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Das Landeskriminalamt Berlin und das ungarische National Bureau of Investigation THB Unit haben mit Unterstützung von Europol die Köpfe einer kriminellen Bande festnehmen können.

© Foto: europol

Frauen zur Prostitution gezwungen: Europol nimmt Bande von ungarischen Menschenhändlern in Berlin fest

In Berlin wurde ein kriminelles Netzwerk ausgehoben: Die Bande soll seit 2017 Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung betrieben haben.

Die Täter lockten Frauen aus Ungarn nach Berlin, zwangen sie zur Prostitution, beuteten sie aus, misshandelten sie. Nun haben deutsche und ungarische Ermittler die Chefs einer ungarischen Bande von Menschenhändlern festgenommen. Wie Europol am Dienstag in Den Haag mitteilte, schlugen die Ermittler des Berliner Landeskriminalamtes und des Nationalen Ermittlungsbüros KR NNI aus Ungarn vor einer Woche parallel in Berlin und Budapest zu. Auch die Staatsanwaltschaften Berlin und Potsdam waren eingebunden.

Seit 2017 soll die Bande junge Frauen in Berlin auf den Strich geschickt haben. Den Ermittlern sind bislang mindestens 25 Opfer bekannt. Die Verdächtigen hatten laut Europol junge ungarische Frauen aus schwierigen sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen mit dem Versprechen auf lukrative Jobs nach Berlin gelockt.

Die Frauen mussten pro Tag mindestens zwischen 150 und 300 Euro verdienen und ihre Einnahmen abgeben.

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Ihnen sei versprochen worden, dass sie in Berlin auch eine Unterkunft, Schutz und amtliche Dokumente bekommen, wenn sie die Hälfte ihres Einkommens abgeben. Stattdessen mussten sie ihr komplettes Einkommen an die Bande abgeben.

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Die Frauen mussten pro Tag mindestens zwischen 150 und 300 Euro verdienen. Schafften sie es nicht, sollen sie psychisch und körperlich misshandelt worden sein. Eine junge Frau sei schwer misshandelt, in einem Raum eingesperrt und dort zur Prostitution gezwungen worden. Bei einem Fluchtversuch sei sie aus dem Fenster gesprungen. Sie verletzte sich laut Europol so schwer, dass sie neun Monate lang in einem Krankenhaus behandelt werden musste.

Die Frauen wurden in von der Bande angemieteten Wohnungen untergebracht. Die Bande legte ihnen laut Europol einen Verhaltenskodex auf und diktierte Arbeitsbedingungen, Preise und die Orte für die Sexzwangsarbeit. Die Frauen mussten demnach an von der Bande kontrollierten Straßen in Berlin arbeiten. Der Menschenhändlerring hatte dort offenbar so viel Macht, dass andere Zuhälter, die Prostituierte in denselben Straßen anschaffen lassen wollten, täglich 150 Euro pro Frau zahlen mussten.

Drei Personen sind bei der Razzia festgenommen worden, darunter per Europäischem Haftbefehl ein ungarisches Paar in Berlin –mutmaßlich die Bandenchefs. In Berlin wurden zwei Wohnungen durchsucht sowie ein Auto und elektronische Geräte beschlagnahmt. Ermittler konnten ein Opfer in Berlin und zwei potenzielle Opfer in Budapest befragen.

„Es gibt kaum etwas Perfideres als die Not von jungen Frauen und ihren Wunsch nach einem besseren Leben schamlos auszunutzen“, sagte Stephan Weh, Landeschef der Gewerkschaft der Polizei (GdP). „Berlin steht im Fokus der internationalen Kriminalität.“

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