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Ein Klassenzimmer mit Schülern, vorn an der Tafel steht die Lehrerin.

© dpa

Nach dem Urlaubsstress mit der Großfamilie: Endlich wieder Schule!

Von wegen große Ferien: Als Mutter von vier Kindern ist im Sommer zu Hause an Erholung nicht zu denken. Wer dann noch mit der ganzen Familie verreist, ist anschließend völlig urlaubsreif. Ein Loblied auf den Alltag.

Von Fatina Keilani

Gott, bin ich fertig. Die vergangenen sechs Wochen waren eine einzige Strapaze. Zum Glück sind sie jetzt vorbei. Bald haben die Tage endlich wieder Struktur und die vier Kinder gehen wieder früher ins Bett als die Erwachsenen. Der Alltag, den ich vor den Ferien als grässliche Tretmühle empfand, er war in den Ferien meine schönste Fantasie. Ich malte mir aus, wie sie in Schule und Kita sind und ich an einem freien Tag in der Hängematte liege. Für Eltern sind Ferien das reinste Arbeitslager, noch schlimmer als die Schulzeit.

Es ging schon übel los: Während sich der Schlafrhythmus in den Ferien meist langsam nach hinten verschiebt, fing es diesmal extrem an, denn das WM-Finale fiel auf das erste Ferienwochenende. So waren spätes Zubettgehen und spätes Aufstehen von Anfang an im System. Es kostete Mühe, das Ganze nicht ausufern zu lassen.

Und klar, in den Ferien hat man mehr Zeit für die Kinder. Wir waren im Freibad, im FEZ, im Britzer Garten, im Tenniskurs, im Reitkurs, bei Oma. Jedes Mal habe ich Taschen gepackt, Proviant verstaut, abends alles wieder ausgepackt, die nassen Handtücher, den ganzen Kram, es nahm kein Ende. Ich kaufte irre Mengen Essen ein, weil nun täglich eine ordentliche Mahlzeit angeboten werden musste – das macht sonst der Hort.

Vom Ausflug zurück kamen wir in eine chaotische Bude, in der das Frühstücksgeschirr noch herumstand und die Wäsche nicht gemacht war. Ich räumte ab und ging nahtlos zum Abendbrot über. Gegen Mitternacht konnte ich vielleicht noch ein paar Rechnungen bezahlen. Kurz bevor der Kopf auf die Tastatur sackte, fiel ich ins Bett.

Gab es mal keinen Ausflug, dann langweilten sich die Kinder und stellten fest, wie endlos ein Tag ohne Schule und Hort sein kann. Am liebsten wollten sie dann am Computer hocken, was ich natürlich ablehnte. Eine Stunde pro Tag war das Maximum. Wer konsequent ist, hat es selbst am schwersten.

In dieser einen Stunde war es märchenhaft still. Ich hätte mich sofort hinsetzen sollen, Zeitung lesen oder so. Aber dann waren Anrufe zu machen, Wäsche zu waschen, es musste ein bisschen aufgeräumt werden – am Ende blieben mir nur 15 ruhige Minuten für mich. Selbst schuld! Ich kann mich in so einer vermüllten Hütte eben nicht entspannen.

Im Vergleich mit Ferienkindern zu Hause ist das Büro reine Erholung

Drei Wochen waren wir zu Hause, drei verreist. In den Wochen zu Hause hatten mein Mann und ich keinen Urlaub – der deutsche Schüler hat schließlich drei Monate Ferien, allein sechs Wochen im Sommer, da kommt kein normaler Arbeitnehmer mit. Mein Mann arbeitet Vollzeit, ich Teilzeit – der Glückliche durfte also öfter ins Büro. Wenn er da war, schlug er sich wacker. Hatte ich Dienst, mussten die Kinder irgendwohin. Einen kriegte ich in der Kita los, einen im Tennisklub, später eine im Reitkurs. Mal haben Oma und Opa welche genommen, mal der Hort. Ich brachte alle unter, aber hatte nichts davon, denn ich war ja arbeiten. Arbeitete ich nicht, hatte ich immer mindestens zwei an der Backe. Sie brauchten Mahlzeiten und etwas zu tun. Klar beschäftigten sie sich auch mal allein, eigentlich sogar meistens, und sie halfen mir auch beim Packen und Aufräumen – trotzdem war immer was. Und mit fünf, sechs und zweimal neun Jahren sind sie eben doch noch ziemlich klein.

Als wir in den Urlaub starteten, war ich schon entkräftet. Der Urlaub war schön, ähnelte aber dem heimischen Arbeitslager, nur mit anderen Tapeten. Wenn Sie dies lesen, sind wir gerade auf dem Rückweg nach Berlin. Die Ferien sind vorbei, und ich bin urlaubsreif. Stattdessen heißt es ab Montag wieder um sechs Uhr aufstehen, Brote schmieren, die ganze Bande auf den Weg bringen. Dann wieder für Schulbuffets und Sportvereine backen. Hurra! Mache ich doch gerne!

Mein Kollege Stephan Wiehler schrieb zu Anfang der Sommerpause an dieser Stelle unter dem Titel „Endlich Ferien!“, dass er sich dringend von den vielen Aufgaben erholen müsse, die Eltern heute an den Schulen ihrer Kinder übernehmen. Ich dagegen bin froh, dass es Institutionen gibt, die mir als Mutter überhaupt mal freie Minuten bescheren. Denn: Alles ist besser als Ferien.

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