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Zu den häufigsten Anliegen der Gäste der Wunsch-Ambulanz gehören Wiedersehen mit der Familie, die Teilnahme an Familienfeiern oder der Besuch eines besonderen Ortes.

© Marcel Domeier

Einmal noch ans Meer oder die Familie besuchen: Wenn letzte Wünsche wahr werden

Mit der Wunsch-Ambulanz erfüllt der Johanniterorden seit einem Jahr deutschlandweit Herzensanliegen. Auch in Berlin fanden schon Fahrten statt.

Ritter sein, mitten im 21. Jahrhundert? Das hört sich wie ein Traum an. Für Henning von Kummer, Rechtsritter im Johanniterorden, ist er seit 51 Jahren Realität. Damals wurde er vom Orden gefragt, ob er sich dort engagieren wolle. Sein Ehrenamt im Dienst der evangelischen Ordensgemeinschaft ist für den 79-jährigen ehemaligen Bankkaufmann zur Lebensaufgabe geworden. Auch als er mit dem Tagesspiegel spricht, ist er beschäftigt: „Wir haben gerade 280 Weihnachtspäckchen für die Patienten gepackt“, berichtet er am Telefon.

Seit sechs Jahren ist von Kummer für das Evangelische Bethesda-Krankenhaus in Mönchengladbach aktiv. 2019 entwickelte er, zusammen mit Klinikseelsorger Ulrich Meihsner, die Idee für die Johanniter-Wunsch-Ambulanz. Meihsner habe ihm erzählt „von einer Initiative aus den Niederlanden, die den Alltag von Krankenhauspatienten mit schönen Aktivitäten bereichert“, sagt von Kummer. „Diese Idee haben wir für Schwerkranke zur Verwirklichung eines letzten Wunsches umgestaltet.“

Ausschließlich über Spenden finanziert

Die ersten Fahrten starteten im Herbst 2022, seitdem wird das Projekt deutschlandweit ausgebaut, um möglichst vielen Menschen ihre Wünsche – Herzenswünsche, wie der Johanniterorden sie nennt – zu erfüllen.

Am häufigsten wünschen sich die Gäste Treffen mit der Familie oder die Teilnahme an einem besonderen Ereignis. Während der Fahrten werden sie medizinisch voll betreut – auch über Nacht, wenn es notwendig ist.

Durchgeführt werden die Fahrten in Kooperation mit der Johanniter-Unfall-Hilfe. „Wir sind auf die Wagen angewiesen“, sagt von Kummer. Die Wunsch-Ambulanz werde ausschließlich über Spenden finanziert, für die Gäste seien die Fahrten kostenfrei.

Auch im Berliner Raum starteten bereits Touren mit der Wunsch-Ambulanz. Christa Loichen aus Hennigsdorf bei Berlin wollte noch einmal das neu gebaute Haus ihres Sohnes Gunnar Loichen besichtigen.

Für sie ging ein Herzensanliegen in Erfüllung: Christa Loichen (r.) konnte mithilfe der Wunsch-Ambulanz das neue Haus ihres Sohnes Gunnar (l.) besichtigen.
Für sie ging ein Herzensanliegen in Erfüllung: Christa Loichen (r.) konnte mithilfe der Wunsch-Ambulanz das neue Haus ihres Sohnes Gunnar (l.) besichtigen.

© privat

Die 84-Jährige wohnt im Hospiz Oberhavel in Oranienburg. Aufgrund ihrer schweren Krebserkrankung ist sie gezwungen zu liegen, ein privater Transport ohne medizinische Begleitung wäre für sie nicht mehr möglich.

Bevor sie das Angebot nutzen konnte, musste ihr behandelnder Arzt den Transport bestätigen. Am 11. Oktober dieses Jahres fand die Fahrt statt. „Es ging alles sehr schnell“, erzählt Gunnar Loichen am Telefon. Mit Freude erinnert sich Christa Loichen an den Tag: „Mir ging es sehr gut, ich habe mich sehr drauf gefreut und die Leute waren sehr nett“, erzählt sie lebhaft. „Fast die ganze Familie war da, das war wunderbar.“ Sogar das Wetter habe mitgespielt.

Bei solchen Berichten ist es nicht verwunderlich, dass die Wunsch-Ambulanz immer stärker gefragt ist. 2023 gab es bereits 15 Anfragen. Henning von Kummer ist stolz, das Projekt mit initiiert zu haben – weil er darin einen großen Mehrwert für die Menschen sieht.

Einmal war er mit einem kranken Gast bei einer Hochzeitsfeier dabei. Der Lohn seiner ehrenamtlichen Arbeit blieb nicht aus: „Ich bin auf ein großes Echo für die Wunsch-Ambulanz gestoßen – und viel Dankbarkeit“, sagt von Kummer.

Dankbar sind auch Christa Loichen und ihr Sohn. Der Besuch des neuen Hauses brachte ihnen ein Stück weit Frieden, wie sie sagen.

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