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Overall view shows demonstrators waving flags of Ukraine attend a demonstration in support of Ukraine, on Karl-Marx-Allee in Berlin, on February 24, 2023, the first anniversary of Russia's invasion of Ukraine. (Photo by Odd ANDERSEN / AFP)

© AFP/ODD ANDERSEN

35 Meter Blau und Gelb: So entstand die riesige Fahne für die Ukraine-Demo in Berlin

Das lange Band in den Nationalfarben wurde in der Mariendorfer Schneiderei von Irina Pais gefertigt. Ihre Verwandten in der Ukraine traf der russische Angriff furchtbar.

Von Frank Jansen

Das lange Band in den Nationalfarben blau und gelb war weit sichtbar. Bei der Demonstration der Ukrainer am Freitag, die von der Karl-Marx-Allee zum Brandenburger Tor führte, trugen Teilnehmer eine 35 Meter lange ukrainische Fahne. Sie entstand in der Schneiderei von Irina Pais in Mariendorf.

„Ich habe 35 Meter gelben und blauen Stoff gekauft“, sagt die in der Ukraine geborene Frau am Freitag dem Tagesspiegel. Dann habe sie mit zwei Mitarbeiterinnen drei Stunden genäht. Sie sagt auch, warum: „Das ist meine Heimat“, die Augen füllen sich mit Tränen.

Zwei Mitarbeiterinnen halfen Pais beim Nähen.
Zwei Mitarbeiterinnen halfen Pais beim Nähen.

© Foto: Privat

Pais ist zwar deutsche Staatsbürgerin und schon seit 30 Jahren in Deutschland, aber ihr Herz schlägt immer noch für die alte Heimat. Wo ihre Verwandten, die in Kiew und der Umgebung leben, vom russischen Angriff gleich zu Beginn furchtbar getroffen wurden.

„In Irpin wurde ein Onkel von mir getötet“, sagt Pais. Die russischen Truppen hatten die Vorstadt nördlich von Kiew schon früh besetzt, sie mordeten, quälten, raubten. Erst Wochen später zogen sich die Angreifer aus der verwüsteten Stadt zurück.

Irina Pais. Sie betreibt eine Schneiderei in Mariendorf. Dort wurde die 35 Meter lange ukrainische Fahne genäht. 
Irina Pais. Sie betreibt eine Schneiderei in Mariendorf. Dort wurde die 35 Meter lange ukrainische Fahne genäht. 

© Frank Jansen

Pais trauert nicht nur um ihren Onkel. Eine ihrer Nichten sei vergewaltigt worden. „Danach hat sie Selbstmord begangen“, sagt Pais. Und das ist noch nicht der ganze Horror.

„Viele Freunde aus der Ukraine rufen an und sagen, wir sind bombardiert worden, wir haben alles verloren“, die Stimme der zierlichen Schneiderin stockt. Aber sie gibt nicht auf und versucht, von Berlin aus zu helfen.

Am Tresen der Schneiderei, die Pais seit acht Jahren in Mariendorf betreibt, steht eine Spendenbox, angemalt in den Farben blau und gelb. „Viele Kunden geben Geld“, sagt Pais.

Mit den Spenden habe sie bereits Medikamente gekauft und einer Kinderklinik in Kiew geschickt. Pais sammelt zudem warme Kleidung, die ebenfalls in die Ukraine gebracht wird. „Ich sage den Kunden vielen, vielen Dank für Ihre Hilfe“, sagt Pais. Und sie wiederholt nochmal, „vielen, vielen Dank“.

Was glaubt sie, wie lange der Krieg noch dauern wird? Pais zögert, wieder kommen die Tränen. „Ich hoffe, dass der Krieg dieses Jahr zu Ende ist“, sagt sie. „Ich bitte Gott jeden Tag.“

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