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Das „Discover Football“ Festival findet 2023 zum 11. Mal in Kreuzberg statt. Rund 100 Fußballerinnen nehmen teil.

© DISCOVER FOOTBALL

Frauenfußball- und Kultur-Festival: 100 internationale Fußballerinnen in Berlin-Kreuzberg zu Gast

„Discover Football“ vereint Fußballturnier, Open-Air Kino, Live-Konzerte, Ausstellungen und Podiumsdiskussionen. Das Festival will für die Frauen aber noch viel mehr sein.

Während bei der Fußball-Weltmeisterschaft die letzten entscheidenden Spiele stattfinden, treffen sich vom 16. bis 20. August in Berlin-Kreuzberg rund 100 internationale Fußballspieler:innen, Schiedsrichter:innen und Trainer:innen.

Im Willy-Kressmann-Stadion am Viktoriapark werden dann wieder pinkfarbene Banner mit der Aufschrift „Discover Football“ aufgestellt. Das ist der Name des Frauenfußball- und Kultur-Festivals, das bereits zum 11. Mal stattfindet. Am 12. und 13. August findet vorab eine internationale Fachtagung statt, bei der über die Sichtbarkeit von Frauen im Fußball diskutiert wird.

Mehr als 100 Frauen weltweiter Teams treffen sich im Stadion am Viktoriapark für ein Freundschaftsturnier und ein fünftägiges Open-Air-Programm.

© Dana Rösiger/DISCOVER FOOTBALL

Fünf Tage gibt es im Stadion kostenfrei ein Fußballturnier in gemischten Teams zu sehen und außerdem einen offenen Fußballparcours, Tischfußball, Open-Air Kino, Live-Konzerte, Ausstellungen und Podiumsdiskussionen für alle Interessierten.

Weltweites Netzwerk

„Discover Football“ ist aber nicht nur ein jährliches Festival im Kreuzberger Stadtion. Es ist zugleich ein weltweites Netzwerk für Frauenfußball und Frauenrechte. Das Netzwerk nutze Fußball als Instrument für eine Welt, in der Frauen Sport treiben können, ohne aus irgendeinem Grund diskriminiert zu werden. So steht es auf Englisch auf der Webseite www.discoverfootball.de.

So soll die Sichtbarkeit von Frauen und weiblichen Vorbildern im Fußball gefördert werden. Und es geht um den Kampf für einen diskriminierungsfreien Zugang zum Sport für Frauen, Mädchen und queere Menschen aus aller Welt. „Discover Football“ schreibt „Frauen*“ oder „Fußball*Kultur*Festival“ durchweg mit Gendersternchen, um auf die Vielfältigkeit der Identitäten und sexuellen Orientierungen hinzuweisen.

Eingeladen sind Frauenfußballteams aus Georgien, Iran, Irak, Kolumbien, Palästina, Südafrika, dem Südsudan, der Türkei und der Ukraine, „die über und mit Fußball sozial und politisch in ihren Kontexten aktiv sind“, heißt es.

Da gibt es zum Beispiel das Team „Küründen United“ aus Istanbul (Türkei), das daran arbeitet, dass Fußballspieler:innen ihre körperlichen Fähigkeiten entdecken, Spaß am gemeinsamen Training haben und ihr Selbstvertrauen stärken.

Beim Festival können Frauen aus aller Welt ihr Talent und ihre Leidenschaft für den Sport zeigen.

© DISCOVER FOOTBALL

Bei „RiWA“ informieren sich junge Frauen und Mädchen in Juba (Südsudan) über sexuelle Gesundheit, Rechte und über die stigmatisierte Periode. Und die feministische Fußballschule „Open“ arbeitet in ländlichen Gebieten Kolumbiens. Sie fördert den Zugang zu Universitäten und hat das Ziel, Homophobie und Fremdenfeindlichkeit im ländlichen Sport zu beseitigen.

Auch im Iran ist Frauenfußball mit vielen Problemen konfrontiert. Das Team der "Iranian Girls“, ebenfalls beim Festival dabei, nennt etwa die geringe Bezahlung der Spieler:innen, die fehlende Medienberichterstattung und den Mangel an speziellen Einrichtungen für Frauen. „Ihre Teilnahme an internationalen Veranstaltungen und Turnieren ist somit eine große Chance, um auf ihre Probleme aufmerksam zu machen und sich mit anderen auszutauschen“, heißt es.

Über die Chancen und Herausforderungen von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit im Frauenfußball wird diesmal diskutiert.

© DISCOVER FOOTBALL

Das erste Festival-Turnier im Jahr 2010 war übrigens die Fortsetzung einer Begegnung zwischen einem Berliner und einem Teheraner Team: Diese Begegnung im Jahr 2006 war das erste öffentliche Frauen-Fußballspiel in Teheran seit 1979, festgehalten im Film „Football Undercover“. „Discover Football“ ist also auch ein Verweis auf diesen Film, den die Gründer:innen gedreht haben.

Filme gibt es auch dieses Jahr beim Festival zu sehen: Etwa über Frauen in Afghanistan („Don’t forget about us“), die von den Taliban entrechtet wurden, oder in dem Dokumentarfilm „Born in Evin“ begibt sich die in einem iranischen Gefängnis geborene Schauspielerin Maryam Zaree auf die Spuren ihrer Kindheit.

Am Freitag, 20 Uhr, gibt die Berliner Rapperin „JNNRHNDRXX“ (Jenner Hendrix) ein Konzert. Die Spandauerin bietet in ihren Songs einen Einblick in ihre persönliche Erfahrungswelt als Schwarze trans Frau: Es geht um Dating, rassistische Stereotype und ihre Selbstermächtigung.

Motto „(Un)seen Game“

Der thematische Fokus des Festivals liegt diesmal auf der Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit von Frauenfußball. Sowohl beim Festival als auch bei einer Fachtagung im „Betahaus“ können sich die internationalen Fußballer:innen und Interessierte frei und sicher darüber austauschen. Das ist nicht in allen Ländern selbstverständlich: Insbesondere im Iran oder in Afghanistan – Länder, in denen die Freiheitsrechte von Frauen eingeschränkt sind, bringe die Sichtbarkeit sowohl Vorteile, aber auch Risiken mit sich.

Einerseits können sichtbare Fußballerinnen ihre Talente für den Sport präsentieren. Auf der anderen Seite löst die Sichtbarkeit in autoritären Regimes Gefahren für Frauen und queere Personen aus. Das Festival in Kreuzberg will allen Frauen einen Raum bieten,, um sich darüber auszutauschen – und das unterstützende Netzwerk zu nutzen.

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