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Temporäre Schulstraße vor der Bruno-H.-Bürgel-Grundschule am Rackebüller Weg in Lichtenrade.

© Sigrid Kneist/TSP

Erste temporäre Schulstraße in Berlin: Keine Durchfahrt für Elterntaxis

Vor vielen Schulen herrschen morgens chaotische Verkehrsverhältnisse, weil Eltern ihre Kinder mit dem Auto bringen. Dagegen wurde in Lichtenrade nun ein Pilotprojekt gestartet.

Von der Lessingstraße und der Goethestraße aus ist am Morgen für Autos keine Einfahrt in den Rackebüller Weg in Berlin-Lichtenrade möglich. Mobile Absperrgitter und Fahrverbotsschilder stehen auf der Fahrbahn. Elternvertreter der dortigen Bruno-H.-Bürgel-Grundschule mit Warnwesten haben die Schilder aufgestellt und begleiten die Maßnahme.

Am Montagmorgen hat hier eine vierwöchige Pilotphase für eine temporäre Schulstraße begonnen. Das bedeutet, dass dieser Abschnitt des Rackebüller Wegs an Schultagen von 7.15 Uhr bis 7.45 Uhr für Autos gesperrt ist. Eltern können nicht mehr mit dem Auto vorfahren, um ihre Kinder vor dem Schuleingang abzusetzen. Es ist das erste Mal, dass in Berlin eine temporäre Schulstraße eingerichtet wurde.

Verkehrsstadträtin Saskia Ellenbeck (Grüne) hält die Schulstraße mit einer zeitlich begrenzten Straßensperrung für ein gutes Mittel, um vergleichsweise unkompliziert mehr Verkehrssicherheit für Schüler vor der Schule zu schaffen. Bauliche Maßnahmen oder das Anlegen eines Zebrastreifens hätten eine lange Vorlaufzeit und seien nicht so schnell umzusetzen.

Projekt soll nach Pilotphase ausgewertet werden

Nach der Pilotphase soll das Projekt ausgewertet werden. Die Bruno-H.-Bürgel-Schule habe man ausgesucht, da Elternschaft und Schulleiter Jens Otte hier schon lange engagiert seien. „Wichtig ist, dass wir jetzt den Auftakt gut hinbekommen“, sagt Otte.

Aktive Initiativen für Verkehrsberuhigung vor Schulen gibt es im Bezirk beispielsweise auch bei der Grundschule auf dem Tempelhofer Feld. An der Käthe-Kollwitz-Schule etwas weiter südlich in Lichtenrade engagieren sich die Eltern ebenfalls. Dort müssen die Kinder verschiedene Horte sicher erreichen können, wie die Grünen-Bezirksverordnete Martina Zander-Rade sagt.

Heute wurden dort aber nur die Hälfte der sonst üblichen Autos gezählt, 35 statt sonst 65 bis 70 Autos.

Marie Voigt, Elternvertreterin

Auch für Schulstadtrat Tobias Dollase (parteilos/für die CDU) ist Schulwegsicherheit ein wichtiges Thema. In der schmalen Wohnstraße vor der Schule seien die vielen „Elterntaxis“ ein Problem, das die Sicherheit der Kinder gefährde. Ähnliche Situationen gibt es vor vielen Berliner Schulen morgens vor Schulbeginn, wenn Eltern ihre Kinder mit dem Auto bringen.

Die Bruno-H.-Bürgel-Schule, eine vierzügige Grundschule, verfügt über einen zweiten Eingang, der über die Schillerstraße ebenfalls mit dem Auto erreicht werden kann. Dieser ist weiterhin offen. „Heute wurden dort aber nur die Hälfte der sonst üblichen Autos gezählt, 35 statt sonst 65 bis 70 Autos“, sagt Elternvertreterin Marie Voigt. Die Elternvertretung habe vor den Osterferien gut über das Vorhaben informiert. Dies sei wichtig, da das Thema stark polarisiere.

Eltern beaufsichtigen die Straßensperrung

An diesem Morgen aber bleibt die Situation entspannt. Die Eltern, die mit ihren Kindern im Auto angefahren kommen, zeigen Verständnis, auch wenn es einige wenige gewagte Wendemanöver vor der gesperrten Straße gibt. In den kommenden vier Wochen werden die Eltern die Schilder an den richtigen Platz rücken und die Straßensperrung beaufsichtigen. „Es war unkompliziert, den Schichtplan aufzustellen“, sagt Finn Gerlach, auch er Mitglied der Elternvertretung. Fünf Personen brauche man pro Tag.

Die Idee, eine temporäre Schulstraße einzurichten, entstand vor rund sechs Jahren. Damals hatte die Schöneberger Werbellinsee-Grundschule ihre Schülerlotsen abgezogen, weil rücksichtslose Autofahrer, darunter auch Eltern, die Sicherheit der Jungen und Mädchen gefährdeten.

Dies führte berlinweit zu einer Debatte über Schulwegsicherheit. Schon damals sprach sich die Grünen-BVV-Verordnete Annabelle Wolfsturm für die Einführung einer Schulstraße aus: „Wir müssen neue Wege ausprobieren. Und das wäre eine Maßnahme, die sich zügig durchsetzen lässt.“ Sechs Jahre dauerte es jetzt, bis ein Pilotprojekt gestartet wurde.

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