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Mitternachts-Sportler mit ihrem "großen Bruder" Jordan Torunarigha.

© MitternachtsSport

Der Spandauer MitternachtsSport ist eines der besten Jugendprojekte Europas: Zum Finale nach Brüssel

Seit zehn Jahren holt Ismail Öner mit Hilfe von Fußballstars Kids aus dem Kiez von der Straße. Jetzt kam man bei1000 Bewerbern unter die neun Finalisten der EU Sport Awards.

Das Spandauer Jugendprojekt MitternachtsSport – vor zehn Jahren gegründet - hat bundesweit alle nur denkbaren Auszeichnungen erhalten. Jetzt ist man auch in die europäische Spitzengruppe aufgerückt. Unter rund 1000 Bewerbern ist man als einziges deutsches Projekt unter die neun Finalisten des Be Inclusive Sport Awards der EU gelangt, dessen Sieger am 22. November in Brüssel gekürt werden. Auf Augenhöhe mit inklusiven Sportprojekten aus Belgien, Bulgarien, Estland, Spanien, Ungarn, Zypern und Großbritannien, darunter der von Prinz Harry unterstützten „Running Charity“.

Jerome Boateng ist Mitbegründer des MitternachtsSports.

© Foto: MitternachtsSport

Der MitternachtsSport war 2007 die Antwort auf die Jugendgewalt in der damals von der Polizei zum kriminalitätsbelasteten Bereich erklärten Wohnsiedlung Heerstraße-Nord, erinnert sich der Initiator Ismail Öner. Den Anfang machte am 8. Dezember 2007 ein Fußballspiel zwischen Jugendlichen und Polizisten. Das Projekt setzt auf drei Säulen, so der Jugendsozialarbeiter, der für die SPD in der Bezirksverordnetenversammlung sitzt. Durch kostenlose Sportangebote werden Jugendliche aus meist sozial schwachen Familien von der Straße geholt. Sportsgeist gegen Langeweile und Perspektivlosigkeit, die sonst oft in Gewalt mündet, lautet das Motto. „Lieber ein Zweikampf auf dem Platz als auf der Straße“ wird Nationalspieler Jerome Boateng auf der Website zitiert. Mit ihm machte Öner 2010 den MitternachtsSport zum Verein.

Prominente Fußballer sind die "großen Brüder" der Kids

Kinder und Jugendliche überwiegend mit Migrationshintergrund treffen sich seitdem regelmäßig. Freitags und sonnabends wird bis in die frühen Morgenstunden in der Sporthalle am Falkenseer Damm trainiert. Seit Mitte vergangenen Jahres betreibt man obendrein dass Jugendcafé in der Jüdenstraße in der Spandauer Altstadt. Und hat viele „große Brüder“ gewinnen können, prominente Fußballer, die sich mit den Kids auf Augenhöhe treffen. Einer enge Partnerschaft besteht mit Hertha BSC und Gonzalo Castro hat kürzlich 40 Spandauer Jugendliche zu einem persönlichen Blick hinter die Kulissen bei Borussia Dortmund eingeladen.

Ismail Öner (Mitte) mit Gonzalo Castro (links) und Manuel Schmiedebach.

© MitternachtsSport

Auch gebürtige Spandauer wie Manuel Schmiedebach (Hannover 96) und Marvin Knoll (Jahn Regensburg) sowie der in Spandau lebende Hertha BSC-Nachwuchs-Star Jordan Torunarigha lassen es sich nicht nehmen, regelmäßig beim Training oder im Jugendcafé vorbei zu schauen. Torunarigha lebt seit seiner Kindheit in Spandau

Vom Bambi bis zum Sport-Oscar

Inzwischen gibt es den MitternachtsSport – neben vielen Nachahmern – auch in Neukölln und in Wuppertal. Gefördert wird man vom Senat, der Stiftung der Deutschen Fußball-Liga und Unternehmen wie Eon und Amazon. Und während man sich vom Bezirk eher stiefmütterlich behandelt fühlt, hat der Verein bundesweit alle nur denkbaren Anerkennungen für sich verbuchen können. Bereits 2013 gab es den Bambi für Integration und Ismail Öner wurde durch das vom Innen- und Justizministeriums initiierte Bündnis für Demokratie und Toleranz als Botschafter ausgezeichnet. 2014 folgte der Integrationspreis des Deutschen Fußball-Bundes und ein Jahr später der „Sport-Oscar“ der Laureus-Stiftung.

Jetzt nun die Anerkennung auch auf europäischer Ebene. Mehr als 1000 Projekte hatten sich um den Sports Award der EU beworben. 300 kamen in die engere Auswahl und davon sind neun übrig geblieben. Kürzlich wurde eine Delegation aus Spandau zum Sitz der Organisatoren nach Barcelona eingeladen, wo unter anderem ein Video für die Festveranstaltung in Brüssel produziert wurde, mit dem der MitternachtsSport vorgestellt wird. Natürlich gab es dabei auch eine Gelegenheit zum Besuch beim berühmten FC Barcelona. Bereits die Tatsache, zu den neun am höchsten bewerteten Projekten in Europa zu zählen, sei eine Auszeichnung, sagt Ismail Öner. Im Rahmen einer Festveranstaltung am 22. November in Brüssel wird der EU-Kommissar für Bildung, Kultur, Jugend und Sport, Tibor Navracsics, die Finalisten empfangen und die drei Preisträger bekanntgeben. Auf die siegreichen Projekte wartet eine Prämie von jeweils 10 000 Euro.

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