zum Hauptinhalt
Miles bietet in Berlin sowohl Pkw als auch kleine Transporter an.

© IMAGO / Manfred Segerer

Carsharing in Innenstädten: Der Mobilitätsmix muss die Dinge bieten, für die aktuell der private Pkw steht

Der Vorwurf, Carsharing gibt es nur dort, wo es nicht gebraucht wird, ist falsch. Ein Gastbeitrag des CEOs des Anbieters Miles.

Eine häufig gestellte Frage ist die nach dem Geschäftsgebiet der stationsunabhängigen Carsharing-Anbieter: „Warum bietet ihr Carsharing nur dort an, wo der öffentliche Nahverkehr sowieso schon gut ausgebaut ist?“ Ich möchte dieser Frage auf den Grund gehen und dabei mit dem impliziten Vorurteil „Carsharing Anbieter sind nur dort vertreten, wo sie nicht gebraucht werden“ aufräumen.

Fakt ist, in allen Stadtkernen deutscher Großstädte fährt (leider noch) eine Vielzahl an privaten Autos und sorgt für volle Straßen sowie Verkehrschaos und das, trotz eines gut ausgebauten und regelmäßig verkehrenden öffentlichen Nahverkehrs. Es besteht hier also durchaus Handlungsbedarf. Zum einen muss der private Autobesitz unattraktiver werden – durch Maut, erhöhte Parkgebühren für private Nutzer:innen und Tempolimits – und zum anderen müssen dem privaten Auto Alternativen entgegengesetzt werden.

Eine Alternative ist es, einen möglichst ausgewogenen, vernetzten Mobilitätsmix aus verschiedenen Angeboten, dazu zählen der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV), Carsharing, Rollersharing, Scootersharing, Bikesharing, zur Verfügung zu stellen, um maximalen Komfort, Freiheit und Flexibilität zu bieten. Dinge, für die der private Pkw steht.

Miles deckt mehr als den S-Bahn-Ring ab

Der ÖPNV ist in so einem Mobilitäts-Ökosystem ganz klar der Grundpfeiler der urbanen Mobilität, ohne ihn geht es nicht. Carsharing spielt ebenso eine tragende Rolle, versteht sich aber als Ergänzung zum ÖPNV. Denn ein flexibel anzumietendes Auto ermöglicht die angesprochene Freiheit und kann verschiedene Nutzungsfälle abdecken. Eben genau solche individuellen Bedarfsfälle sind es, die häufig als Begründung für ein eigenes Auto herangezogen werden. Der Besuch bei der Tante, der wöchentliche Einkauf, der Möbeltransport: Carsharing schafft hier Abhilfe.

Im Grunde ist es aber ein Irrglaube, dass Carsharing-Anbieter, und da kann ich vor allem für Miles sprechen, nur innerhalb des Stadtkerns ihren Service anbieten. In Berlin deckt Miles beispielsweise über 200 Quadratkilometer Fläche ab, wovon lediglich 88 Quadratkilometer auf den S-Bahn-Ring fallen.

Oliver Mackprang ist seit 2019 CEO des Berliner Carsharing-Anbieters Miles, vorher arbeitete er für VW.

© Promo

Carsharing in Außenbezirken bedeutet allerdings einen höheren operativen Aufwand und damit auch einen höheren monetären Aufwand für die Betreiber, da die Standzeiten hier länger sind aufgrund geringerer Auslastung. Da Carsharing aber nicht nur ökologisch nachhaltig, sondern auch ökonomisch nachhaltig sein muss, ist es nicht möglich, von jetzt auf gleich ganze Städte zu Geschäftsgebieten zu machen. Straßenzug um Straßenzug werden die Gebiete erweitert, wie man der App entnehmen kann.

Nicht überall ist Carsharing möglich

Es gibt Orte und Begebenheiten, in denen es anspruchsvoll ist, stationsungebundenes Carsharing aufzubauen und anzubieten. Bevor neue Städte eröffnet werden, gibt es deshalb verschiedene Fragen, die sich Carsharer hinsichtlich der Gebietsfestlegung stellen müssen: Gibt es dort ein Verkehrsproblem zu lösen? Können dort Autos substituiert werden? Gibt es Personen, die vom eigenen Auto aufs Carsharing umsteigen? Kann mit dem ÖPNV und anderen Mobilitätsanbietern ein nachhaltiger, flexibler und komfortabler Verbund gebildet werden? Wie gut sind die Gebiete angebunden? Vermischen sich Wohnen, Arbeit und Freizeit?

Die Branche des digitalen Autoteilens ist noch eine junge und sie wächst. Es ist zwar nicht realistisch abbildbar, direkt alle Städte gesamthaft oder alle Stadtgrößen abzudecken, dafür aber bietet Carsharing eine Möglichkeit einer nachhaltigen Mobilität, die keine Zuschüsse und Subventionen benötigt.

Je nach Stadt können individuelle Konzepte ausgearbeitet werden. Miles ist mehr als offen, um mit Städten und Kommunen in den Austausch zu treten und für die Stadt passende Integrationen zu finden. Am Ende des Tages eint uns doch (fast) alle ein Ziel: eine nachhaltige Mobilität für alle.

Oliver Mackprang ist seit 2019 CEO des Berliner Carsharing-Anbieters Miles, vorher arbeitete er für VW.

Oliver Mackprang

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false