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Ein Briefträger der Deutschen Post.

© dpa

Ärger um Briefzustellung in Tempelhof-Schöneberg: Zu wenig Personal führt zu leeren Briefkästen

Die Deutsche Post kann gerade nicht zuverlässig die Post zustellen. Beschwerden bei der Bundesnetzagentur bringen aber leider nur wenig.

Von Bao-My Nguyen

„Manchmal kommt die Post zehn Tage lang nicht zu uns!“ Drei Anwohner*innen in Marienfelde haben in der „Bild“ auf ihre Notsituation aufmerksam gemacht: Die Post findet ihren Weg nicht in den Grimmingweg 10; Anwohner*innen stehen vor leeren Briefkästen.

Ist davon nur dieser bestimmte Teil des Bezirks betroffen oder gibt es da ein größeres Problem? „Der Mangel an Arbeitskräften und die Corona-Infektionswelle gehen auch an der Deutschen Post nicht spurlos vorbei. Auch in Berlin verzeichnen wir – für diese Jahreszeit unerwartet – viele Krankheitsfälle“, bestätigt mir ein Pressesprecher der Post.

Dementsprechend kommt es zu „Unregelmäßigkeiten“ bei der Zustellung. „Aufgrund der Personalengpässe mussten Teile von Zustelltouren in den zurückliegenden Wochen auf andere Kolleg:innen umverteilt werden. Folglich kam es vereinzelt zu Zustellabbrüchen, nachdem Mitarbeitende ihre tägliche Höchstarbeitszeit erreicht hatten.“ Das hat eine verspätete Lieferung zur Folge. Das habe aber nichts mit den Bezirken zu tun, sondern sei vom Krankheitsstand abhängig.

Bundesnetzagentur: Beschwerden über Post häufen sich

Eigentlich sichern gesetzlichen Vorgaben eine zuverlässige und regelmäßige Zulieferung. Die Aufsicht hat die Bundesnetzagentur, die auch für Beschwerden zuständig ist und bei gegebenen Anlass die Dienstleister prüft. Doch zunächst sollten sich Kunden an das Unternehmen wenden, rät die Agentur. Bei Häufung von Beschwerden „fordert sie das jeweilige Postunternehmen auf, bestehende Mängel zeitnah abzustellen und die gesetzlich vorgeschriebene Qualität dauerhaft zu gewährleisten.“

Ist das für den Bezirk die Bundesnetzagentur bereits aktiv? Die Anfrage des Tagesspiegels zeigt: Bis Ende September gingen mit 285 Mängelanzeigen bereits mehr Beschwerden ein im gesamten vorherigen Jahr (164). Besonders in den Postleitzahlbereichen 10829 (Schöneberg) und 12107 (Mariendorf) verzeichnet die Bundesnetzagentur eine „eine besondere Häufung an Beschwerden wegen mangelhafter Briefzustellung durch die Deutsche Post“. Gerade läuft noch die Auswertung der Beschwerden. Danach wird sich die Agentur entscheiden, ob eine Anlassprüfung durchgeführt wird.

Aber auch dies ist kein Allheilmittel. „Es gibt kein gesetzliches Instrumentarium, durch das ein Postdienstleister im Einzelfall im Wege einer behördlichen Anordnung o. ä. zur Erbringung einer bestimmten Qualität verpflichtet bzw. bei vorübergehenden Mängeln entsprechend sanktioniert werden könnte“, räumt die Pressestelle ein. Das lässt die Handlungsfähigkeiten der Bundesnetzagentur wie einen zahnlosen Tiger wirken.

Die Post arbeite mit Hochdruck daran, das Problem zu bewältigen. Wäre es eigentlich möglich, dass andere Dienstleister während der Personalengpässe einspringen? „Nein“, teilte mir der Pressesprecher der Post mit, „diese Option steht nicht zur Verfügung. Die Deutsche Post und die Gewerkschaft ver.di haben sich im Rahmen des gültigen Tarifvertrags auf einen Fremdvergabeverzicht in der Brief- und Verbundzustellung verständigt.“

Die eigentlich lobenswerte Schutzmaßnahme für Arbeitnehmer*innen bei der Post gestaltet die Lösung des Problems gerade ein wenig schwierig. Vermutlich werden Anwohner*innen in Schöneberg und Marienfelde wohl noch ein bisschen länger in die leeren Briefkasten schauen müssen.

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