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Japans Hinata Miyazawa (li.) traf bereits fünfmal bei dieser WM.

© AFP/GRANT DOWN

Vor dem WM-Viertelfinale: Japan ist längst mehr als ein Geheimfavorit

Die Viertelfinals der Fußball-WM stehen an. Dass nicht mehr nur die etablierten Nationen gute Chancen auf den Titel haben, macht das Turnier besonders reizvoll.

Die Viertelfinalspiele der Weltmeisterschaft finden ohne die deutschen Fußballerinnen statt. Das ist schon etwas länger bekannt. Es hat für das DFB-Team bei diesem Turnier in Australien und Neuseeland nicht mal zum Einzug in die K.o.-Phase gereicht. Und als wäre das nicht schon überraschend genug gewesen, schieden im Achtelfinale auch noch die Titelverteidigerinnen aus den USA aus. Damit wird es erstmals bei einer WM ein Endspiel ohne Beteiligung zumindest einer der beiden Frauenfußball-Großmächte geben. Dafür sind Nationen wie Australien oder Kolumbien noch dabei, im Vorfeld der WM hätten das wohl nur die wenigsten erwartet.

Im ersten Viertelfinale stehen sich am Freitag (3 Uhr, MESZ) Spanien und die Niederlande gegenüber und damit zwei Nationen, die sich berechtigte Hoffnungen auf den WM-Titel machen dürfen. Die Niederlande überzeugte im bisherigen Turnierverlauf eigentlich in jedem Spiel. Während es gegen Portugal und die USA noch etwas in der Offensive haperte, traf das Team von Trainer Andries Jonker gegen Vietnam gleich siebenmal.

Darauf folgte ein souveräner Sieg im Achtelfinale über Südafrika, bei dem sich erneut eine Stärke der Niederländerinnen herauskristallisierte. Von den bisherigen elf Toren im Turnier trafen die Niederländerinnen sechsmal in den ersten 20 Minuten. Hinzu kommt eine starke Defensive um Stefanie van der Gragt und Kapitänin Sherida Spitse, was vor allem in einer K.o.-Phase eines Turniers entscheidend sein kann.

Japans Umschaltspiel ist kaum zu verteidigen

Spanien hingegen spielt bislang eine WM mit Höhen und Tiefen. Mit dem Ballbesitzfußball und der hohen Qualität in der Offensive kann zwar kaum eine Nation mithalten. Dafür haben die Spanierinnen aber ihre Defizite in der Abwehr – die Japan ihnen im letzten Gruppenspiel mit vier Gegentoren schmerzhaft aufzeigte. Eigentlich gehört die Mannschaft von Trainer Jorge Vilda allein aufgrund der großen Namen im Kader trotzdem zu den Favoriten auf den Titel. Wäre da nicht Japan, das in einem möglichen Halbfinale warten würde.

Um dahin zu gelangen, muss Japan am Freitag (9.30 Uhr, MESZ) aber erstmal Schweden bezwingen, das mit viel Selbstvertrauen aufgrund des Sieges über die USA antritt. Dennoch ist Japan der große Favorit in diesem Spiel und das ist eine weitere Überraschung dieses Turniers. Hatten die Japanerinnen zunächst noch zu den Geheimfavoriten auf den WM-Pokal gezählt, sind sie nun der wohl heißeste Anwärter auf den WM-Gewinn. Das liegt am hocheffizienten und zielstrebigen Fußball, den Trainer Futoshi Ikeda spielen lässt.

Dabei ist die hohe Präzision, sowohl im Passspiel als auch im Torabschluss, die entscheidende Komponente, die das Umschaltspiel der Japanerinnen so erfolgreich macht. Beim ungefährdeten 3:1-Sieg über Norwegen im Achtelfinale war der dritte Treffer Japans durch WM-Toptorjägerin Hinata Miyazawa ein Paradebeispiel für dieses Konterspiel. Dabei ist das japanische Spiel derart flexibel, dass es auch mit viel eigenem Ballbesitz erfolgreich sein kann.

Die beiden Viertelfinalspiele am Samstag bestreiten Australien und Frankreich (9 Uhr, MESZ) sowie England und Kolumbien (12.30 Uhr, MESZ). Frankreich und England werden dabei die besseren Chancen auf ein Weiterkommen eingeräumt. Doch Kolumbien und Australien spielen beide bislang stark auf und sind in der Lage, die etablierten Fußball-Nationen zu ärgern. Das musste Deutschland bereits erfahren und auch Kanada, das in der Gruppenphase mit 0:4 gegen den Turniergastegber unterging. Australien kann auf den Heimvorteil setzen und außerdem auf Caitlin Foord, die das Fehlen von Superstar Sam Kerr fast vergessen machte. Sollte Kerr nun wieder vollständig genesen sein, dürfte Frankreichs Defensive gewarnt sein.

Im Duell zwischen Kolumbien und England steht die 18-jährige Ausnahmefußballerin Linda Caicedo einmal mehr im Fokus. Auf ihr lastet schon jetzt eine immense Verantwortung im kolumbianischen Team. Durch die Rote Karte, die Lauren James im Achtelfinale gegen Nigeria kassierte, fehlt den Engländerinnen die treibende Kraft in der Offensive. Eine weitere Überraschung ist auch deswegen nicht auszuschließen. Es würde zu diesem WM-Turnier passen.

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