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oOliver Mackprang,Geschäftsführer des Carsharing-Anbieters Miles Mobility in Berlin.

© MILES Mobility GmbH

Chef der Berliner Mobility-Firma Miles: "Der Staat bremst Carsharing aus"

Miles-Chef Oliver Mackprang beklagt im Background-Podcast "Fast Lane", dass die Städte mit ihren Parkgebühren den Durchbruch des Carsharings vereiteln.

Der Chef des Carsharing-Anbieters Miles, Oliver Mackprang, beklagt die Bevorzugung privater Pkw durch den Staat. Die ist nach seiner Ansicht auch einer der Gründe dafür, warum das Teilen von Autos in Deutschland nicht in Schwung kommt. Die „Verteilung der Lasten“ sei nicht angemessen, sagte der 34-Jährige im Podcast Fast Lane (hier nachhören). Das Halten eines privaten Pkw werde von den Städten auch noch gefördert. Fast Lane ist eine Produktion des Tagesspiegel Background Verkehr und Smart Mobility.
Als Beispiel dafür nannte Mackprang die Kosten für das Parken auf öffentlichen Flächen. In Berlin beispielsweise koste ein Anwohnerparkausweis für zwei Jahre 20,40 Euro. Autobesitzer könnten also für weniger als 85 Cent pro Monat ihr Fahrzeug in der Anwohnerparkzone abstellen. Die Bewirtschaftung öffentlicher Parkflächen koste aber im Schnitt 200 Euro pro Jahr. Berlin, sagt der Geschäftsführer des Sharinganbieters, „subventioniert damit ganz klar das Auto“.

In Berlin gebe es – alle Anbieter zusammen gerechnet – keine 7000 Carsharing-Fahrzeuge. Und das bei 1,2 Millionen angemeldeten Kraftfahrzeugen in der Hauptstadt.

„Ein Prozent der Fahrzeuge finanziert damit ein Viertel der Parkraumbewirtschaftung. Ist das richtig?“ Mackprang findet das nur „skurril“. „Wenn der öffentliche Raum fair eingepreist wäre“, wäre das der Durchbruch fürs Sharing, ist er überzeugt, weil das private Auto endlich einen „adäquaten Kostendruck erfährt“.

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Eine vergleichbare Ungleichbehandlung herrsche am Flughafen BER. Dort kostet das Abstellen eines Carsharing-Fahrzeuges im Freefloating laut Miles 500 Euro pro Fahrzeug plus Umsatzsteuer auf dem dafür vorgesehenen Parkdeck P4.

Private Parker zahlten dort brutto, also inklusive Mehrwertsteuer nur 229 Euro pro Monat. Online-Buchungen seien sogar noch preiswerter. Mackprang kritisiert diese Preislogik, weil doch die Anfahrt zum Flughafen geradezu prädestiniert sei für Carsharing. Stattdessen werde das Parken von privaten Fahrzeugen über Tage oder gar Wochen subventioniert.

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Damit nicht genug. Der rot-rot-grüne Senat Berlins plant die Einführung einer Sondernutzungsgebühr für Carsharing im Stadtgebiet. Nach Informationen aus Kreisen der Branche werden demnach ab Januar kommenden Jahres 60 Euro pro Fahrzeug fällig. Berlin sei da schon „sehr besonders“, findet Mackprang. Dabei lobe sich die Stadt selbst gern als Mobilitätshochburg.

Sharing-Branche hat keinen guten Ruf

Miles-Chef Mackprang glaubt, dass die Stimmung gegen Sharing gekippt ist, seitdem E-Scooter in Massen auftauchen und es viele Beschwerden von Bürgern gab, weil die Roller nicht ordentlich abgestellt oder einfach in Parkanlagen geworfen wurden. Nun werde „alles über einen Kamm geschert“ und der Versuch gemacht, E-Tretroller und Pkw-Sharing in ein Gesetz zu kippen. „Da läuft einiges schief.“
Miles Mobility ist ein 2016 gegründetes Konzern-unabhängiges Carsharing-Unternehmen, Oliver Mackprang seit 2018 Chef. Rund 4000 Pkw und Transporter stehen in Berlin, Hamburg, Potsdam und München, Transporter in Düsseldorf, Duisburg, Bonn und Köln. Miles setzt auf das Freefloating. Als erstes Carsharing-Unternehmen schrieb Miles im Corona-Geschäftsjahr 2020 schwarze Zahlen. Die Fahrzeuge können im Geschäftsgebiet abgestellt und angemietet werde. Zu den größten Wettbewerbern gehören Share Now, das Gemeinschaftsunternehmen von Daimler und BMW, sowie We Share von Volkswagen.

Dieter Fockenbrock

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