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Nur jede zweite Lampe leuchtet noch

© Jörn Hasselmann

Ersatzlampen gibt es nicht mehr: Der „Tunnel des Grauens“ am Berliner ICC bleibt düster

Zehntausende Sportler, Helfer und Besucher der „Special Olympics“ müssen durch die verwahrloste Fußgängerunterführung an der Messe. Nun reagiert die Verwaltung.

Die Berliner Verkehrsverwaltung hat auf einen Tagesspiegel-Bericht zum Zustand des Fußgängertunnels zwischen S-Bahnhof und Messehallen am ICC reagiert. Bei zwei Besuchen am Wochenende hatte keine einzige der zehn Rolltreppen funktioniert. Im gesamten Bauwerk leuchtete nur jede zweite der Leuchtstoffröhren.

Am Sonnabend hatten die „Special Olympics“ begonnen, das größte inklusive Sportfest weltweit. 7000 Athleten aus fast 200 Nationen treten noch bis Sonntag in 26 Sportarten an, 14.000 Freiwillige helfen bei der Organisation. Das Messegelände ist der größte Veranstaltungsort während der Spiele, hier finden ein großer Teil der Wettkämpfe und drei Kongresse zum Thema Inklusion statt. Teilnehmer der Weltspiele der geistig und mehrfach behinderten Menschen schleppten schwere Koffer die steilen Treppen der Unterführung hoch.

Eine Sprecherin der Verkehrsverwaltung hatte am Dienstag nun eine gute und eine schlechte Nachricht. Mit Stand 10.30 Uhr seien fünf der zehn Rolltreppen wieder in Betrieb. Drei können derzeit nicht repariert werden, zwei sind im Jahr 2016 dauerhaft stillgelegt worden. Tatsächlich liefen am Dienstagnachmittag vier der acht verbliebenen Treppen. Zwei Monteure waren an einem riesigen Schaltschrank zugange. Die Rolltreppen laufen jetzt dauerhaft, das mache sie weniger störanfällig, sagte einer. Zudem hat der Veranstalter weitere Wegweiser im Tunnel angebracht, damit die Besucher den richtigen Ausgang finden.

Und die Düsternis wird dagegen bleiben: „Die Deckenleuchten sind bereits seit Längerem durch Vandalismus beschädigt und Ersatzleuchten nicht mehr lieferbar“, sagte die Sprecherin der Verkehrsverwaltung. „Zum Erhalt der Verkehrssicherheit wurden bereits Strahler montiert, die im Bedarfsfall weiter verdichtet werden.“

Dies ist die Beleuchtung im Tunnel

© Jörn Hasselmann /TSP

Vandalismus ist das Hauptproblem auch bei den Rolltreppen. „Nach Erhalt einer Störungsmeldung erfolgt durch die beauftragte Firma unverzüglich die Behebung der Störung“, versicherte die Verkehrsverwaltung. „An den betriebsfähigen acht Fahrtreppen erfolgt häufig eine missbräuchliche Betätigung des Nothalts. Eine Wiederinbetriebnahme darf nur vor Ort nach entsprechender Prüfung durch das Fachpersonal der Wartungsfirma erfolgen, die somit beinahe täglich vor Ort ist.“

Und weiter: „Aufgrund des Alters der Fahrtreppen sind nicht alle Ersatzteile lieferbar.“ Für die drei defekten Rolltreppen seien kurzfristig keine Ersatzteile lieferbar.

Am Wochenende mussten Koffer getragen werden.

© Jörn Hasselmann

Der Tunnel unter der riesigen Kreuzung am Messedamm muss benutzt werden, weil es oben Fußgängerüberwege nicht gibt, ein Relikt der autogerechten Stadt aus den 70er Jahren. „Wir präsentieren eine verdreckte Unterführung, die nach Scheiße und Urin stinkt“, schrieb ein Berliner Helfer am Freitag an den Tagesspiegel.

Die Sprecherin der Verwaltung versicherte nun, dass für die aktuelle Woche „ein erhöhtes Maß an Kontrollen bei der Wartungsfirma beauftragt und von der Wartungsfirma bestätigt“ worden sei. „Die Wartungsfirma ist, analog zu anderen Großveranstaltungen im Bereich der Messe, mindestens zweimal am Tag mit Fachpersonal präsent, um auftretende Störungen, soweit möglich, sofort zu beheben.“

Eine „erweiterte“ Reinigung sei zuletzt Sonntagfrüh erfolgt, hieß es. Tatsächlich war am Sonntag der (wenige) Müll von Sonnabend beseitigt. Eine „Besenreinigung“ durch die BSR erfolge täglich. Zudem gebe es alle 14 Tagen eine erweiterte Reinigung.

Der Tunnel trägt seit langem den Beinamen des „Grauens“. Vor fünf Jahren wollte die Verkehrsverwaltung den Tunnel zuschütten. Dazu wurde eine Studie in Auftrag gegeben. Kurz danach wurde die Anlage unter Denkmalschutz gestellt, die Studie deshalb abgebrochen. Seitdem ist nichts mehr geschehen.

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