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Wolfgang Joop, Deutscher Modedesigner, steht neben seiner neuen Modekollektion „Wunderkind x hessnatur“

© dpa/Christophe Gateau

Eine unschuldige Zusammenarbeit: Wolfgang Joop stellt neue Kollektion für Ökolabel in Berlin vor

Der Potsdamer Modedesigner Wolfgang Joop besucht Berlin, um über die „Capsule Collection Wunderkind x hessnatur“ zu reden. Nachhaltigkeit sei für ihn neu gewesen, erzählt er.

Im Rahmen einer Zusammenarbeit zwischen Wolfang Joops Modemarke Wunderkind und dem Ökolabel hessnatur wurde am Mittwoch zu einem Pressegespräch eingeladen. Das Überthema: Ein bisschen Werbung für den Launch der Wunderkind x hessnatur „Capsule Collection“.

Weil man die Berichterstattung nicht dem Zufall überlassen wollte, wurden auch die Unterthemen gesetzt und fachgerecht durch moderiert: Auf einem Mini-Podium stellte die Kulturwissenschaftlerin Ingeborg Harms der hessnatur-CEO Andrea Hohman und dem „Stardesigner“, der laut Harms auch Autor, Restaurator, Illustrator, Maler, Dozent, Schauspieler und Kultfigur ist, einige Fragen über Nachhaltigkeit, Langlebigkeit und Style.

Die Kollektion, die hauptsächlich aus schlichten, größtenteils weißen und hellblauen Blusen, Shirts und Hemden, aber auch ein paar floral-bemusterten Sommerkleidern besteht, ist relativ unspektakulär und dürfte vor allem bei hessnatur-Kundinnen und Joop-Fans hoch im Kurs stehen. Ob letztere den Kundenstamm des hessischen Versandhauses „nachhaltig“ erweitern, wird der 11. Mai zeigen, ab dann nämlich gibt es die Kleidung zu kaufen. Hessnatur ist jedenfalls optimistisch und hat schon weitere Kollektionen mit Joop geplant.

Nachhaltigkeit ja, Recycling ungern

Auch inhaltlich trat nicht viel Neues zutage, der eloquente Joop wurde in seinen philosophischen Ausführungen über dieses und jenes immer wieder gebremst. Bedauerlicherweise, denn ab und an erzählte er, meist zusammenhangslos, relativ interessante Dinge.

Zum Beispiel, dass das Thema Nachhaltigkeit neu für ihn war. Und, dass er von Recycling immer noch nicht so viel halte: Nach dem Recycling-Prozess seien die Stoffe einfach nicht mehr so „unschuldig“. Es fehle ihnen an Spannung, an Elastizität. Die Arbeit mit nachhaltigen Materialien hätten ihm aber gezeigt, dass er „Luxus“ mache. Für ihn bedeute Luxus nämlich nicht, dass etwas teuer ist, sondern, wie man etwas trägt. Luxus sei die Lebenseinstellung etwas haben zu wollen, was es noch nicht gibt. Dass das große Nichts meistens auch seinen Preis hat, ist dann wohl etwas spitzfindig.

Das Wort Unschuld, das er in neuen Materialien sucht, scheint Joop auch sonst zu beschäftigen: So erzählte er, dass er kürzlich einen Shitstorm über sich habe ergehen lassen müssen, weil er in einem „Spiegel“-Interview davon sprach, dass „ein bisschen Sünde in der Mode ganz schön ist“. Dazu stehe er auch heute noch, weil er ja missverstanden wurde und eigentlich nur sagen wollte, dass die Mode von Unvernunft lebt. Wie das mit Nachhaltigkeit zusammengeht, weiß er selbst nicht so genau, beziehungsweise beschleicht einen das Gefühl, dass das Thema Nachhaltigkeit für Joop eigentlich gar nicht von so großem Interesse ist.

Das muss auch gar nicht so schlimm sein, denn dafür sind hessnatur und deren fair produzierte Materialien verantwortlich, beziehungsweise kann Nachhaltigkeit ja auch bedeuten, dass die Designs so schlicht sind, dass sie nicht „aus der Mode“ kommen, einfach, weil sie gar nicht modisch sind.

Dass es Joop nicht um Trends geht, ist erfrischend, seine Theorien darüber, was Frauen, und vor allem seine „korpulenten Freundinnen“ tragen wollen, hingegen nicht. Irgendwann, während der einstündigen Podiumsdiskussion verrät er nämlich, dass er für erwachsene Frauen übergroße Kinderkleider entwerfe, weil Kinder keine Taille haben „und Frauen, die solche Kleider tragen, dadurch jung aussehen“. So viel zur Unschuld.

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