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Müll im Brunnen. Der Brunnen und die Hochbeete des Hermann-Ehlers-Platzes wirken wenig einladend.

© Boris Buchholz

Update

Konkrete Ideen für den Hermann-Ehlers-Platz: Der zentrale Platz im Südwesten soll schöner werden

Seit Jahrzehnten macht der Aufenthalt auf dem Hermann-Ehlers-Platz wenig Freude: Keine Bänke, viel Dreck, kaputtes Pflaster.

"Mangelnde Aufenthaltsqualität" ist die Eigenschaft, die dem bedeutendsten Platz in Steglitz-Zehlendorf in den letzten Jahren wohl am häufigsten in der Diskussion zugeschrieben wurde. Die größten Pluspunkte des Hermann-Ehlers-Platzes sind seine Lage, der Wochenmarkt, die Platanen und die Spiegelwand, die an die Ermordung Steglitzer Jüdinnen und Juden erinnert und auf die ehemalige Synagoge in der Düppelstraße hinweist.

Auf dem Platz dominiert die Unfreundlichkeit: Es gibt keine Bänke, der Platz ist dreckig, das Pflaster uneben, der "Brunnen" vernüllt und die Hochbeete abschreckend. Jetzt endlich soll der Platz verändert werden – hier der Bericht aus dem Steglitz-Zehlendorf-Newsletter des Tagesspiegels:

Sitzen, Kaffee trinken und speisen auf der heutigen Versorgungsstraße entlang der Häuserzeile, ein ebenerdiges Wasserspiel in der Nähe des U-Bahnausgangs, mehr Sitzgelegenheiten, ein barrierefreies Pflaster und ein überdachter Fahrradständer mit oder ohne Kiosk an der Bushaltestelle gegenüber des Kreisels – so könnte die Zukunft des Hermann-Ehlers-Platzes aussehen.

Nach vielen Jahren, in denen sich Debatten und Wünsche mit Stillstand und Schweigen abwechselten, könnte der bedeutendste Platz des Bezirks kurz vor der Umgestaltung stehen. Was lange währt, wird endlich konkret.

Bis zum 31. März präsentiert das Grünflächenamt seine Pläne für den Platzumbau online – und bittet um Ideen und Anmerkungen. Auf der Beteiligungsplattform mein.berlin.de zeigt das Amt erste Skizzen (einen funktionierenden Link zur pdf-Datei finden Sie unter „über das Projekt“).

Die wichtigsten Neuerungen:

  • Der Platz soll künftig klarer strukturiert werden. Der westliche Platz mit U-Bahnausgang soll Raum für Markt und Veranstaltungen sein. Der östliche Platz – das Dreieck rund um die Spiegelwand, die an die Deportation und Ermordung Steglitzer Juden erinnert – bleibt fast unverändert. Neu hinzu kommt die „Möblierungszone“ rund um die Bushaltestelle gegenüber vom Steglitzer Kreisel. Die drei Bereiche sollen mit klar markierten Wegen voneinander getrennt werden.
  • Ebenerdiges Wasserspiel als Blickfang. Auf dem westlichen Platzteil in der Nähe des U-Bahn-Eingangs ist ein ebenerdiges Wasserspiel vorgesehen. Das Brunnenbecken und die beiden Hochbeete, die sich dort heute noch befinden, sollen abgerissen werden.
  • Wieder Sitzbänke. Am Wasserspiel und auch in der Möblierungszone haben die Planer wieder Bänke platziert – bisher sind die Sitzgelegenheiten auf dem Platz Mangelware: Aus Angst vor Obdachlosen wurden sie vor Jahren entfernt. Pech für alle.
  • Überdachte Fahrradständer – oder ein Mobilitätshub. An der Bushaltestelle der Linien X83 und M82 soll ein Kiosk, ein Marktbüro, ein überdachter Radabstellplatz oder gar ein Mobilitäts-Hub (hier kann auf Bus und Bahn sowie Leihrädern und E-Rollern umgestiegen werden) errichtet werden. Es ist die „Möblierungszone“.
  • Menschen, Tische und Stühle statt Autos. Aus der Versorgungsstraße entlang der Häuserzeile werden zwei Sackgassen. In der Mitte bleibt die Hälfte der kleinen Straße autofrei: Hier können Cafés und Restaurants Tische aufstellen und Gäste bewirten. Wer in der Zukunft mit frisch geputzter Sehhilfe aus dem „Brillenatelier“ an der zentralen Platzecke tritt, muss sich weder auf dem schmalen Gehweg drängeln noch nach (angeblichen) Anliegerverkehr Ausschau halten. Mit den Gewerbetreibenden habe man noch nicht gesprochen, erklärte Baustadträtin Maren Schellenberg (Grüne): „Ich bin daher gespannt, wie der jetzt vorliegende Vorschlag diskutiert werden wird.“

