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Blick auf die Straßenschilder an der Ecke Iltisstraße / Lansstraße in Berlin-Dahlem. Ein Erklärschild weist auf den historischen Ursprung der Straßennamen hin.

© dpa / Bernd Wannenmacher/FU Pressestelle/dpa

Uni-Präsidenten, Senatoren und Botschafter : Prominente für Umbenennung der Dahlemer Iltisstraße

Über 80 Prominente aus Politik und Wissenschaft haben unterschrieben: Sie sprechen sich dafür aus, die Iltisstraße nach Nora Schimming zu benennen.

Im Sommer hatte die Debatte wieder Fahrt aufgenommen: In der Zeitung des Otto-Suhr-Instituts wurde vorgeschlagen, die Iltitisstraße in Dahlem nach der ehemaligen FU-Studentin und Botschafterin Namibias, Nora Schimming, zu benennen. Als Namensgeber fungiert bisher das Kanonenboot „Iltis“, das im Juni 1900 ein chinesisches Fort bombardierte.

Die Idee, den Namen aus der deutschen Kolonialzeit zu entfernen und stattdessen Nora Schimming zu ehren, wird von über 80 Prominenten unterstützt. Eine Unterschriftenaktion sei auf „ungewöhnlich breite Resonanz“ gestoßen, sagt Christian Walther, Journalist und Co-Herausgeber der Zeitung des Otto-Suhr-Instituts. Zusammen mit der früheren Parlamentarischen Staatssekretärin im Auswärtigen Amt, Uschi Eid, habe er ein „Plädoyer für die Umbenennung der Iltisstraße nach Nora Schimming“ ins Leben gerufen.

Wenn aber eine Benennung offensichtlich den allgemeinen ethischen Standards widerspricht, sollte eine Umbenennung in Erwägung gezogen werden.

aus: „Plädoyer für die Umbenennung der Iltisstraße nach Nora Schimming“

„Straßen sollten nicht leichtfertig umbenannt werden. Straßennamen sind Spuren unserer Geschichte, die nicht unbedacht verwischt werden sollten“, heißt es in dem Text. Und weiter: „Wenn aber eine Benennung offensichtlich den allgemeinen ethischen Standards widerspricht und dem Erinnern eines kriegerischen Angriffs auf ein Fort in China dient, sollte eine Umbenennung in Erwägung gezogen werden.“

Unter anderem haben vier Präsidenten der Freien Universität, sechs ehemalige Berliner Senatoren, frühere Botschafter Namibias, die Ex-Ausländerbeauftragte und der ehemalige Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung den Aufruf zur Umbenennung unterschrieben. Das politische Spektrum der Unterstützenden reicht von den Linken über die FDP bis zur CDU.

80
Persönlichkeiten aus Politik und Wissenschaft unterstützen eine Umbenennung.

„Wir haben weitgehend darauf verzichtet, aktive Politiker einzubeziehen“, sagt Christian Walther. Es sei den Initiatoren sehr daran gelegen, „diese Initiative nicht in einer politischen Schublade zuordnen zu lassen“.

Hier ein Auszug aus der Liste der Unterzeichnerinnen und Unterzeichner:

  • Prof. Dr. Peter-André Alt, ehem. Präsident der FU
  • Markus Beeko, Generalsekretär von Amnesty Deutschland
  • Klaus Böger, Senator a.D. / Ehrenpräsident Landessportbund Berlin
  • Elke Breitenbach, MdA / Senatorin a.D.
  • Prof. Dr. Hajo Funke, Politikwissenschaftler
  • Pfarrerin Marion Gardei, Beauftragte für Erinnerungskultur, Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz
  • Prof. Dr. Johann W. Gerlach, ehem. Präsident der FU
  • Thomas Härtel, Präsident des Landessportbunds Berlin
  • Dr. Volker Hassemer, ehem. Senator
  • Klaus A. Hess, Präsident der Deutsch-Namibischen Gesellschaft, Göttingen
  • Egon Kochanke, ehem. deutscher Botschafter in Namibia
  • Dr. Rolf Kreibich, ehem. Präsident der FU
  • Prof. Dr. Philipp Lepenies, Politikwissenschaftler
  • Markus Löning, ehem. Menschenrechtsbeauftragter der Bundesregierung
  • Prof. Dr. Joybrato Mukherjee, Präsident, Deutscher Akademischer Austauschdienst, Gießen
  • Cornelia Schmalz-Jacobsen, ehem. Ausländerbeauftragte der Bundesregierung
  • Hanns Schumacher, ehem. deutscher Botschafter in Namibia
  • Dr. Kai Sicks, Generalsekretär, Deutscher Akademischer Austauschdienst
  • Prof. Dr. Christoph Stölzl
  • Hermann-Josef Tenhagen, Journalist und Politologe (OSI)
  • Prof. Dr. Johannes Tuchel, Politikwissenschaftler
  • Harald Wolf, Senator a.D.
  • Prof. Dr. Günter M. Ziegler, Präsident, Freie Universität Berlin
  • Prof. Dr. Jürgen Zöllner
  • Prof. Dr. Michael Zürn, Direktor am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung

Wer das Plädoyer für die Schaffung einer Straße mit dem Namen von Nora Schimming unterstützen wolle, sei willkommen, sagt Christian Walther. Eine öffentliche Sammelstelle gebe es allerdings nicht; er bittet darum, dass sich Interessierte per E-Mail an ihn wenden: christian.walther@fu-berlin.de. Der Druck auf die Bezirkspolitik wächst; das Kanonenboot Iltis scheint als Namensgeber der kleinen Dahlemer Straße mehr und mehr zu wackeln.


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Immer donnerstags erscheint der Tagesspiegel-Newsletter für Steglitz-Zehlendorf. Den gibt es in voller Länge, einmal pro Woche mit vielen konkreten Bezirksnews, Tipps, Terminen unter tagesspiegel.de/bezirke. Diesmal berichtet Boris Buchholz unter anderem über diese Themen:

  • Sarazenu, Mythen und Legenden: Die BVV debattierte über das marode Rathaus Zehlendorf
  • Eilmeldung: Planungen für die Verlängerung der U3 ausgeschrieben
  • Geschenke für Schülerinnen und Schüler in Charkiw: Henriette und Anna vom Goethe-Gymnasium haben eine vorweihnachtliche Spendenaktion organisiert
  • Eine Schulzone für die Dunant-Grundschule: Elf Sekunden Grünphase sind zu wenig
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  • „Für eine nachhaltige Baukultur“: Im Gastbeitrag wird ein Bau-Beirat gefordert
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