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Urlaub, Krankheit, Nachwuchsmangel: Beschwerden über Postzustellung in Berlin mehr als verdoppelt

Bei der Bundesnetzagentur häufen sich die Klagen über zu spät oder falsch zugestellte Briefe. In Britz warteten Anwohner jüngst zweieinhalb Wochen auf ihre Post.

Briefe kommen zu spät oder werden falsch zugestellt: In Berlin ist die Zahl der Beschwerden über Postsendungen in diesem Jahr im Vergleich deutlich gestiegen. Bis Ende September seien 2472 Beschwerden bei der Bundesnetzagentur eingegangen, teilte eine Sprecherin am Dienstag mit. Bis Ende September 2021 verzeichnete die Agentur demnach 1142 Beschwerden aus Berlin.

Bei einer Beschwerde werden demnach häufig mehrere Gründe genannt. 55 Prozent der Beschwerdegründe entfielen in diesem Jahr auf Briefe und 28 Prozent auf Pakete. Im Vorjahr betrafen 24 Prozent den Briefbereich und 59 Prozent den Paketbereich.

Ein Post-Sprecher erklärte die Brief-Probleme in Berlin mit der Corona-Infektionswelle. Außerdem sei die Urlaubszeit hinzugekommen. So könne es in einzelnen Bezirken zu Unregelmäßigkeiten gekommen sein. „Aufgrund der Personalengpässe mussten Teile von Touren in den zurückliegenden Wochen auf andere Kollegen umverteilt werden“, sagte er.

2472
Beschwerden über Postsendungen sind in diesem Jahr bis September bei der Bundesnetzagentur eingegangen

Mitarbeiter, die ihre tägliche Höchstarbeitszeit erreicht hatten, brachen ihre Touren demnach ab. „Auf der Tour noch verbleibende Haushalte konnten dann nicht taggleich, sondern erst verspätet an den Folgetagen mit Post beliefert werden.“ Bewohner der Hufeisensiedlung in Berlin-Britz beispielsweise mussten unlängst gut zweieinhalb Wochen auf ihre Briefe warten.

Grundsätzlich gebe es keine langfristigen Brennpunkte, erklärte ein anderer Sprecher der Post. Neben einem hohen Krankenstand sei in Britz beispielsweise eine Betriebsversammlung eine der Ursachen gewesen. Andere Medien berichteten auch von auslaufenden Zeitarbeitsverträgen und Schwierigkeiten bei der Nachwuchssuche, die zu Problemen in Berlin führe.

Auch Unternehmen seien betroffen, sagte Serkan Antmen vom Deutschen Verband für Post, Informationstechnologie und Telekommunikation. Der Verband hat Laufzeitmessungen von Briefsendungen durchgeführt, um zu prüfen, ob die Post ihr Versprechen hält, 90 Prozent der Briefe am folgenden Tag zuzustellen. „Ich kann mit Sicherheit sagen, dass das sehr selten der Fall ist“, sagte Antmen.

Auch den Verband erreichten immer wieder Beschwerden von Privatkunden, die an die Netzagentur verwiesen würden. Die Beschwerdezahlen, die dort eingehen, sind aus Sicht Antmens nur „die halbe Wahrheit“. Denn nicht jeder Kunde beschwere sich. Auch bei der Post könnten sich Kunden beschweren, bekämen aber häufig nur Textbausteine als Antworten.

Die Deutsche Post ist verpflichtet, die gesetzlich geforderte Grundversorgung sicherzustellen. Briefe müssen mindestens einmal werktäglich zugestellt werden. „Unser Betriebsmanagement arbeitet mit Hochdruck daran, die Lage wieder zu stabilisieren und Verzögerungen zu minimieren“, sagte ein Post-Sprecher. (dpa)

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