zum Hauptinhalt
Der sogenannte Hererostein erinnert an deutsche Soldaten, die in Namibia gefallen sind.

© Wikimedia

Debatte um „Hererostein“ in Berlin-Neukölln: Museum diskutiert Umgang mit dem kolonialen Erbe

Der Bezirk will das Gedenk-Ensemble auf dem Friedhof am Columbiadamm umgestalten. Künftig soll der Opfer des Völkermordes gedacht werden. Das Regionalmuseum diskutiert Ideen.

Viel wurde in den vergangenen Jahren über den sogenannten Hererostein auf dem Garnisonsfriedhof am Columbiadamm in Berlin-Neukölln diskutiert. Der Stein von 1907 erinnert an sieben deutsche Soldaten, die zwischen 1904 und 1907 „am Feldzuge in Südwestafrika freiwillig teilnahmen“ und „den Heldentod“ starben, wie es in mittlerweile recht verwitterter Schrift heißt.

Anfang 2023 hatten die Neuköllner Bezirksverordneten das Bezirksamt dazu aufgefordert, das gesamte Gedenkensemble umzugestalten. Der Stein wurde 1907 errichtet und stand zunächst auf einem Kasernengelände in Kreuzberg, seit 1973 befindet er sich auf dem Friedhof.

Direkt vor dem Stein ist 2009 eine Gedenkplatte eingelassen worden, die an die rund 80.000 Menschen erinnert, die von deutschen Soldaten in Namibia grausam ermordet wurden. Zuvor hatten Initiativen und Vereine jahrelang dagegen protestiert, dass hier zwar an die Täter, aber nicht die Opfer der Kolonialherrschaft erinnert wurde.

Seit zwei Monaten ist nun im Museum Neukölln die Ausstellung „Buried Memories“ zu sehen, die den Umgang mit dem Kolonialismus in Deutschland thematisiert. Ausgehend von der Ausstellung will das Museum mit Politik und Zivilgesellschaft ein Konzept entwickeln, wie es mit dem Stein und Gedenkensemble weiter gehen soll. Teil dessen ist ein umfangreiches Rahmenprogramm.

Die Ausstellung selbst zeigt eine Installation der Künstlerin Isabel Tueumuna Katjavivi: Sie erinnert an den 70.000-fachen Tod der Ovaherero und Nama und das Leid, das die Angehörigen bis heute prägt. Zum Programm zählen etwa Führungen durch die Ausstellung und zu den Spuren des Kolonialismus in Neukölln.

Am 31. Januar findet ab 18 Uhr die Podiumsdiskussion „Quo vadis ‚Herero-Stein‘?“ statt. Auf dem Podium sitzen die Kunsthistorikerin und Denkmalpflegerin Gabriele Dolff-Bonekämper, die Militärhistorikerin und Leiterin der historischen Museen in der Zitadelle Spandau, Urte Evert, der Aktivist Israel Kaunatjike von Berlin Postkolonial und Jens Rieser, Leiter der Unteren Denkmalschutzbehörde von Neukölln. Moderiert wird die Debatte von Museumschef Matthias Henkel.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false