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Viele der Wünsche stammen von Bürgerinnen und Bürgern. Ideen für den Platz waren bei einer Veranstaltung des Runden Tisches Steglitz-Mitte im März 2019 gesammelt worden. Corina Wagner, Mitarbeiterin der Geschäftsstelle des Präventionsbeirates / Bürgerbeteiligung, hatte damals gut zugehört und die Anregungen notiert. Mehr Bänke, ein moderner Brunnen als Attraktion, eine barrierefreie und komplett ebenerdige Oberfläche, klar unterscheidbare Pflasterungen für Wege, mehr Licht und den Erhalt der Platanen waren beim Runden Tisch diskutiert worden (meinen Bericht finden Sie hier). Ein Großteil der Ideen findet sich im Entwurf des Grünflächenamts wieder.

600.000 Euro stehen aus dem Landesinvestitionsprogramm SIWANA (Sondervermögen Infrastruktur der Wachsenden Stadt und Nachhaltigkeitsfonds) zur Verfügung. Das reicht für einen ersten Bauabschnitt. „Für die komplette Umgestaltung eines Platzes werden deutlich mehr Gelder benötigt, so dass die Maßnahmen in mehreren Schritten erfolgen werden, wenn die Mittel zur Verfügung stehen“, teilte das Bezirksamt in einer Pressemitteilung mit. Auf Nachfrage des Tagesspiegels erklärt Baustadträtin Schellenberg: „Eine Investitionsmaßnahme aus be­zirklichen Mitteln ist nicht vorgesehen. Möglicherweise werden sich weitere Möglichkeiten aus an­deren Programmen ergeben.“ Wann, wieviel, wofür – das stehe „zur Zeit noch nicht fest“.

Jetzt sind erst einmal Sie an der Reihe: Bis zum 31. März lädt das Bezirksamt dazu ein, den ersten Entwurf des neuen Platz-Plans zu kommentieren (das können Sie hier tun). Erste Anregungen wurden bereits abgegeben: Else wünscht sich Bänke mit Armlehnen, Nutzer bertlex fände einen Mix aus Bänken mit und ohne Lehnen besser („Bänke mit Armlehnen können schnell zu defensiver Architektur werden – dadurch wird dann oft versucht, obdachlosen Menschen keine Liegemöglichkeit/Unterschlupf zu ermöglichen“). Bertlex findet den Platz-Entwurf prinzipell „sehr gut“; was ihn weiter stören werde, werde der Verkehr in der Albrechtstraße sein. „Wären eine Tempo 20-Zone und weniger Fahrspuren vorstellbar?“, fragt er. Man solle beim Bodenbelag „auch Befürfnisse von Menschen mit Handicap berücksichtigen“, fordert Nutzer fromZehlendorf. Und Kerstin alias kleinesktd würde aus ökologischen Gründen das Wasserspiel nur betreiben wollen, wenn es sich um Regenwasser handele.

Die Diskussion ist eröffnet. Ab dem 1. April werden die Bürgermeinungen ausgewertet, das Ergebnis der Bürgerbeteiligung wird online veröffentlicht. „Ihre Anregungen und Hinweise werden auf Umsetzbarkeit geprüft“, schreibt das Amt. Doch könne nicht jeder Vorschlag auch berücksichtigt werden, warnt die Verwaltung vor, „da die finanziellen Mittel begrenzt sind“. Es ist eine frühe Planungsphase: Wenn das Amt die Bürgervoten in eine aktualisierte Planung einbezogen habe, werde man sich mit der Bezirksverordnetenversammlung und den Trägern öffentlicher Interessen wie BVG, Polizei, Müllabfuhr, und Feuerwehr abstimmen, erklärt Stadträtin Schellenberg.

Bis der Platz wirklich umgebaut wird, wird also noch etwas Zeit vergehen – bis dahin bleibt der Platz ein ungemütlicher Ort. Wenn Sie bei Sonnenschein auf der steinernen Umfassung der Hochbeete Platz nehmen und die Augen schließen, können Sie sich vielleicht schon das Plätschern das Wasserspiels herbeiträumen. Vielleicht ist es aber auch nur das Rauschen des Verkehrs.

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