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Alex Sonnenfeld (Musiker und Co-Organisator) zusammen mit Projektteilnehmer:innen beim gemeinsamem Musizieren im Rahmen des Sozialprojekts Turning Tables.

© Kalz-Fotografie

Empowern am Kotti in Berlin: „Wir helfen einander, darauf kommt es an“

Hier hat schon Kool Savas aufgenommen: Mitten in der Wiege des Deutschraps produziert Turning Tables mit Kindern Musik. Jetzt bittet der Tagesspiegel um Spenden.

Hip-Hop-Beats, zwei Jungs rappen ins Mikrofon. „Wir helfen einander, darauf kommt es an”. Sie singen von Roadtrips, Träumen, ihrer Freundschaft und dem Kottbusser Tor: „Zweiter Stock Berlin / Kotti is real / Kotti is real”. 

Der Track eröffnet das Album „Kinder vom Kotti”, das das Projekt Turning Tables dieses Jahr veröffentlicht hat. Turning Tables ist eine internationale Non-Profit-Organisation, die Kindern eine Plattform gibt, um sich kreativ auszuprobieren – mit Musik, Film und Fotografie. Das Projekt hat Büros in sieben Ländern, unter anderem in Myanmar und Kenia.

Wir hätten uns damals selbst so ein Angebot gewünscht.

Normen Dommann, Turning-Tables-Geschäftsführer

Ziel ist überall dasselbe: Kinder empowern, ihnen Selbstbewusstsein geben – und einen Raum, sich auszudrücken. Nicht zuletzt mit Deutschrap. „Wir hätten uns damals selbst so ein Angebot gewünscht”, sagt Geschäftsführer Normen Dommann dem Tagesspiegel. Turning Tables führt Künstler:innen und Jugendliche zusammen, um gemeinsam zu arbeiten. Besonders beliebt sind die Musikproduktionen: Mit den Profis schreiben die Kinder Songs, nehmen sie im Studio auf und mischen Beats am Computer.

„Musik baut Brücken”, sagt Dommann am Telefon. „Sie ist ein tolles Werkzeug in der Jugendsozialarbeit, mit dem man Zugang zu Kindern bekommt, den man sonst nicht ohne Weiteres bekäme.” 

In Berlin ist die Organisation besonders in Lichtenberg und Kreuzberg aktiv. Seine Partner schickt Turning Tables in Wohnprojekte, Unterkünfte, Schülerclubs und Jugendtreffs. Einer von ihnen ist der legendäre Jugendclub „Naunyritze“ ein paar Schritte entfernt vom Kottbusser Tor. Hier hat schon Kool Savas seine ersten Alben aufgenommen. „Der Club hat eine lange Geschichte mit Hip Hop und Rap. Deutschrap ist dort entstanden. Wir arbeiten jetzt mit der 3., 4. Generation von den Kindern, die dort früher abgehangen haben.” 

Turning Tables betreut im Club mehrmals pro Woche ein Tonstudio. Die Plätze sind so begehrt, dass sie schon Monate im Voraus ausgebucht sind. Das Problem: Die aktuelle Förderung läuft Ende des Jahres aus – jetzt ist das Projekt auf Spenden angewiesen. Aufhören kommt nicht in Frage, sagt Dommann: „Die Nachfrage steigt und steigt, darauf wollen wir reagieren.”

Das Geld benötigt das Projekt, um seine Honorarkräfte bezahlen zu können. Außerdem stehen im nächsten Jahr Auftritte an, die finanziell gestemmt werden müssen, zum Beispiel auf der Fête de la Musique. Auch ein Austausch nach Frankreich ist geplant.  

Vor allem aber sollen noch mehr Kinder eigene Songs aufnehmen können. Auf der Webseite des Projekts sind viele Lieder zu hören: Eines von ihnen hat die zehnjährige Shahed geschrieben. Zu Elektrobeats singt sie: „Irgendwann reise ich in die Ferne / Ich bin ganz sicher / Ich greife nach den Sternen”.

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