, dpa)

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