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Sichergestelltes Ecstasy auf einer Pressekonferenz des Bundeskriminalamtes (BKA).

© picture alliance/dpa/Boris Roessler

„Blue Punisher seit Jahren bekannt“: Kripo-Verband befürwortet Berliner Drugchecking

Eine 13-Jährige ist offenbar an den Folgen einer Ecstasy-Pille gestorben. Der Bund Deutscher Kriminalbeamter plädiert nicht nur für Repressionen.

Unklare, mitunter von Pille zu Pille schwankende Dosierungen und deshalb ein besonders riskanter Konsum – neue Ecstasy-Sorten wie „Blue Punisher“ beschäftigen zunehmend auch Beamte in Berlin.

„Die besonders starke Ecstasy-Sorte Blue Punisher ist unseren Kollegen seit einigen Jahren bekannt“, sagte Marco Schmidt, Berliner Landesvorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), dem Tagesspiegel. „Leider stellten unsere Kollegen zuletzt fest, dass die Dosis der Wirkstoffe dieser Pillen offenbar noch mal zugenommen hat.“

Wie berichtet, war ein 13-jähriges Mädchen in Mecklenburg-Vorpommern mutmaßlich nach der Einnahme einer Ecstasy-Pille der Variante „Blue Punisher“ gestorben. Auch in einem Fall einer verstorbenen 15-Jährigen in Brandenburg wird geprüft, ob diese ultrastarke Tabletten-Sorte ursächlich gewesen sein kann.

„Der Wirkstoffgehalt der meisten illegalen Pillen ist uneinheitlich – das bedeutet, die Konsumenten können sich nie sicher sein, wie potent die Mittel tatsächlich sind.

Marco Schmidt, BDK-Landeschef

„Der Wirkstoffgehalt der meisten illegalen Pillen ist uneinheitlich – das bedeutet, die Konsumenten können sich nie sicher sein, wie potent die Mittel tatsächlich sind“, sagte Kripo-Ermittler Schmidt. „Dieses Risiko – letztlich auch die Gefahr einer lebensbedrohlichen Überdosierung – besteht also immer, wenn man sich als Konsument in die Hände raffgieriger und skrupelloser Giftmischer begibt.“

Doch der Kripo-Verband warnt vor einseitigen Reaktionen auf das Phänomen. Neben polizeilicher Verfolgung brauche es auch an den Konsumenten orientierte Aufklärung, teilte der BDK mit.

Marco Schmidt ist Landeschef des Berliner Bundes Deutscher Kriminalbeamter.
Marco Schmidt ist Landeschef des Berliner Bundes Deutscher Kriminalbeamter.

© BDK/promo

„Rauschmittel haben die Menschen schon immer konsumiert – wenig spricht dafür, dass sich das je ändern wird. Dieses Feld nur mit staatlicher Repression zu überziehen, ist aus Sicht des Berliner BDK der falsche Weg. Bundesweit haben wir als organisierte Kripo-Beamte schon 2021 beschlossen, den polizeilichen Fokus besser auf die Hersteller- und Händlerstrukturen zu richten“, sagte Schmidt.

„Dafür müssen die personellen Ressourcen zielgerichteter eingesetzt werden. Mit Blick auf die Konsumenten sollten Prävention und Aufklärung im Vordergrund stehen – das in Berlin seit einigen Wochen laufende Drugchecking ist dahingehend ein Ansatz.“

Seit dem Start kostenloser Analysen illegaler Drogen in Berlin am 6. Juni haben Nutzer pro Woche im Schnitt 40 Proben eingereicht, teilte die Senatsverwaltung für Gesundheit auf DPA-Anfrage zum sogenannten Drugchecking-Projekt mit.

Und: Seitdem das Projekt angelaufen ist, sei auch schon vor blauen und andersfarbigen Ecstasy-Pillen mit „Punisher“-Logo gewarnt worden. Die Drugchecking-Stelle warnt, dass auch „identisch aussehende Tabletten“ völlig „unterschiedlich zusammengesetzt“ sein könnten.

Unter feieraffinen Konsumenten sind die blauen Pillen mit dem ausgestanzten Totenkopf-Symbol bekannt. Kenner berichten davon, dass diese mitunter mehr als 400 Milligramm MDMA pro Pille aufwiesen. Über Jahrzehnte seien maximal 200 Milligramm üblich gewesen. MDMA steht für Methylendioxymethylamphetamin und ist der aufputschende, euphorisierende Wirkstoff in Ecstasy.

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